LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Saturday, September 1, 2012

Zur Kunst

Schöner Tag, schöner Tag, braver Tag, guter Tag.
KUNSTblog, das hier ist ein KUNSTBLOG

Vorgestern war ich moderne Kunst anschauen mit der Eva, in der Sammlung Brandhorst. Da war ich zum ersten Mal. Das hatte ich mir gewünscht, weil ich nämlich schon zu häufig im Deutschen Museum war. Also waren Eva und ich in der Sammlung Brandhorst. Die Sammlung Brandhorst besteht aus drei Stockwerken Moderner Kunst. Unter anderem hängt im obersten Stock ein Riesen-Gemälde-Werk von einem Künstler namens Twombly, der auf zwölf überdimensionierten Leinwänden die Schlacht von Lepanto darstellt. Es ist blau mit roten Klecksen und schwarzen Strichen. Das sind brennende Schiffe und normale Schiffe. Warum sich ein Künstler dieses Motiv aussucht war uns ein Rätsel. Wenn ich als Künstler schon zwölf Riesen-Leinwände mit Farbe bepinsle, würde ich doch vorschlagen, dass man ein Motiv sucht, das nicht schon hunderte von Künstlern vor einem gemalt haben, und vor allem so, dass man die Schiffe tatsächlich erkennt, und die Flammen! Eva und ich waren uns auch einig, dass vor allem zwei Bilder nicht recht in den restlichen Zyklus passten. Sie waren auch blau - blau für Wasser,  Seeschlacht von Lepanto, ja? - und draufgemalt waren dann Halbkreise mit ein paar Strichen. Das waren Ruderschiffe, das ist völlig logisch, Ruderschiffe eben. Aber die anderen Bilder waren eben deutlich bunter, und irgendwie liebevoller, diese bunten Feuerflecken, da sah das Bild auch viel voller aus. Und diese beiden - Naja, also der Xaver, der Sohn von der Eva, bekäme das auch hin, versicherte mir die Eva. Xav ist knapp ein Jahr. Wir sollten ihm zum Geburtstag unbedingt eine überdimensionierte Leinwand und Wasserfarbe schenken, vielleicht finanziert er sich damit seine Ausbildung. In Harvard. Auf jeden Fall ist das prekäre an der Seeschlacht ja eigentlich: Es ist das Kernstück der Sammlung.
Auf den drei Ebenen haben wir dann aber doch ein, zwei Sachen gefunden, die uns wirklich gefallen haben. Zum Beispiel von einem Georg Herold große Pinselstriche in wunderschönen Farben nebeneinander aufgereiht. Also die Pinselstriche sind gut zweieinhalb Meter hoch und einen breit, und sie hängen da nebeneinander in den schönsten Farben: blau, lila, pink, grün, so ein sattes, helles Grasgrün, gelb und verschiedene Ockerfarben, ganz wunderschöne Farben einfach. Damit das ganze etwas Struktur kriegt und Farbtiefe, hat der Herr Herold dann noch Kaviar verteilt auf den Farbstrichen, die sehen so aus wie Luftbläßchen in frisch aufgetragener Farbe. Ganz hübsch, wirklich. Hier ist das Gelbe:

Auf der unteren Ebene, also im Keller der Sammlung, fanden wir dann noch einen Medizinschrank mit tausenden von Pillennachbildungen, alle bunt und irgendwie besonders. Das war ein Werk von Damien Hirst, der definitv ganz was besonderes ist, dieser eigenartige Mensch, der Tigerhaie in Formaldehyd einlegt. Wobei, das ist nicht ganz richtig, eigentlich war es nur ein Tigerhai. Trotzdem, eine seltsame Sache für einen Menschen zu tun. Wir haben uns auf jeden Fall recht begeistert diese Pillen angeschaut.

Der schönste Raum ist aber doch auf der oberen Ebene. Er hat mehrere Ledersessel mit kleinen Tischchen, die vor einer Glasfront positioniert sind. Die Glasfront zeigt auf den Rasen vor der Pinakothek der Moderne gegenüber der alten Pinakothek. Da saßen wir dann und blickten auf den Rasen und dachten uns, wie unterhaltsam es jetzt wäre, wenn auf dem Rasen Gladiatoren kämpfen würden oder wilde Tiere. Es kam auch ein Hund, der schon den richtigen Ansatz hatte und sich im Boden an irgendetwas festbiss, aber er hatte keinen zum Kämpfen leider. Wunderschön war es dort, wirklich wunderschön.


Letztes Highlight war wohl der Staubsauger, in den der Künstler mehrere Schläuche extra auf gesteckt hat. Er war auf ein Metallgestell drapiert, das etwas verrostet aussah. Der Clou ist aber der Kassettenrekorder, den der Künstler hineingetan hat, weil dort ein Band abgespielt wurde, auf dem eine Rede zu entarteten Kunst gespielt war - auf Sächsisch! Die Künstler haben sich beim Aufsprechen ebenso amüsiert wie wir beim Zuhören. Wir haben wirklich sehr viel gelacht in diesem Museum. Ob wir das Prinzip richtig verstanden haben, darf bezweifelt werden, aber das macht nix.

