LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Thursday, March 31, 2011

Magnolie

Heute hier eine Magnolie, von denen es in Bonn ganz viele gibt, die auch schon blühen. Blühen tun auch Narzissen in rauen Mengen, was mich besonders freut, weil Narzissen meine Lieblingsblumen sind.

Bonn läuft zur Hochform auf. Auf die letzten zwei Wochen zeigt es sich von seiner sonnigsten, blühendsten Seite und versüßt mir die Tage mit guten Unterhaltungen, spannenden Möglichkeiten und lieben Gästen.

Ein kurzfristiger Besuch von Stefan führte mich Dienstag auf den Löwenstein. Sanft und verschlungen zog sich ein Wanderweg durch lichte Bäume in voller Knospe entlang einem kleinen Bach namens Anna. Der Weg mündete auf einer Kuppe mit einer Lichtung, die tief ins Land blicken ließ. Schließlich wurde noch ein steilerer Gipfelanstieg wieder durch  Laubwald belohnt mit einer Ruine und einem vollen Rundumblick in der Sonne. Zum Fuße des Berges natürlich der Rhein, in den kleine Landzungen führen, auf deren einer wir bis kurz vor Sonnenuntergang saßen, umgeben von Schiffen, Haubentauchern, Schwänen, und einem Unbekannten, der auf seiner Decke saß und ein Bier trank. Gute Idee, der ganze Tag.

Laufen und Frischluft sind gerade recht für den Büromenschen. Das belebt Körper und Geist und lässt schlaffe Muskeln fit werden, die beim nächsten Mittagessen wieder mit mehr Speck beschwert wurden. Der Büromensch muss mittags essen. Ich weiß zwar nicht, wieso, aber es ist so. Alles wird beim Mittagessen besprochen. Wem ich auch meine Karte in die Hand drücke, sie sagen alle: "Melden Sie sich, dann gehen wir Mittagessen." Nie sagt einer: "... dann gehen wir ein Glas Wasser trinken" oder " ... dann gehen wir spazieren." Kein Wunder, dass Politiker mit zunehmender Bedeutung zunehmend zunehmen (zweiter schlechter Wortwitz), so wie Merkel. Wahrscheinlich war das auch Auslöser bei Kohl, aber in dem Ausmaß verstehe ich es dann nicht mehr. Egal, tragisch für die Figur ist es auf jeden Fall, dabei habe ich bei meinem letzten Mittagessen mit einem Funktionär eigentlich eine ganz gute Figur gemacht. (Dritter schlechter Wortwitz). Dieses Mittagessen war gleich Mittwoch, und die Wanderung hat sicher zu meiner Ausgeglichenheit und Souveränität im Gespräch beigetragen.
Abends war ich wieder mit Stefan in der Stadt spazieren und habe noch eine Episode Star Trek gesehen. Das ist ein wunderbares Einschlafmittel gegen jegliche Art von Schlafstörungen. Hilft sicher auch gegen Alpträume, die ich hier überhaupt nur erwähne, weil ich neulich einen hatte. So einen Alptraum darf man ja schon mal haben und stört oder erschreckt mich so nicht im Geringsten. Im Gegenteil, meistens freut es mich, weil die, wie alle Träume, schöne Vorlagen für Kurzgeschichten liefern. Daher schreibe ich sie immer gleich auf und weiß noch wirklich viele (also auch normale Träume). Aber dieser Alptraum hat mich doch erschreckt, weil darin Johnny Depp gewaltsam zu Tode kam. Er stand auf einer einstürzenden Holztreppe, von der ein Balken absprang, der sich ihm von hinten durch die Brust bohrte und ihn gegen die Zimmerdecke schleuderte. Da hing er dann.
Ich weiß garnicht, was mich am meisten daran verwirrt: einerseits habe ich noch nie von Prominenten geträumt, andererseits mag ich Johnny Depp. Immerhin hat der Traum für eine kleine Episode hier gesorgt, und damit hat er schon seine Berechtigung.
Am Wochenende wird sicher nicht geschrieben, obwohl es wohl besonders viel zu erzählen gibt. Drei Gäste erwarte ich, die ich auf mein Zimmer und den Andachtsraum aufteilen werde zum Schlafen und sonst den ganzen Tag beschäftigen werde mit Stadtbesichtigungen tags und nachts und wandern. Aber ich darf nicht zuviel verraten, die sind nämlich Leser. Daher schnell ein Ablenkungsmanöver in Bildern: Löwenstein-Fotos, inklusive der versprochenen Magnolie, und nachgereicht dieStraßenlaterne bei Tag.










Monday, March 28, 2011

14095 Worte (insgesamt)

Wie belebend ein Wochenende voller Wanderungen und Laufen, mit viel frischer Luft, Sonnenschein, Bildung, Protest und Gespräch sein kann! Vielleicht ist es der Frühlingsanfang gewesen, vielleicht die Aktivität, aber wahrscheinlich doch die heimelige Nestwärme, die Vater und Bine nach Bonn importierten. Weil ein Bild mehr sagt als tausend Worte, hier mindestens 14043 Worte:

Köln am Samstag

Dom


Architektur?

Guck Papa, ein Osterhase! ;)

Pop-Schätzchen, Liebelchen!

Das geht links, rechts und hinten noch weiter!

