LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Thursday, April 28, 2011

Ein lehrreicher Text über Fehler und Wind, bei dem endlich sehr viel erklärt wird

Nun, dieser letzte Blogeintag war sicherlich etwas kurz, vor allem deshalb, weil ich noch nichts über Lektionen im Tantensein schrieb oder überden Mistral. Beides fatale Fehler.


Die Lektion im Tantensein erster Teil lehrte mich Ostersonntag meine Nichte. Sie lief davon. Ja, sie tut sowas. Ich lief natürlich hinterhr und voll in den Sandkasten. Mit ihr. Und meinen neuen weißen Schuhen. Noch ein fataler Fehler. Letzten Endes waren dann auch meine Feinstrümpfe innen voller Sand, was ich allerhand finde, schließlich ist es grober Sand. Wenn ich jetzt in Saudiarabien in der Wüste wäre, meinetwegen, das ist feiner Sand, aber da war ich ja garnicht, und auch nicht meine Feinstrümpfe. Soviel zu irreführenden Namen. Die Lektion heißt ganz eindeutig: Nicht mit neuen weißen Schuhen in einen Sandkasten.

Die Lektion im Tantesein zweiter Teil lehrte mich heute auch meine Nichte. Sie lief wieder davon. In der Stadt ist das aber ein Stückchen gefährlicher als im Sandkasten. Allerdings passte ich meine Reaktion der Situation nicht an und lief wieder hinterher. Ungefähr dreißig Minuten in gebückter Haltung, die Hände immer so schräg über ihrem Kopf, dass sie sich selbigen nicht anhauen konnte und ich sofort zugreifen könne, falls sie spontan auf die Idee kommt, links abzubiegen und in den nächsten schlechtgelaunten Münchner zu laufen. Oder ein Auto.
Kinder, die gerade laufen können, tun das wirklich gern und scheren sich um alles andere herzlich wenig, zum Beispiel um Ecken auf Kopfhöhe, Fahrradfahrer und alles andere außer Mama. Diese Lektion heißt: Manchmal ist Tragen leichter.


Nun aber zum Mistral.


Der Mistral ist die Erklärung dafür, dass Inge letzte Woche Nichtgeburtstag hatte, während alle dachten, sie hätte Geburtstag.

Eigentlich ist die Geschichte ganz einfach: Inge wollte zum Geburtstag reinfeiern am vergangenen Dienstag. Bei einer Freundin. Die Freundin ging aber unter im Gespräch. Daher dachte der Salamander, sie habe selbst Geburtstag (die Inge, nicht die Freundin, die Freundin hatte ja Geburtstag, aber sie war ja nicht im Gespräch, weil sie ja unter ging). Dennoch taten mehrere Salamander wohl ähnliches wie ich und schrieben ihr verschiedenes zum Wiegenfeste (das sie ja garnicht hatte, sondern die Freundin). Sie klärte elektronisch auf über diesen fatalen Fehler, und ich schämte mich und wusste nicht recht ein noch aus. Also schrieb ich ihr eine Email voller Mist. Deren Wortlaut lautete wie folgt:

"Mist. 
[wegen dem ganzen Geburtstagsunfug, die Autorin]

Und ich schreib auch noch [in einer anderen Email, die Autorin]: Willst du dir das nicht noch mal überlegen mit dem Geburtstag?
Doppelmist.
 

Was mach ich denn jetzt mit dem Blogeintrag? Entweder ich poste ihn an deinem echten Geburtstag nochmal oder ich mach was anderes. Allerdings weiß ich deinen echten Geburstag nicht.
Dreifachmist.
 

Anbei schlage ich vor, dass du ab heute heute Geburtstag ehrenhalber hast. Kannst du in deinen Pass eintragen lassen als: Geb. h.c.: 20.04.1984 oder 2011. Bleibt dir überlassen.
Darüber sollten wir bei der nächsten Sondersitzung demokratisch abstimmen. Ich erwarte den Privatjet.

Vierfachmist. [Weil der noch nicht existiert, der Jet, die Autorin] "

Daraufhin wusste Inge sofort, woher der Wind wehte und antwortete Folgendes:
"Mistral ist das Zauberwort, soeben ist es mir eingefallen und dann habe ich auch endlich herausgefunden, dass wir in einem Abenteuerroman für Kinder leben. Es war alles nur eine stürmische Verwehung und wenn wir unsere Haare wieder in Ordnung gebracht haben, ist er auch schon wieder vorbei, der starke, kalte Nordföhn. Ach ja, wir sind im Rhônetal, was auch unser Orts-Distanz-Problem löst. Wir sind alle im Rhônetal, sonst hätten wir ihn ja nicht zu spüren bekommen, den Mistral."