Danach sind wir noch spazieren gegangen über den Viktualienmarkt, wo wir natürlich Eingelegtes gekauft haben (Oliven, Artischocken, Pilze, allderlei). Zum Abschluss sind wir auf den alten Peter gestiegen, haben uns umgeschaut und fanden München wunderschön von oben. Ist es auch.






Wednesday, August 29, 2012

Der braucht n bißchen Leim

Gestern ist die Bombe geplatzt.

Beziehungsweise wurde sie geplatzt. Wenn eine Bombe in die Luft gesprengt wird von einem Sprengmeister, und vorher Stroh und Sandsäcke um sie rum aufgetürmt wurden, dann ist das nicht so schlimm. Da brennen nur ein paar Dachstühle ein bißchen, und die Fenster fliegen raus wegen der Druckwelle.

Die Leute, die von Ferne zugeschaut haben und ein Video gedreht haben, die haben sogar gejohlt als sie die Explosion gesehen haben.
Das find ich makaber. Man muss jetzt kein Grüner oder Pazifist sein, aber die meisten Menschen in Deutschland sind eher gegen Krieg. Für mich hat diese 250 Kilo Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg die Kriegssituation sehr gut wiederbelebt: Dicht besiedeltes Gebiet, dicht bebautes Gebiet, und eine riesige Bombe, deren Lichtkegel zehnmal größer ist als alles, was ich bisher gesehen habe. Nur diesmal wurde jeder Bewohner im Umkreis eines Kilometers evakuiert, und die Baustruktur der umliegenden Häuser ist um einiges stabiler, und es ist nur eine Bombe, und nicht dreißig. Ein weiterer großer Unterschied von damals und heute: heute können wir noch viel größere, bösere Bomben bauen.





Was mich aber wirklich zum Denken bringt über Krieg ist die Kombination dieser Fliegerbombe - die prekärerweise unter der Schwabinger Sieben lag, wo mein Vater schon hinging im Studium, und eine meiner Gutesten ständig war - neben dieser Bombe bringt mich auch das letzte Wochenende stark ans Denken an Krieg. Da haben wir nämlich einen Campingplatz gesehen, der sehr stark nach Feldlager im Krieg aussah. Schlammmassen wo man hinsah, übelkeiterregender Geruch nach menschlichen Exkrementen, Menschen, die völlig verschmutzt und ohne Schuhe durch wadenhohe braune Lachen Brackwasser gingen, taumelnde Menschen, wankende Menschen, Menschen die alleine nicht mehr gehen konnten, und darüber Gegröle, das leicht Schmerzensschreie hätten sein können. Es war das Chiemsee Reggae Festival, und auch wenn es gerade nicht so klingt, hat es echt Spaß gemacht, denn: wir haben ja nicht auf einem Campingplatz geschlafen.


Statt dessen haben wir bei jemandem geschlafen, der mir am nächsten Morgen erklärte, meine Kopfschmerzen stammten von Sonneneruptionen, die gerade besonders stark seien, weil die vielen Alienschiffe, die gerade um die Erde liegen, dauernd in die Sonne fliegen. Daher meine Kopfschmerzen am Folgetag eines Festivals, auf dem ich gut einen dreiviertel Liter Wodka Orangensaft getrunken habe! Als ich das dann wusste, waren meine Kopfschmerzen schlagartig weg. Danach hat er uns dann noch erzählt, dass es eine Familie gäbe, die das Geld auf der ganzen Welt druckt und beherrscht, bis auf vier Länder, die jetzt gerade angegriffen werden. Diese Länder sind natürlich überhaupt wunderbare Länder und die Machthaber foltern ihre Bürger auch garnicht (meinte dieser Mensch weiter). Die Familie, die das alles kann seit Jahrhunderten schon, das ist natürlich die Familie Rothschild. Ihr hattet es schon vorher erraten? War zu einfach, oder? Ja, wer an Sonnenerruptionen glaubt anstatt an Alkohol-Kopfschmerzen, der glaubt auch an die Rothschilds, es war tatsächlich zu einfach.

So kommt man von Krieg zu Krieg zu Krieg. Es sind kriegerische Wochen.

Dennoch will ich nicht inne halten und Frieden finden. Einerseits habe ich immer noch meinen Lauf, andererseits habe ich Angst davor, stehen zu bleiben. Etwas ist hinter mir her, etwas großes, ungeheures, und es wird mich verschlingen wie der Matsch auf dem Festival wenn ich stehen bleibe, wird mich in Fetzen reißen wie eine Fliegerbombe, und niemand wird mir helfen können, denn im Weltall bei den Aliens hört niemand dich schreien. Vielleicht ist Friede nicht automatisch Ruhe, vielleicht ist Ruhe auch manchmal der Krieg. Wie wäre es, wenn wir den Stillstand zum Krieg erklären und den Lauf zum Frieden? Lasst es uns umdrehen: Laufet hin in Frieden.

Saturday, August 11, 2012

Erste-Welt-Probleme (und Lösungen)

In Spanien kann man zur Sonne fahren und sich dort treffen

Heute habe ich einen Lauf. Es funktioniert alles, wirklich alles, fast genau so wie ich es haben wollte. [Deswegen habe ich gerade fantastische Laune, obwohl das eigentlich ein bißchen pervers ist.]