Da stehn sie :)
"Aber Poesie ist doch wichtig im Alltag"
Drachenfels am Sonntag:

Drache und Fels
Schloss Drachenfels - 50 Jahre älter als Disneyland

Friday, March 25, 2011

Atmosphäre bis zum Schluss

Welch ein liebloser Eintrag, der letzte. Hier steckt nichts von der warmen Atmosphäre des letzten Abends zwischen den Zeilen. Schwierig, das zu kontrollieren, das zwischen den Zeilen. Da gibt man sich als Schreiberling so viel Mühe, das richtige reinzuschreiben, aber wenn man dann was reinschreibt, wird der Zwischenraum zur Zeile und puff – im Zwischenraum drunter und drüber steht wieder was ganz anderes. Große Verwirrung. Wahrscheinlich rührt sie von der Richtungslosigkeit, die auf mich zusteuert wie ein riesiger Viermaster, bis an die Zähne bewaffnet mit Kanonen und säbelschwingenden Piraten.

Wie machen Sie das, Herr Axel Hacke, dass Sie kleinen belanglosen Texten leben können? Das ist ja wahrlich keine lebensrettende Tat, die Sie da vollbringen. Sie produzieren auch nichts oder reparieren Wasserleitungen. Nein, Sie schreiben nur kleine Texte vom Leben, und doch können Sie davon leben. Vielleicht können Sie ja zaubern. Vielleicht berühren Sie Menschen mit Ihren Worten dergestalt, dass sie etwas davon haben, die Menschen. Irgendetwas wie Zerstreuung oder Erfreuung, neue Ideen und Gedanken, andere Perspektiven und manchmal einen schönen Rückblick auf schlechte Erinnerungen. Vielleicht können Sie ja wirklich zaubern. Das zumindest wäre durchaus eine zahlenswerte Tätigkeit.

Was der gestrige Tag mit sich brachte, war der Wunsch eines Sprachkurses in Istanbul. Das erscheint mir eine gute Idee, nun so im Sommer, wo Istanbul fast zu heiß ist, um dort zu leben. Eine willkommene Abwechslung zur Beamtenstadt Bonn, in der man fast nur AnzugträgerInnen und StudentInnen sieht. Wobei hier vorgeschoben werden muss: ich fühle mich hier schon wohl. Aber der Dreck und die Wildheit der unsäglich großen Stadt am Bosporus, dieser tägliche Überlebenskampf von Menschen, die Müll verkaufen und kleinen Kindern, die hauptberuflich Bettler werden, die Ratten und die Möwen und die Sonnenuntergänge auf den Fähren am Bosporus zwischen Europa und Asien, das alles und noch viel mehr machen Istanbul zu einer sehr lebendigen Stadt die nur so strotz vor den Irrungen und Wirrungen der ganz normalen Menschlichkeit. Oddyseus hätte hier seine ganze Odysee vollbringen können ohne die Stadt zu verlassen.

Knut ist tot und Elizabeth Taylor auch. Ganz viele andere Menschen sind die Woche sicher auch noch gestorben, von denen reden aber viel weniger Leute. Unfair eigentlich. Vielleicht legen wir mal eine kleine Denkpause für all diejenigen Toten ein, von denen wir nicht wissen.  Muss ja keine Minute sein, weil es ja viel schwieriger ist, an jemanden zu denken, den man nicht kennt, als an jemand zu denken, den man kennt. Vielleicht nur so zehn Sekunden. Bereit? Dann los.

 Ein bißchen sinnlos, aber nicht sinnloser als jede normale Schweigeminute auch. Dafür können wir jetzt entspannt und guten Gewissens weiter machen. Heute habe ich gelesen, dass der achte Don Rosa Band aus der Hall of Fame Collection draußen ist. Den muss ich haben, ganz klar, wo ich Don Rosa so liebe. Ich habe tatsächlich noch original Micky Maus Hefte mit seinen Comics, weil ich die damals schon so toll fand. Es gibt auch eine Verlosung, bei der man den gewinnen kann, da werde ich natürlich mitmachen. Bekommen habe ich diese Information übrigens nur dank dem heutigen Kinobesuch bei einer Vorstellung von Almanya, ein sehr schöner Film. Im Link ist der Trailer, der Film stammt übrigens von den Machern von Wer früher stirbt ist länger tot.Als Ausklang noch zwei kleine Bilder warum man sich in Bonn wirklich leicht wohl fühlen kann: ein schräges Schild, dass einfach so akzeptiert wird wie es ist, und eine Laterne, die so aussieht als würde gleich ein Faun dort vorbeikommen und Panflöte spielen (was die erste Szene von Lucy in Narnia beschreibt).




Bald noch ein Tagbild von der Lampe. Ich kann leider nicht lang genug stillhalten um sie nachts scharf abzulichten, aber dafür stimmt die Atmosphäre! :)

Tuesday, March 22, 2011

Sätze und andere Ungereimtheiten

Welch ein Festmal, das uns Susann kredenzte. Soviel Fernweh in jedem Biss, dass sich schnell die Unterhaltung um Kairo, wo Susann herstammt, und Istanbul, wo ich sechs Monate leben durfte, drehte.
Es gab Salat mit Bulgur zu Blätterteigauflauf mit Hackfleisch, dazu vier Soßen aus Tomate, Joghurt, Knoblauchmayonaise und Humus. Viel Petersilie, viel Minze, viel Knoblauch, viel Chilie.
Das Gespräch drehte sich dank Kathrin kontroverserweise aber um Kirche, genauer: das Pfarrhaus, was damit zusammenhing, dass Kathrin darüber promoviert. Bald kamen wir auf Möglichkeiten an der Uni zu arbeiten, was für Slawa eine Wunschvorstellung ist, irgendwo an einem theologischen Seminar zu arbeiten an einer Hochschule. Weniger als Pastor selbst, mehr zieht es ihn in die Forschung oder die Entwicklungsarbeit. Wenn man Slawa kennt, macht das auch hundert prozentig Sinn. Für David, den Sprachenguru, macht es auch Sinn, zumindest müsste es das. Sinnierend mit abwesenden Lächeln saß er recht teilnamslos am Tisch. Ansgesprochen darauf, was er so darüber denkt sagte er:

"Ach, mir viel gerade auf, dass Schafe eierförmig sind."