Mistral ist, wie Wikipedia weiß, ein Wind im Rhonetal, der so stark und häufig weht, dass sich sogar die Bäume nach ihm richten und mit seiner Wehrichtung wachsen. Das sind dann Windflüchter. Klingt irgendwie verkrüpelt und ängstlich, diese Bäume, die sogar vor dem Wind flüchten. Ziemlich unpraktisch als Baum auch, so festgewachsen und abhängig von Luft. Windflüchter, die Memmen unter den Bäumen. Wobei der Mistral es schon in sich hat. Macht Nichtgeburtstagskinder zu Geburtstagskindern und alle glauben es.

Auch hier gibt es eine Lektion zu lernen, und erinnert euch gut daran, denn häufig noch werdet ihr gefragt werden nach und wohl auch selbst fragen nach dem Zauberwort: Es lautet MISTRAL. Mistral.

Jetzt wisst ihr, was Inge dazu gesagt hat. In ihrem Kopf würde ich mich glaube ich wohl fühlen. Wenn ich immer so eine Stimme im Kopf hätte, die mir zuflüsterte: "wir sind in einem Abenteuerroman für Kinder," dann wäre ich glaube ich sehr beruhigt. Meine Stimme flüstert mir nur Sandwortspiele ein. Ich will ihr zurufen: "Mit Worten spielt man nicht," aber dann macht sie vielleicht Witze, bis ich über das anfängliche, willkürlich gesetzte Maß komme, bei dem ich irgendwas versprochen habe. Das habe ich mir aber noch nicht ausgedacht, und so graut mir vor dem Tag, an dem ich es in die Tat umsetzen muss. Weil ich ja noch nichts habe! Für mich wird es somit auch wirklich eine Überraschung sein, aber ihr, die ihr Zeit hattet, euch zu überlegen, was es denn sein könnte, ihr werdet vielleicht gar enttäuscht seid.
Um die Stimme also zum Schweigen zu bringen hätte ich beinahe eine Latte Nocciola gekauft, die unvermittelt und in Tetrapacks im Penny vor mir auftauchte. Latte Nocciola ist einfach Caffe Latte mit Haselnussaroma und hat überhaupt nichts mit Latten zu tun, weder in sexueller noch in anderer Weise. Aber sie verdutzte mich derart, dass die Stimme verstummte, abrupt. Das war gut so.

Der Salamander, das ist übrigens eine Textwerkstatt, da sitzen Menschen um einen Tisch, lesen sich die Texte vor, die sie in der vergangenen Woche geschrieben haben, und die anderen kritisieren, ja ja so ist das, also der Salamander hatte nämlich mal eine Lesung die da hieß: "In deinem Kopf will ich nicht wohnen."
Wenn ich mir meinen Kopf so betrachte möchte ich fast sagen: in meinem Kopf hätte ich Angst. Vor allem, wenn ich von Johnny Depp träume. Aber auch so die meiste Zeit. Nur wohne ich ja in meinem Kopf und weiß, dass das alles halb so wild ist.

Möge der Mistral euch die Köpfe zerzausen, die Flausen eintreiben und euch biegen, bis ihr flüchtet.

Anbei noch ein Degistiv: (oder Delegtiv, von legere/ lesen?)

Ihr kennt ja Schüttelreime, ja? Sowas wie:
"es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen."
Man vertauscht einfach die Buchstaben am Wortanfang zweier Worte, bzw. nicht die Anfangsbuchstabenm, sondern die Anfangslaute.
Das kann man ja nun auch mit einzelnen Worten machen. Wie Schutzbaum und Butzschaum. Oder Putenschnitzel und Schnutenpitzel. Meist kommt dabei nichts raus, was Sinn macht, aber häufig muss man trotzdem und gerade deswegen lachen.

Etwas Sinnvolles (wenn auch Unwahres) kommt aber wohl bei der Schüttelung von folgenden Worten heraus

Schwesterlein           -          Läster-Schwein
Schwagerlein           -           Lager-Schwein



Familie Läster und Lager Schwein. Sogar den gleichen Nachnamen haben sie! Wie im wahren Leben. Nur die Nichte schlägt aus der Art:

Nichtlein            -            Licht? Nein

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