Es lief wirklich alles sehr gut heute. Morgens konnte ich erstens ausschlafen und zweitens noch entspannt eine halbe Stunde "Friends" sehen bevor ich aufstand. Hannah war gerade auf dem Weg zum Bäcker und brachte mir eine Semmel mit. Der Fahrradladen um die Ecke, zu dem ich nach einem Frühstück im sonnigen Garten fröhlich spazierte, hatte offen. Er tauschte mir den Schlauch, den ich letzte Woche kaufte um festzustellen, dass er nicht in meinen Reifen passt, kostenlos um. Danach startete ich mit dem Firmenwagen und Nick das Auto meiner Mutter, das ich als meines betrachten darf. Das bringt mir nicht nur ein Auto ein, sondern auch eine Versicherung die bei etwa fünfzig Prozent liegt. Mit selbigen Auto fuhr ich schließlich erst zu einem Tanzsportladen, der leider geschlossen war. Allerdings machte das nichts, weil dort ein anderer Sportladen war, der Gymnastikschuhe hatte, und andererseits mein Tätowierer, der mir irgendwann meinen Drachen nachstechen darf. Er ist so farblos und garnicht mehr so beeindruckend. [Ich habe ein bißchen Angst davor, daher ist es ganz gut, dass Ralph eh erstmal ausgebucht ist bis nächstes Jahr. Bis dato habe ich vielleicht weniger Angst. Damals hat es schon höllisch weh getan.]

Vom Laden im Nordwesten in München fuhr ich in den Südosten zu einem anderen Laden namens British-allsorts. Dort kaufte ich für einen Kollegen zwölf Packungen Hobnobbers Milchschokolade, für mich Tee, Senf und Orangenmarmelade und unterhielt mich wunderbar mit dem Shopkeeper auf British English. [Don't you just love that if somebody talks a decent English with a lovely accent? Well, I do, don't I, especially British English. There's just something special about it, no?]
Auf dem Nachhauseweg fuhr ich schnell noch am Aldi vorbei, machte WG-Einkäufe und versorgte mich selbst für die nächste Woche; ein Luxus, den ich noch nie in meinem Leben in einem Einkauf selbst erledigen konnte. [Normalerweise hätte es mir die Arme abgerissen oder zu schweren Fahrradunfällen geführt, oder beides, spätestens durch den Unfall. Diesmal aber nicht, wegen dem Auto.] Ganz entspannt fuhr ich schließlich wieder heim, traf nochmal zwei meiner lieben Mitbewohner Hannah und Nick und montierte mein Fahrrad dank und mit Mischas Werkzeug und Erklärung. [Mischa ist ein anderer Mitbewohner, der gerade mit seiner Freundin Sophia, eine andere Mitbewohnerin, an den Comer See gefahren ist. Super Idee grundsätzlich, aber trotzdem schade dass die beiden weg sind.]
Zu allem Überfluss reparierte ich dort in zwanzig Minuten mein Rad, erhielt dann einen freundlichen Anruf von Mirl, die mir dazu noch einen guten Kochtipp gab und aß später deliziös Lachs mit Pfifferlingen. Derweil meldete sich ein Freund von mir und bestätigte Tanzen heute abend, so dass ich nach diesem Blogeintrag, der auch noch auf dem Tagesprogramm stand, kurz abwaschen werde, mich umziehen und dann Tanzen fahren mit meinen neuen Schuhen. Das ist etwas, worauf ich mich wirklich sehr freue!

Kurz: es ist ein wunderbarer Tag. Alles läuft richtig. Das macht mich glücklich. Wenn irgendwas davon anders gelaufen wäre, wäre ich sicher nicht so glücklich wie ich es jetzt bin. Sicher, ich wäre schon immer noch entspannt und okay. Aber diese satte Zufriedenheit, die ich jetzt gerade in diesem Moment empfinde, während ich diese Zeilen tippe - an unserem Küchentisch am Fenster,  mit Blick auf einen Apfelbaum und es ist einfach alles in Ordnung - diese Zufriedenheit hätte ich bestimmt nicht.

Und da liegt doch der Hund begraben: Ist es nicht pervers, dass wir Luxus-Wessis so verwöhnt sind, dass uns so etwas wie falsche Schuhe zum Tanzen, eine verblasste Tätowierung oder kein Englischer Senf tatsächlich die Laune beeinflussen können? Ist das nicht wirklich ein bißchen pervers?

Das nächste Mal, wenn es mir die Laune verhagelt, sehe ich mir die Madrid-Bilder an und erinnere mich daran, dass ich eine wunderbare WG habe mit sehr netten Menschen, dass ich einen wunderbaren Freundeskreis habe in Deutschland verstreut, dass ich eine weitgehend gesunde Familie habe, die mich liebt, und dass ich gefälligst aufhören soll über Kleinigkeiten zu jammern. Weil, auch wenn man das mal darf, ist es doch total überflüssig und verdirbt einem nur die Laune.