Auch hier liegt viel Sinn, obwohl es sehr ungereimt scheint am Anfang. David ist der Sprachenguru des Goebenstift, vor allem für Altgriechisch und Latein, er hält auch Tutorien an der Uni über Altgriechisch. So fragte er sich während der Unterhaltung, was denn das Gegenteil von Pastor ist und hier kam das Schaf. Nun heißt - so versicherte er uns - Schaf auf Latein 'oves'. Was liegt nun näher für einen Linguisten als nach Wörtern mit ähnlichem Stamm zu suchen und diese dann darauf zu prüfen, ob eine Verwandschaft vorliegt?
Oves -> oval; und Schafe sind dazu noch weiß, jedenfalls fast, also eher eierschalenfarbig...

Ein Satz, der sehr viel Verwirrung und Heiterkeit hervorrief. Das war dem ganzen Gespräch ganz zuträglich, da die Ernährungswissenschaftlerin Aline und die Entwicklungsmitarbeiterin Susann (und ich) mit der Unterhaltung über das Pfarrhaus wenig anfangen konnten. So wendete sich das Gespräch auch wieder Ägypten zu und darüber Istanbul. Ich bin mir sicher, dass es das Essen war, weswegen mir plötzlich wieder so viele Details aus der Geschichte der Türkei einfielen.

An der letztendlichen Ausschließung neunzig Prozent der Beteiligten aus dem Gespräch bin dann wieder ich schuld, aber ich hatte erfahren, dass David Star Trek Fan ist und das musste er mir bestätigen. Aus der folgenden Unterhaltung wurden wohl die restlichen Anwesenden garnicht schlau, weshalb sie sich bald entfernten. Ich kriege aber dafür drei Staffeln TOS und konnte ein wenig von TAS erzählen, wozu ich hoffentlich noch einen Link finde. Da ich aber hier nicht ähnliche Effekte erzielen möchte wie vorher, plötzlich alle Tschüss sagen und auf ihr Zimmer verschwinden, sage ich: Gute Nacht! Das sollte relativ universell verständlich sein.

Anbei: morgen wieder Vortrag, diesmal vor Offizieren und Unteroffizieren, alle recht jung und nett. Daumen drücken ist angesagt :)

Heute in der Kategorie musikalische Betthupferl: Annett Louisan Fettnäpfchenwetthüpfen

Monday, March 21, 2011

Die kleinen Unterschiede

Ein schöner Tag. Heute, das erste Mal seit drei Wochen, war ich endlich wieder im Sport. Von fünf bis sechs habe ich entschlossen, dass meine Erkältung weit genug kuriert ist, um wieder Sport zu treiben, nachdem ich gestern schon leicht joggen war. Am Rhein zu laufen ist weiterhin fantastisch. Mitten in der Stadt und doch begrünt und ohne Verkehrslärm zieht sich an beiden Ufern dieses breiten Stromes ein geteerter Weg mit Laternen entlang, der von Bäumen flankiert ist. Wenn man aufblickt beim Laufen, sieht man die vielen kleinen Lichtpunkte entlang dieses silberglänzenden Flusses, und dahinter die Skyline von Bonn. Wenn man im Gegensatz dazu an der Donau in Regensburg entlang läuft, ist der Blick auf den Fluss von Bäumen blockiert, die direkt am Ufer stehen und nicht neben dem Weg. Beleuchtung gibt es auch keine.

Ein anderer kleiner Unterschied zeigt sich wieder in den Bibliotheken. Samstag mittag war ich das letzte mal, und es war wieder sehr voll, aber: es war leise. Es war wirklich leise. Da drin redet nicht mal jemand. Es gibt eine Aufsicht im Lesesaal selbst, und eine Aufsicht, die davor kontrolliert, was man mit rein nimmt und mit raus. Dadurch wird die ganze Atmosphäre sehr beherrscht und ruhig. Ich konnte dort wieder gut arbeiten.

Ein ganz großer Unterschied ist natürlich auch noch, dass die Leute hier Dortmund-Fans oder Schalke-Fans sind und nicht Bayern-Fans. Das find ich natürlich weniger gut, aber alles hat zwei Seiten, ne?

Viele Seiten hatte heute mein Mittagessen mit dem Vorstand einer großen sozialen Lotterie. Ein netter Mensch. Witzig und anregend, leider aber nicht ziel-(=Job-)führend. Naja, weiter probieren, nicht wahr?

Nun gehe ich schlafen. Vorher verstümmle ich die Orchidee noch ein bißchen. Gute Nacht.

Friday, March 18, 2011

Chihi

Warum hat ein guter Journalist immer einen Stift?

Um solche Zitate festzuhalten:

"Dieser Mantel, ganz in grau, steht so gut der schönen Frau."

Er hatte noch einen:

"Mit dieser Kappe, ganz in braun, sind Sie ganz herrlich anzuschaun"

Und dann der Abschied:

"Es war mir ein ästhetisches Vergnügen, Ihnen gegenüber zu sitzen."