Der Bayernshop am Hauptbahnhof ist größer

Schnickschnack-Laden

Hello Kitty hat ihren Kopf abgesetzt

Tauben auf allen Köpfen

Gleich packt er alles ein und rennt davon

Straße

Traumhaftes Wetter

Mercato San Michele - so gut!

der große Platz

Hello Kitty und Michelangelo mochten sich sehr gern

Carmen!

schon ein bißchen wie Märchenschlösser ...

diese Gebäude der Spanischen Bank :D




Schwein mit Apfel ...

verzehrt auf der Dachterrasse des Thyssen-Bornemisza



Vor dem Reina Sofia



Geschenkt bekommen - Kaffeelikör. Sehr köstlich



Harfinistin vor dem Palast





[Natürlich ist es alles gerechtfertigt, unglücklich über Erste-Welt-Probleme zu sein, denn jeder trägt immer am Schwersten an den eigenen Problemen, und wir leben auf hohem Niveau, also müssen wir auch jammern auf hohem Niveau. Dennoch freue ich mich gerade auch an der Tatsache, dass ihr und ich uns Erste-Welt-Probleme leisten können. Wenn wir über sie nicht unglücklich wären, wären wir über schlimmere Dinge unglücklich, und das wünsche ich keinem von uns.]

Friday, August 3, 2012

Modernde Technik


Ein Hotel mit kostenlosem Wlan, ein niegelnagelneuer Laptop und trotzdem kein Internet.
Ein Handy mit Wifi, 236 Freunde bei Facebook und trotzdem keiner der einem gute Nacht sagt.
Eine Metropole voller Menschen, aber keiner der vorbeigeht, bist du.

Das ist
Allein in Spanien


Dann also Carmen

Der Arbeitsteil vorbei, befreit, bereit, kein Problem weit und breit.
Madrid ist eine Großstadt, und was die Großstadt hat, das hatt' ich auch, schon im Mutterbauch.
Eine große Straße hat immer irgendwo einen Bus. Ein Bus fährt immer irgendwie zur U-Bahn, die U-Bahn fährt immer irgendwie in Richtung Hotel, und am Übersichtsplan der U-Bahn findet sich der Fußweg zum Hotel. So einfach, so schnell. Ich finde mich zurecht wie Ronaldo auf dem Spielfeld. Beim U-Bahnwechseln geht ein Spanier neben mir, die Nase im E-Books-reader während dem laufen. Wo ist noch der Unterschied zu daheim? Ah, richtig, etwa 15 Grad Celsius. Plus. Für Spanien.
Abends also Carmen.

Ein langer Tag, ein voller Tag. Man muss so viel machen, wenn man allein unterwegs ist, einkaufen und bummeln, Tickets kaufen, Sehenswürdigkeiten anschauen, in den Pool springen, U-Bahn fahren, nur keine Pause machen, nur keine Pause machen, nur keine Pause.
Sonst will man mit jemandem reden oder Händchen halten. Wenn aber keiner da ist, fängt man an nachzudenken und dir wird bewusst, dass du ganz allein in einer wunderschönen Stadt bist wo durchaus noch Platz wäre für einen mehr. Und dann fragst du dich, warum du denn nicht zumindest zu zweit hier bist. Und dann hast du verloren.

Dann eben Carmen, um das Gröbste zu verhindern. Ein Flamenco Ballett über eine Oper die in Spanien spielt ist der Nagel auf den Kopf getroffen und wirklich grandios. Nach drei Minuten dachte ich mir das ist das Beste was ich heute hätte machen können. Nach eineinhalb Stunden dachte ich mir: was, schon vorbei? Aber was soll man machen wenn die Heldin stirbt, ja? Was soll man da machen?

Kunst anschauen, natürlich. 
Und was soll das mit diesem Prado? Wenn ich so alte Kunst nicht mag, dann zahl ich keine 10 Euro dafür, sie mir anzuschauen mit hunderter anderer Touristen.
Dafür haben sie in der Reina Sofia und Thyssen Bornemisza. So viel Schwitters. Ich mag Schwitters, ja ich mag ihn sehr sehr. Zum Beispiel das hier:

Ich mag aber auch Miro den Bunten, Kandinsky den Verspielten, und Dali den Verrückten, ich mag sie alle, und ich mag sie im Original. Wie bei vielen Dingen, die man von weitem bewundert, sind sie alle viel kleiner wenn man vor ihnen steht. Bis auf Schwitters.


Aufregung und Entspannung und fantastisches Essen, ein Pool im Hotel, und abends der Palast in seiner ganzen weißen strahlenden Größe. Die Steinplatten die den Weg davor säumen sind warm von der Sonne die den ganzen Tag darauf schien. Man kann sich draufsetzen, weil sie dazu noch sauber sind. Im Lustgarten vor dem Palast sitzen Pärchen in den Ecken. Im Palastgarten selbst spielen - hinter verschlossenen Toren - ein Orchester und mehrere Sänger Arien aus Opern.