Es war die Ubahn von der Bibliothek, wo ich heute wieder war und gestern übrigens auch, nach Hause, und die Sprüche stammten von einem verhuztelten alten Männchen mir gegenüber. Hat mich sehr erheitert. Wir haben auch sonst nicht viel gesagt, ich hatte glaub ich nur gelächelt, weils in der Bibliothek so toll war, aber er beugte sich immer wieder vor und komplimentierte mich. Ich war ganz froh, dass ich nicht mehr weit hatte, weil das Männchen richtig alt war, etwa so alt wie mein Stiefopa selig und es war doch irgendwie komisch.
Der war sicher mal ein Aufreißer in seiner Jugend, holla die Waldfee.


A pro pos Aufreißer:

Ich will ja nicht unken, aber die Antwort, die ich neulich von einem professionellen Kontakt auf eine Email bezüglich Sudan und weiterem Forschungswunsch meinerseits erhielt, die war glaub ich nicht ganz wissenschaftlich motiviert.

Die Frage nach einem Kaffee oder Mittagessen mit ihm als Unidozent für Nordafrika und Mittleren Osten wurde beantwortet mit einer Einladung zum Abendessen und/ oder einem Besuch in Berlin.

mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmh ne.
So kriegt man glaub ich keinen Doktor. (also, schon, aber - ich halt nicht)

nenenenenenene.

Sehen wir das positive an der Sache: offensichtlich steht mir Bonn. Oder es ist nur der Hut? Neulich sagte nämlich schon der Kioskmann am Hauptbahnhof wo ich mir morgens gerne eine Kleinigkeit hole:
"Sie sehen mit dem Hut so sportlich aus, so gesund."

Das finde ich übrigens auch ein wunderschönes Kompliment.
Schönheit ist vergänglich und häufig nur Makeup, aber Gesund aussehen ist etwas echt Gutes völlig unabhängig von Alter und Makeup. Das ist so ein reines Kompliment!

Übrigens hat es auch sehr gut gewirkt: Ich bin jetzt doppelt so oft wie vorher an dem Kiosk zum einkaufen :) (Der Kioskbesitzer ist auch eher dreißig als achtzig!)

Mei war es heute schön in der Bibliothek. Ich wollte ein, zwei, fünf Bücher durchforsten für einen Essay. Gekommen bin ich zu zwei, und das nur deshalb, weil aus den vier Stichpunkten, die ich zur Einleitung schreiben wollte, plötzlich und ohne Mühe zwei Seiten Fließtext wurden.

Schreibblockade der letzten Jahre, ich weiß nicht wo du bist, aber bleib da! Ich fühl mich wie frisch aus dem Ei gepellt. Erst krieg ich Geld dafür, dass ich ne Stunde über mein Lieblingsthema reden darf, dann fließt die Analyse wieder aus meinen Fingern auf die Tasten - ein guter Tag.
Auch weil ich heute Nachricht erhielt, dass mir ein paar schrecklich schöne Wochenenden bevorstehen: Nächstes kommt Familie, drauf kommen zwei enge Freunde aus Regensburg und München, drauf kommt die liebe gute Freundin "zwischen den Sprachen", und dann besuche ich jemand mit dem ich etwa drei Jahre lang jeden Tag verbrachte bis zum einschneidenden Umzug.

Das ist echt echt echt gut! Ich freue mich wirklich sehr darauf.

Es wird schon einsam ohne die Lieben (also die alten Lieben, hier sind ja auch viele Liebe). Daher hatte der Tag auch ganz schauerlich schlecht angefangen, genau das Gegenteil vom Ausgang quasi.

Da tut es dann sehr gut, wenn man seine Lieblingssongs hat, die einen gedanklich und emotional darauf einstimmen, dass es ein langer Weg bis zum Himmel ist. Tom Petty's Liveversion von Learing to Fly höre ich tatsächlich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Es hat sich so in mein Ohr eingebrannt, dass ich es neulich schon im Kopf hatte, als ich die Trambahn betrat. Obwohl mein Akku vom MP3-Player alle war, wohlgemerkt.

Hier der Link. Ich hätte eine Idee für ein selbstgemachtes Video dafür, aber dazu bräucht ich ne Kamera (und etwas Profiwissen :) )

Übrigens bin ich mir recht sicher, dass er absichtlich etwa doppelt so langsam wird wie er angefangen hat. Es passt auf jeden Fall sehr gut

Tom Petty Learning to fly

Und weil diese nachdenkliche, getragene Stimmung kein Rausschmeißer in das Wochenende sein soll noch ein gut gelaunter Kontrapunkt:

Mina - Tintarella di luna

Wednesday, March 16, 2011

Er ist schuld!

Ich weiß ja, dass man Leute im Internet nicht mit vollem Namen nennen soll, damit sie nicht identifizierbar werden und das ist sehr gut so. Aber ich glaube trotzdem, dass der betroffene Herr sich darüber erstaunen würde, dass ich mir einen Ausspruch von ihm so zu Herzen nehme. Trotzdem werde ich ihn nicht sagen, den Namen. Diejenigen, die ihn kennen, werden eh sofort auf ihn kommen, und den anderen kann es völlig egal sein; sie kennen ihn ja eh nicht.

Der Ausspruch kam ganz am Anfang und hat mich ziemlich erschreckt. Allerdings hat er die auf-mich-zukommende Zeit wirklich gut getroffen. Dass ich damit mal Geld verdienen würde, haben weder der Herr noch ich damals geahnt, unterstützt aber den impliziten Sinn seiner Aussage. Auf jeden Fall hat er gesagt:

"Sie werden in der Bibliothek wohnen!"