Am Ende kommt es aber doch wieder darauf raus: Ein Hotelzimmer für zwei allein. Die Illusion des Internets lehne ich diesmal ab. Mein E-Book habe ich fertig gelesen, so bleibt nur Blog schreiben und Geschichte schreiben. Die Geschichte wurde das letzte Mal vor einem Jahr richtig bearbeitet. Damals ist der Computer gestorben, der sie beinhaltet hat. Die letzte Sicherheitskopie war Monate alt, und viele Seiten sind einfach den verschwunden, den Bach runtergegangen, gestorben. Die Reanimationsversuche seither sind immer geprägt von dem verzweifelten Wissen, dass ich das alles schon mal geschrieben habe, und dass es damals gut war. Wirklich gut. Aber abends allein im Bett in Spanien war es mir dann egal. Lieber schlecht als garnicht geschrieben sag ich immer.  Wir nähern uns inzwischen immerhin wieder dem Höhepunkt, der Held ist gerade ins Gefängnis geworfen worden. Zum zweiten Mal.

Blogs zweimal schreiben würde ich nicht machen. Das ist Unfug. Aber vielleicht gehe ich ein zweites Mal nach Madrid. Dann aber zu zweit. So sehr ich die Unendlichkeit des Internets mit all seinen Chancen und Möglichkeiten nämlich auch liebe, so sind Menschen live mir doch lieber als elektronische.

Saturday, July 7, 2012

Neben Sachen

Lasst uns über Nebensachen sprechen. Was sind Nebensachen? Dinge neben Sachen. Was sind Sachen?

Sachen sind die ganz großen Dinge. Eine Sache ist zum Beispiel:
der Chef, der Freitag nachmittag dasteht und sagt:
ICH!
BRAUCHE!
DIESE!
ZAHLEN!
JETZT!

Dieser Chef ist böse und alles. Er versaut dir den frühen Feierabend. Du kommst um kurz nach sechs aus der Arbeit, zehn Minuten nachdem die Reinigung schließt, die dein Lieblingskleid für dich gewaschen hat.  Zu dem Date musst du also deinen Ersatzrock tragen, der an sich ganz schön ist, aber auf Teufel komm raus nicht zu den neuen Schuhen passt. Du ziehst notgedrungen die alten Latschen an mit den abgelaufenen Sohlen. Während des Tanzens prallst du unvermeidlich dauernd wie ein Elefant im Prozellanladen in deinen Traumpartner, bis dieser mit einem faustgroßen Bluterguss am Schienbein von der Tanzfläche humpelt. Er meldet sich nie wieder. Die Tanzprüfung fällt daraufhin ins Wasser. Völlig frustriert tanzt du nie wieder, weder konkret noch auf Wolke Sieben. Auf deiner Beerdigung wird keine Musik gespielt. Der Priester sagt traurig: "Mit Musik hat ihr Untergang begonnen," und alle weinen.

Das sind so Sachen. Sachen, die dir das Genick brechen, wenn es nicht die Nebensachen gäbe.

Der Donnerstag vor vier Wochen war voller Sachen. Ich stürzte mich auf sie wie ein Sumoringer auf einen Hobbit, in völliger Überzeugung des baldingen Sieges. Nach der zehnten, zwölften, zwanzigsten Sache sehnte ich mich nach Zucker in seiner schönsten Form, nach Schokolade. Meine Finger waren vom Hacken ganz taub geworden, mein Ohr war wund vom Telefon-Quetschen, meine Lippen aufgesprungen vom nervösen Draufbeißen. Aber neben mir saß ja Verena, die meinen verzweifelten Ruf nach Schokolade mit einem heißen Kakao aus dem fünften Stock beantwortete - unaufgefordert, kostenlos und mit einem Lächeln.

Selbst meine Heimatstadt in all ihrer Schönheit kann eine Sache werden, die mir sauer aufschlüge ohne das Zeug neben den Sachen. Dreißig Minuten Staufahrt für fünfzehn Minuten Strecke, Hagelschauer wenn du aussteigen musst, Beschwerden deiner Mitfahrer weil du in sie rempelst beim Einsteigen in eine U-Bahn, die in zwanzig Sekunden abfährst. Selbst München würde untergehen ohne SMS in denen steht: "Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Knuddel dich!"

Überhaupt: wie sollte man "es" aushalten ohne Nebensachen? "Es", dieses große, bösartige Leben, dass dir einmal Steine in den Weg schmeißt, dann Lorbeeren auf deinen Kopf zieht und dann doch wieder die Tentakel rausholt und dich in die Tiefe zieht wie der Große Kraken die Black Pearl in Fluch der Karibik? Wie könnte ich es schaffen, ohne Hunger schlafen zu gehen, wenn Nick mir nicht seine Erdbeeren übrig gelassen hätte?

Garnicht.

Acht Buchstaben und ein Punkt, nochmal zum Mitlesen: Garnicht. Garnicht könnte ich das.

Aber es gibt sie, die Dinge neben den Sachen:

Verena sitzt immer noch in meiner Nähe und schenkt mir - wenn nicht Kakao - dreimal täglich ein strahlendes Lächeln.

Die Freundin, die mir die SMS schrieb, ist seit kurzer Zeit aus Schottland wieder zurück. Sie schrieb mir eine Karte, die mir das Herz lächeln macht. Nach langen und komplexen Terminabsprachen treffe ich sie Montag, um sie live in die Arme schließen zu können, nach und neben der Sache Arbeit.

Die Schale Erdbeeren steht leergefressen neben mir, genauso wie die Thermostasse, in der noch ein kleiner Schluck Kaffee war von heute nachmittag.

Es wird Zeit, ins Bett zu gehen. Es wird Zeit, Sachen loszulassen. Es wird Zeit zu schauen, was neben Sachen steht.

Friday, July 6, 2012

Nicht Bonn

Kannst du schnell zuhören? Ich bin schon fast weg.

In einer halben Stunde geht Alice's Geburtstagsfeier los, da muss ich hin, also schnell ein Kaffee im Garten. Ja, dieses Haus hat einen Garten, mit zwei Apfelbäumen, Beeten mit Zucchini, Salat und Kräutern. Kein Waschsaloncafe mit dem Duft von frisch gewaschener Wäsche, aber dafür singende Vögel. Auch kein Goebenstift mit 40 kunterbunten Leuten, dafür fünf richtig feine Leute, die naturverbunden sind, fleißig, sich gesund ernähren, alle arbeiten und lustig sind. Es sind auch ständig Gäste da, jetzt zum Beispiel Jens, mit dem Mischa mir gerade gegenüber sitzt und Bier trinkt.
So kann man solche Telefonate führen:
"Du willst in den Biergarten? Ich weiß nicht, ich trink grad Bier und sitz im Garten."

Nicht Bonn, eindeutig nicht Bonn. Keine Gründerzeit-Häuser, dafür Wald um die Ecke. Kein Fitnessstudio um die Ecke, dafür in neun Minuten beim Tanzkurs. Tanzen ist wichtig zur Zeit.
Seit einem halben Jahr tanze ich freitags in der TWS: Grundkurs, Fortgeschritten und Bronzekurs. Derweil hat sich eine freiwillige Tänzergruppe gebildet, die donnerstags noch tanzt, selbstorganisiert in der Studentenstadt. Und weil mir das nicht reicht, geh ich jetzt auch noch dienstags tanzen, als Gastdame in einem Anfägerkurs. Da lerne ich die Details nochmal ganz genau ohne zahhlen zu müssen. Das macht sich bezahlt, wie ich an den Tanzparties am Samstag oder Sonntag sehr merke. Inzwischen will ich mit Leuten von meinem Level kaum mehr tanzen, sondern suche mir Leute aus den Gold-Kursen. Oder aus dem Tanzkreis, noch eine Stufe höher, wie der Andi, der mit mir als Gastherr die Medaille am Sonntag tanzen wird. Morgen wird er auch nochmal den ganzen Abend mit mir üben, und er meint: "Da mach ich mir garkeine Sorgen bei dir, dass du das hinkriegst, die Bronzemedaille."

Der Bronzekurs ist seit einer Woche vorbei, und den Silberkurs mache ich erst nach den Sommerferien im September. Dazwischen gibt es ein, zwei andere Pläne, die ich gerne verfolgen möchte. Bevor ich die aber veröffentliche, möge ein wenig Zeit vergehen und die Pläne konkreter werden. Oder auch nicht. Denn auch, wenn es nicht Bonn ist, bietet München doch einige Möglichkeiten, seine Zeit angenehm zu verbringen. Der Wald, den ich eben erwähnte, bietet sich an zum Fahrrad fahren. Die Isar ist auch nicht weit weg, nur zehn Minuten, und in ihr kann man schwimmen.

Außerdem ist da ja auch noch der Freundeskreis, den ich durch die derzeitige Tanzeritis schwer vernachlässigte. Und die Familie mit Nichte und Schwester und Schwager und bald: Neffen. Und Vater und Bine natürlich, ja ja.

Zeitfresser, elendige. Selbst in meinem Plan steht kein Blog mehr.

Fairerweise muss man sagen, dass der Blog überhaupt gerade durch Geschichte ersetzt wird. Sie ist noch nicht fertig, die Geschichte. Immer noch nicht. Seit beinahe einem Jahr schreibe ich daran. Immerhin ist die Schlüsselszene vorbei. Danach sollte es leichter gehen, dachte ich mir. Wie eine Katarsis sollte sich danach alles entspannen und runterschreiben. Aber wie nur, wie soll es weiter gehen? So eigenartig, wenn man nach dem Höhepunkt einer Geschichte plötzlich dasteht und selbst dafür verantwortlich ist, sie weiter zu führen. Der arme Charakter ist mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert! Da darf ich kein Schindluder treiben, nein nein.

Gott sei dank habe ich aber Zeit hier. Der Job ist unbefristet, das Haus läuft auf vier Jahre, die Freunde bleiben hier, die Familie auch, die Tanzschule auch. Zeit genug, den Charakter sanft in ein Happy End zu führen. Eines Tages wird er mit seiner Holden in einem sonnigen Raum erwachen und sich freuen, wie schön alles aussieht.

Nicht in Bonn, aber vielleicht in München.

Thursday, July 5, 2012

Zurück

Ich bin zurück aus Bonn.