Die Rede ist natürlich vom Alexander S., ("dem Bub, den man aus dem Wirtshaus rauskriegt, aber das Wirtshaus nicht aus ihm"), und der Spruch stammt aus einer Erstsemesestereinführung in die Politikwissenschaft. Von wem sollte denn auch sonst die Rede sein.

Tatsächlich habe ich mich in meiner Heimatbibliothek recht wohl gefühlt, dort gearbeitet, einen Tisch gehabt und unzählige Nachtstunden und Wochenenden verbracht umgeben von Geschichte (hinter mir und links) und Politik (hinter mir und rechts).

Dass ich mich aber dermaßen wohl fühlen würde in wissenschaftlichen Bibliotheken, dass ich gleich in Bonn wieder in eine laufen würde hat mich dann doch überrascht. Aber heute ist es geschehen.

Die Uni-Bibliothek in Bonn ist schon ziemlich toll. Erstens hat sie bis 24 Uhr auf, zweitens hat sie ein Lern-Cafe, das ist ein Cafe in einem Glaskasten innerhalb des Lesesaals, und man muss die Bücher, die man nicht ausleihen möchte, nicht selbst zurück stellen, sondern an kleine Tische an den Regalen legen. Die räumt dann anscheinend ein Mitarbeiter ein. Siehe da, die Bücherregale in Bonn sind tatsächlich auch perfekt geordnet.

Für die Bonner mag das gewöhnlich sein, aber als Regensburger ist das schon was Besonderes.  Ich erinnere mich amüsiertem Schaudern daran, wie ich einst einen handschriftlichen Zettel in einem Bücherregal fand, wo besonders viel Chaos herrschte. Auf dem Zettel stand: "Räum deine Bücher gefälligst auf! Ich weiß genau, wer du bist!"


Derartige Eskalationen waren zwar die Ausnahme, aber verständlich. Wenn Studenten ihre wichtigen Bücher zum Beispiel aus der Vergleichenden Kulturwissenschaft irgendwo in der Theologie lagern, damit kein anderer sie findet, oder die Bücher einfach quer zurückstellen, bis alle anderen umfallen, dann macht Bücher suchen tatsächlich keinen Spaß mehr.

Vielleicht zerstreut die Bonner Bibliothek mit ihrer grandiosen Ordnung ja meinen angestauten Regensburger Bibliotheksfrust. Ich werde morgen zumindest wieder hingehen, weil ich etwas recherchieren will.

Mein erster selbstgehaltener Vortrag in der politischen Bildungsarbeit war heute übrigens recht gut. Für ein geschichtliches Thema zumindest war das Publikum zufrieden.

Meine Erkältung ist auch deutlich besser geworden. Am Wochenende habe ich noch etwa vierzig Taschentücher pro Tag verbraucht, gestern noch zwanzig, und heute waren es dann endlich nur noch acht. Wahrscheinlich lag es auch am Wetter, das heute hier schon bei so 13 Grad war. Mir war so heiß, dass ich fast aus meinem Anzug floss. Daher nennt man es auch Winteranzug; es ist tatsächlich einer.

Übrigens war ich letztens in einem grandiosen Cafe hier um die Ecke. Es ist eigentlich ein Waschsalon, nur mit Tresen, Sofas, Tischchen und Klavier. In dem Bewußtsein, dass ich mich wiederhole: wirklich grandios.
Ich saß mit kunterbunt gemischten Menschen, die auf ihre Wäsche warteten, in einem kunterbunten Cafe, als ein Junge und ein Mädel reinkamen, sich ans Klavier setzen und vierhändig spielten. Das Klavier war gestimmt. Dazu ist der Tresen, an dem eine freundliche Bedienung sehr guten Kaffee macht, einer von diesen klassischen Holztresen mit verspiegelter Vitrine, die man sonst immer in italienischen Trattorien sieht. Wunderbarerweise darf man sich Essen von außerhalb des Cafes von woanders mitnehmen und dort verzehren. So kaufte ich mir in einem klitzekleinen französischen Cafe nebenan ein Roggentoast-Sandwich mit Rucola, getrockneten Tomaten, Zuchinicreme und Baguettesalamie. Als ich wieder in das Waschsalon-Cafe kam und es verzehrte, roch es nach frischer Wäsche.
Dabei saß neben mir ein Doppelgänger von Zachary Quinto. Passenderweise schrieb ich nach dem Mahle meine Star Trek Fanfiction in jenem Cafe weiter.
Irgendwann werde ich sie beenden, und wenn es das letzte ist, was ich tue. Inzwischen es immerhin sieben Kapitel. Leider ufert es aus. Um alle losen Enden zu vereinen, werde ich wohl noch ein bißchen tippen müssen. Dann heißt es Daumen drücken, dass mein Lektor (bzw. Beta-Reader wie sich das in dem Fall nennt) damit zufrieden ist und dann kann ich sie auch ins Netz stellen.