Zurück NACH Bonn zu gehen war die beste Idee überhaupt.

Bonn, du Schönheit voll Sonne und grün, du Goebenstift mit all deinen lieben Bewohnern, du Südstadt, ihr Gründerzeithäuser, ihr langen Abende, ihr vielen Kneipen. Du Bonn, du, schon allein der Name ist ein Kompliment.

Bonn ist gut. In Bonn wird man vom Bahnhof abgeholt. Man schläft in weichen Betten und wird morgens von der Sonne wachgeküsst, die in dein Zimmer scheint auf den Baum davor. In Bonn kann man Fähre fahren über den Rhein und dabei ein Kilo Kirschen vom Markt essen. Bonn hat immer noch den Garten, in dem Freunde Geburtstag feiern können.  Bonn hat viele schöne Geschäfte, wo man sich von Mirl anziehen lassen kann. Und Bonn heißt viele Kneipen wo man mit netten Menschen gut sitzen kann.

Ich flog entspannt von München nach Bonn. Am Flughafen begrüßte mich die Synchronstimme von Pierce Brosnan mit folgenden Worten:
Mirl holte mich vom Bahnhof ab. Wir aßen Gyros an der Poppelsdorfer Allee. In den Südbahnhof gingen wir danach auch noch, weil man das so macht vorm Schlafen. Am Samstag waren wir den ganzen Tag in der Stadt unterwegs, sind Bötchen gefahren über den Rhein, haben massenweise frisches Obst gekauft am Markt, und waren shoppen. Mirl hat mich eingekleidet. Immer, wenn ich aus der Kabine wollte, kam sie mit dem nächsten Teil. Erfreulicherweise kennt sie mich und meinen Geschmack, daher habe ich jetzt einen neuen Rock, zwei Oberteile und eine Jacke für mein Dirndl. Abends hatte Slawa seine Geburtstagsfeier, was sehr gut war. So traf ich doch noch David, den Sprachguru, der mir auch fehlte. Andere Nette wie Jakob, Conrad und Frank trafen wir natürlich auch. Nur Ebba nicht. Mit der gingen Mirl und ich dafür am nächsten Tag frühstücken von zwölf bis zwei. Was soll man sagen: Ratschereien eben. So wie es sein muss war es so als hätten wir uns gestern zuletzt gesehen und nicht vor einem halben Jahr. Dann musste ich wieder weg aus Bonn. Am Flughafen verabschiedete mich die Synchronstimme von Pierce Brosnan wieder und warnte:


So bin ich zurück, zurück aus Bonn, zurück im Blog, zurück in München, zurück daheim. Mal sehen wie lange ich hier bleibe.

Mission Impossible

Es ist Mittwoch, 15.12.2011, 13.59. Völlig genervt und fertig verlasse ich meinen Arbeitsplatz, um zehn Minuten lang dezidiert nicht an Arbeit zu denken. Mein Telefon begleitet mich, aber weder E-Mails noch Spielchen schaffen die verhoffte Ablenkung. Aus Verzweiflung und Langeweile wende ich mich an das elektronische Gesichtsbuch und lese die Nachrichten meiner Freunde. Hier finde ich endlich Ablenkung in dem Post von Mirl, die - mit einem verzweifelten Unterton - die Netzwelt fragt, ob jemand ihr einen doc-Anhang öffnen kann. Ich poste elektronisches Mitleid und inquiriere, was denn passiert sei.


Drei, vier Stunden später, es ist immer noch Mittwoch, es ist immer noch Arbeit, es ist immer noch nötig, eine Pause zu nehmen. Mirl schreibt eine dieser Mails, die mit meinem Vornamen anfangen ohne Hallo. "Lisa" gefolgt von "!" Die Dringlichkeit dieser Nachricht erklärt sich von selbst.


Nochmal später, immer noch Mittwoch, aber diesmal daheim, habe ich die Geschichte beisammen:
In einer interagilen Mischung aus Telefon und E-Mail berichtete Mirl mirFolgendes: Die Lektorin, die den Hauptteil ihrer Masterarbeit bearbeiten sollte, hat sich einen Virus eingefangen, einen elektronischen wohlgemerkt. So gut das für sie sein mag, so schlecht ist es für die Datei, die sie Mirl schickte. Sie lässt sich nicht einmal öffnen, was wegen des Virusses wohl auch besser so ist. Leider gibt es auch keine andere Möglichkeit, den Inhalt sicher zu übermitteln, sitzt die gute Dame doch derzeit in -

Afghanistan.

Nächster Schock: Die Arbeit muss Montag abgegeben werden.


Montag.

Im Kern geht es um 22 Seiten, die sich Gott sei Dank erstens:
um ein Thema drehen, das mir durch diverse Gespräche schon geläufig ist und zweitens:
teilweise von ägyptischer Geschichte handeln, die mir dank meines Studiums geläufig ist.