Und weil es so lange Funkstille auf diesem Blog gab, noch ein Rausschmeißer zur Wohnsituation:

Ich wohne ja derzeit im Nebenhaus im Goebenstift - hier leben je nur drei Leute auf einem Stock und teilen sich eine größere Küche und ein Bad (nebenan sind ja immer zehn Leute pro Stock, und im zweiten Stock gibt es keine Duschen). Da nun das meiste Leben im Haupthaus passiert, muss ich dauernd rüber. Ich mache das gerne über den Keller, weil hier eine Verbindungstür zwischen beiden Häusern existiert, und dann kann man in Hausschuhen rüberlaufen. Das ist echt Sport. Ich wohne im zweiten Stock. Wenn ich zum Fernsehraum will, laufe ich drei Treppen runter und eine hoch. Der Fernsehraum ist im Erdgeschoss. Will ich in die Hauptküche, wo am meisten los ist und ich die meisten Leute kenne, lauf ich drei runter, rüber und zwei rauf in den ersten Stock; will ich was miettechnisches regeln, muss ich drei rauf in den zweiten Stock. Hoffentlich ergibt sich nichts spannendes im dritten Stock. Ob ich da noch hochkäme? Wenn ich Wasser wäre und die Treppen Röhren, dann nicht.
Allerdings bin ich meist im Fernsehzimmer, wo übrigens immer Fußball läuft (außer Sonntag, da läuft Tatort). Tatsache, da läuft wirklich immer Fußball, die teilen sich nämlich einen Sky-Anschluss, die Fußballfans im Goebenstift. Daher dürfen sie auch immer gucken, ist ja nur fair wo sie auch zahlen.

Das faszinierende an den Kellerläufen: wie bei jedem Keller muss ich auch bei diesem Keller an die Velociraptoren-Szene aus Jurassic Park eins denken. Das war zwar ein Bunker und eine Küche, aber auch verwinkelt mit schmalen, langen Gängen ohne Fenster. Entweder, die Szene war wirklich so gruselig, oder ich habe den Film zu oft im Kino gesehen: sie gruselt auch nach vierzehn Jahren noch. Ein guter Film.

So einen werd ich jetzt wohl zum zu Bett gehen sehen mit einer feinen heißen Tasse Tee.

Sunday, March 13, 2011

Viel,

viel, viel hat sich ereignet, so viel, dass ich es garnicht alles niederschreiben konnte.

Es war Karneval letzte Woche und die freundlichen Menschen aus dem Goebenstift nahmen mich mit in meinem Dirndl zum Umzug. Dort zogen etwa drei Stunden lang bunte Wägen, Reiter mit Fanfaren und Schalmeien, Trommler, überhaupt Musikanten und sonstige Leute in Verkleidung an uns vorbei und warfen Süßigkeiten. Danach waren wir im Zelt und haben weiter gefeiert und getrunken. Schön war es.






Leider hatte ich außerdem einen Trauerfall in der Familie, weshalb ich Bonn dann Donnerstag verlassen musste für die Beerdigung.
Einerseits ist Tod tragisch, aber andererseits gehört er zum Leben dazu. Es ist zwar ein Widerspruch, aber dennoch ist beides wahr.

Zwischenzeitlich habe ich versucht, meine Erkältung aus zu kurieren, aber da trifft wieder die Aussage aus dem letzten Eintrag: durch Deutschland reisen ist nicht gesundheitsfördernd. Diesmal bin ich zwar nur einmal nach Öhringen gereist und zurück, aber das Zimmer, in dem ich schlief und die Kirche wo die Beerdigung war, waren beide sehr kalt. Letzte Woche war es zwar überall warm, aber dafür recht viel. Die Reiseroute war: Bonn - Regensburg - München - Regensburg - Öhringen - Bonn in drei Tagen. Dafür gab es aber eine sehr schöne Tanzvorführung in München, die ich mit zwei Freunden besuchen konnte. Die Tanzvorführung selbst war sehr stark, Körpersprache III, wo eine weitere Freundin sogar das weibliche Solo im Schlussduett tanzte. Albern waren wir.



Diesmal kam ich gestern aus Öhringen zurück. Ich kann mir nicht helfen, zurückblickend fand ich es einen schönen Aufenthalt. Die Tragik eines verstorbenen Verwandten will ich nicht schmälern - aber wenn die Familie beisammen ist und sich wohlwollend an den Verstorbenen erinnert, dann sind das schöne Momente. Traurig ist eher das Auseinander gehen und danach. Aber davon ein ander mal.

Gestern war schon wieder ein positives Highlight: die Petersberger Gespräche zur Sicherheit.  Ein traumhaft schönes Hotel, traumhaft schön gelegen und dazu Debatten über die Bundeswehrreform.

Tuesday, March 8, 2011

Zwischen den Sprachen

Samstag war ich auf einer Tanzdarbietung im Gärtnerplatztheater in München, wo ich eine Karte fand, die unbedingt zu einer lieben guten Freundin von mir musste. Vorne drauf ist eine dunkelhaarige Dame in rosa Morgenrock, die sich einen halterlosen Strumpf hochzieht, während drei Herren auf einem Balkon sie dabei mit gierigen Augen beobachten. Daneben steht:
"Ob Kluge, ob Dumme, ob Alte, ob Junge,
sie alle verfallen dem Reize der Frauen."
Eine sehr schöne Karte, die Werbung für die Aufführung von L'italiana in Algeri macht, so wie ich es auch gerade tue.

Aus einem bestimmten Grund passt diese Karte nun zu einer Unterhaltung, die ich mit jener lieben guten Freundin letztens führte. Es war eine schöne Unterhaltung, und diese Freundin ist mir sehr lieb, daher wollte ich sie entsprechend anschreiben, etwa mit einem Gruß in ihrer Vatersprache türkisch. Die Türken haben nämlich einen Gruß, bei dem sie sich mit Bruder bzw. Schwester anreden. Ist das nicht sehr schön? Ein Geschwister ist ja jemand, der mit einem aufgewachsen ist, die Eltern und die Umstände kennt, und doch gleichberechtigt ist. Natürlich gibt es bei älteren Geschwistern ein gewisses Gefälle, aber dennoch hat ein Geschwister niemals das andere gezeugt. Zumindest sollte dem dringend so sein. Jemanden also als Geschwister zu bezeichnen heißt einerseits: du bist meines Gleichen und andererseits: du kennst mein Leben.

Das ist doch eine besondere Auszeichnung, finde ich, die ich nicht vielen Menschen geschweige denn leichtfertig zuteil werden lasse (was wohl auch daran liegt, dass ich eine großartige Schwester habe und mit dem Vergleich sehr sparsam bin. Bei Extremen sollte das auch allgemein so sein, finde ich). Nur stellt euch vor: Wenn die Türken sagen: Hey Schwester, dann heißt das etwas ganz anderes als das, was ich ausdrücken wollte. Schwester bzw. Bruder ist jeder, das ist ein besseres "du" - von der Busfahrerin zur Simit-Verkäuferin bis zur Kommilitonin sind einfach alle Schwestern bei den Türken. Auf meiner Postkarte hätte ich also wörtlich gesagt: Hallo Schwester, aber inhaltlich hätte da gestanden: hey Kumpel.

Seltsam, nicht? Damit konnte ich diesen Gruß natürlich nicht mehr verwenden, kennt die betreffende Dame doch sowohl die wörtliche als auch die idiomatische Bedeutung des Wortes.

Ich habe statt dessen einfach ihren Namen an den Anfang der Karte gesetzt und mein Möglichstes getan, um meine Zuneigung und meinen Respekt zwischen die Zeilen zu schreiben.

Simit ist übrigens das türkische Äquivalent zur Breze, ein Hefeteigring mit Sesamkörnern.

Gerne würde ich heute außerdem ein Glas Tokaier trinken auf meinen Stiefopa, aber ich habe keinen. Gestern schon aß ich in Ermangelung des ungarischen Weins Chips nach ungarischer Art. Aber ich bin doch der Meinung, dass das nicht dasselbe ist.

Statt dessen trinke ich Tee aus Indien. Das tue ich zwar immer, aber diesmal ist es trotzdem etwas Besonderes, weil ich krank bin. Tagelanges Hin- und Herreisen durch und in Deutschland ist wohl doch zu anstrengend um als gesund zu gelten. Daher bin ich heute auch den ganzen Tag daheim geblieben und werde das auch morgen tun. Das bringt mir natürlich die Zeit, etwas von dem aufzuholen, was letzte Woche liegen blieb. Visitenkarten zu Kontakten machen zum Beispiel und Bewerbungen schreiben. Am liebsten würde ich die Auszeit auch für Sport nutzen, nur leider verhindert der Grund der Auszeit den Sport natürlich, und so beschränke ich mich auf Power Spaziergehing.

Anbei habe ich erfahren, dass die Orchidee für Freude auf der Leserseite sorgt. Dazu würden mich ja Details interessieren.

Sunday, March 6, 2011

Als ich nach Hause komme sieht das Fensterbrett aus wie ein Hinterhof nach einem Katzenkampf. Blätterfetzen, Blüten und Blütenstaub liegen wild verteilt auf Brett und Boden. Die Orchidee hat ihre breiten Blätter abwehrend erhoben, oder was noch davon übrig ist. Die Narzissen in der anderen Ecke haben weniger grün gelassen, dafür sind ihre schönen kronenförmigen Kelche ganz zerfleddert.

"Warum muss das so sein?" frage ich sie. "Warum können wir nicht einfach friedlich miteinander leben? Du weißt, du brauchst mich. Ich habe die Gießkanne."

Sie dreht sich zu mir und es knarzt in ihren Stengeln. "Du dringst in meinen Lebensraum. Das Zimmer ist nicht groß genug für uns beide. Ich bin eine Dschungelpflanze, ich brauche Platz."

Ich schüttle blaß den Kopf.

"Diese Schwäche" hebt sie wieder an "nichts anderes ist dieses friedliche Koexistenzgewäsch, Schwäche."

Krächzend erhebt sich gelber Widerstand aus der Ecke.

 Stunden später. Cappucinotassen, Bonbonpapier, Erde und Staub von kleinen, grünen Düngerstäbchen haben sich in den Dreck gemischt. Ich sitze auf einem Holzstuhl, die Beine liegen verschränkt auf dem Bett. Die Orchidee ist das erste Mal windschief. Sie sieht angeschlagen aus.


Es ist das gleiche Dilemma wie bei der Ameisenkönigin.

Ich kann sie nicht töten, sie ist ein Lebewesen.

"Warum wirfst du mich nicht einfach aus dem Fenster??!?" schreit sie haltlos. Inzwischen zittert sie. Sie versteht es einfach nicht.
"Ich habe es dir schon mal gesagt, so löst man keine Probleme. Und wenn es noch so lange dauert, wir reden bis wir eine friedliche Lösung finden."

Thursday, March 3, 2011

BOGOFF

BOGOFF Buy one, get one free - zwei sehr unterschiedliche Einträge in einem

Als ich heute in die Ubahn stieg, stand mir der Tod gegenüber. Eins achtzig groß etwa, schwarze Kutte, schwarze Handschuhe, Skelettmaske - nur seine Sense hatte er nicht dabei. 
Ich floh ins nächste Abteil wo mir eine Venezianerin in aufwendigem schwarzen Brockat und Federkopfschmuck schelmisch zuzwinkerte. Ich stieg schnell aus und hoffte, es würde besser, nur um einer Horde Matrosen direkt in die Arme zu laufen. Gott sei dank kam Robin Hood gerade um die Ecke, da war es nicht mehr so schlimm.

Im Gegensatz zum letzten Eintrag ist alles Obere komplett wahr. Nur Superman und Wonderwoman fehlen noch, die begegneten mir schon früher, Händchen haltend und beschwingten Schritts. Am Nachmittag wurde es übrigens besser, da saß eine Hexe mit einem Punker in der Sonne bei mir um die Ecke und beide tranken friedlich Kaffee.

Et is Karneval!


Aber das ist alles nichts im Vergleich zu der Arglist in meinen vier Wänden! 

Ich kaufte gestern einen Strauß Narzissen als Konkurrenz zur Orchidee - ich schnitt die gelben Blumen ordentlich unten ab und stellte sie in ein frisches Glas Wasser an die Fensterbank. Sie waren noch geschlossen und ich freute mich darauf, sie erblühen und der Orchidee in Farb- und Duftpracht den Rang ablaufen zu sehen. Komme ich heute nach Hause, was bemerke ich?? Die Köpfe der Narzissen sind vertrocknet!!
 Seit zwei Wochen setze ich sie auf Wasserdiät und sie schafft es, armen, zarten Narzissen die Lebensenergie zu rauben. Dabei hatte ich gestern noch Mitleid mit ihr, beinahe hätte ich sie gegossen! Das wird erstmal nichts, ohne essen aufs Zimmer und da bleibt sie, bis ich mir eine Strafe überlegt habe.






Als Abschluss noch eine kleine Ansprache an den FCB:

Lieber FC Bayern,

ich bin hier in Bonn in einem Wohnheim mit zwei großen Fans von Borussia Dortmund. Daher fand ich es - bei aller geboteten Tragik - beinahe solidarisch und bestimmt der Stimmung zuträglich, dass ihr die Borussia neulich habt gewinnen lassen. Aber was war das denn bitte gestern gegen Schalke?  Ihr sollt euch nicht lächerlich machen, die Freude der Borussia-Fans reicht völlig aus für eine gute Stimmung! Das, was jetzt grade passiert, ist nur noch Schande, und bedenkt: die waren auch für euch! Was hätten wir schön gemeinsam glücklich sein können! Aber nein, ohne van Bommel könnt ihr nicht laufen. Ich finde das schade, ja ich möchte fast mit Erich Kästner sagen: Oh nein, mir ist garnicht lächerlich zu Mute, ich bin tief, tief traurig.


Das muss sich bessern. 


Salvatorische Klausel: Die Stimmung mit den beiden Borussia-Fans ist übrigens auch so gut :)

Tuesday, March 1, 2011

Der Tagtraum vom professionellen Lügner

Schon wieder umgezogen. Komme mir vor wie Robinson Crusoe. Vielleicht liegt es daran, dass die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion in diesem Eintrag verschwimmen.

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Das Gebäude scheint bewohnt zu sein, auch wenn ich bisher noch keine Menschen traf. Kinderschreie auf der Straße vor meinem Fenster und Hundegebell geben mir die Illusion von menschlicher Nähe.

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Heute Schritte gehört auf der Treppe und eine Tür schlagen. Im Gebäude selbst noch keine Anzeichen anderer Leute. Küche und Toilette in unverändertem Zustand, ebenso das Bad.

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Habe angefangen, mit der Orchidee zu reden. Sie entschuldigte sich für ihre Gehässigkeiten, erst als ich sie verstümmelte, bemerkte sie, was sie mir antat. Ich glaube ihr zwar nicht, aber sie ist die einzige Ansprechpartnerin in dieser großen, leeren Halle.

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Die Orchidee und ich sind geschiedene Leut! Wie konnte ich mich nur auf ein solch verschlagenes Wesen einlassen?! Ich will nicht darauf eingehen, was passiert ist, es schmerzt zu sehr. So viel sei gesagt: Orchideen sind das allerletzte!

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Mein Zimmer ist riesig. Doppelt so groß wie mein Zimmer daheim, ja fast so groß wie meine Wohnung daheim. Zur Begrüßung erwartete mich ein trockener Schwamm am Waschbecken und eine Leiter in der Ecke. Drei Regale und ein Schrank geben mir soviel Stauraum, dass ich für jedes Blatt Papier und jedes T-Shirt eine eigene Ablagefläche haben könnte. Statt dessen zog ich mich in eine Ecke zurück auf das Doppelbett und scharte alle meine Besitztümer um mich. Farin Urlaub hat Unrecht. Nicht die Dusche ist mein Freund, sondern das Bett.

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Wieder wünsche ich mir nichts sehnlicher als dafür bezahlt zu werden, den ganzen Tag Lügengeschichten zu erzählen, wie Matt Ruff und der Fool on the Hill. Auch, wenn ich das Buch nicht da habe, erscheint es mir an diesem sonnigen und erstaunlich warmen Tag eine sehr gute Idee, Drachen steigen zu gehen oder den Himmel zu suchen, zumindest, wenn man ein Hund ist.

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Nun denn, Guttenberg ist zurückgetreten. Wenn er sich der Realität stellt, mache ich das auch mal. Ab zum Sport, ab zum kochen, ab zum Vortrag vorbereiten. Nachher Fotos.