Am nächsten Tag kriege ich den Teil zur Überarbeitung. Es ist Donnerstag, der 15.12. und ich muss noch Geschenke bestellen. Abends esse ich zwanzig Minuten Rosenkohl mit Buttermilch und versinke vor dem Computer. Die Arbeit fängt gut an. Saubere Zitierweise, klare Formulierungen, hier und da ein fehlendes Komma und meistens sind die Sätze zu lang. Abgesehen von diesen Kinderkrankheiten aber vor allem spannender Inhalt und gute Strukturierung. Lesen und korrigieren, korrigieren und lesen. Es sind noch zweiundzwanzig Seiten, noch achtzehn, noch fünfzehn und der Abend wird immer später. Im Wohnzimmer sitzen die WGler, essen Lasagne und lachen. Ich besuche sie zwanzig Minuten mit einem Bier, bevor ich weiter lese und redigiere.
Um elf wache ich auf vor dem Bildschirm, wo mein kleiner Finger eine endlose Spur von ################################################################################################# hinterlassen hat. Gott sei Dank habe ich nicht auf die Tastatur gesabbert. Die aktuelle Version wird zwischengespeichert und verschickt, dann gehe ich schlafen.

Freitag, 16.12.: Es geht weiter. Alice, meine Kollegin von der PLU, mit der ich immer zur und von der Arbeit fahre, fährt uns freundlicherweise nach Augsburg, während ich auf dem Beifahrersitz tippe und tippe. Die letzten fünf, sechs Seiten sind zäh. Offensichtlich war die Autorin beim Schreiben sehr müde. Es korrigiert sich langsamer. Schließlich scheitere ich: die Fahrt nach Augsburg ist zu kurz. Ich speichere auf die SD-Karte, schiebe sie ins Handy und sende alles per Mail an Mirl.


Um acht Uhr neun liegt der Großteil der Arbeit korrigiert in ihrem Briefkasten. Da war sie in Bonn - so verriet sie mir später - gerade wieder aufgestanden, nachdem sie von elf Uhr abends bis drei, vier durchgearbeitet hatte, dann um acht wieder aufstand.

Ein mittägliches Telefonat brachte uns einander endlich näher: Es bestand Einigkeit, dass der letzte Teil erhöhte Aufmerksamkeit bedurfte. Das lief dann etwa so: Mirl überarbeitete, ich arbeitete. Mirl schickte, ich las und überarbeitete. Mirl schlief, ich schickte. Mirl überarbeitete, ich schlief.
Dann geschah eine Weile nichts bei mir.
Aber Mirl hat es schließlich doch geschafft. Die Arbeit war fertig und abgegeben. Welch ein Segen.

So anstrengend es auch gewesen sein mag ist es doch ein erhabenes Gefühl, an so einem Projekt teil zu haben.

Danke, Mirl

Wednesday, June 20, 2012

Thailand und Laos: Drei Wochen Reise in Fotos

 Bangkok:



Das hässliche Städtchen Phitsanoluk in Zentral-Thailand, nahe Shukothai


Shukothai in Thailand, das Wundersame



Chiang Mai, das erste Mal, im Norden Thailands



Der White Temple, den wir auf der Fahrt nach Chiang Kong sahen



ChiangKong (Thailand) selbst, vier Minuten Bootsfahrt entfernt von PakBeng (Laos)



Dann der Slow Boat Trip von PakBeng (Laos) nach Luang Prabang (Laos)




Und schließlich Luang Prabang (Laos)



Danach ging es zurück nach Chiang Mai und Bangkok. Hier ist noch viel passiert. Es war sehr toll.

Tuesday, April 3, 2012

Chickeria

Wenn eine Farang-Frau bei der Massage dauernd kichern muss, weil sie kitzelig ist, erntet sie Gelaechter der Masseure und die Bezeichnung: Chickeria.

In Thailand hat das Lernen erst begonnen, wenn man schon wieder abreisen muss.

Was kann ich noch sagen, dass nicht schon in "Living Thai ways" steht?

Der Monk bleibt verschollen. In seinem Tempel aber gibt es gute Massagen, drei Euro fuer eine Stunde.

Chiang Mai hat viel zu viele Markets. Wir haben inzwischen alles gekauft, was wir niemals brauchen werden. Vor allem noch mehr Schals. Irgendwie zieht es mich zu Laendern, in denen Schals verkauft werden. Sollte ich einen Basar in Muenchen eroeffnen? Bitte kauft meine Schals, damit ich guten Gewissens neue kaufen kann.

Laos war sehr schoen, ja sogar sehr sehr schoen. Waehrend Stefan einen Elefanten geritten hat, hatte ich einen Affen auf der Schulter. Sie haben ganz weiche Haende und ihre Blicke sind zum Steinerweichen. Eine weitere Parallele zu Babys ist, dass sie sich gerne in meinen Haaren verfangen und man sich nach der Begegnung das T-Shirt waschen muss.

In Laos hatten wir auch eine Riesenspinne in unserem Zimmer. Um halb elf nachts sass sie in einer Badezimmerecke und bewegte sich nicht. Am naechsten Morgen war dann aber das Badezimmer wieder frei. Dafuer war sie dann im Hauptzimmer. Wir nannten sie Miranda. Sie war eine brave Spinne und hoerte auf unseren Befehl, sich nicht zu bewegen, waehrend wir Tee machten und packten.

Gestern war uebrigens Trek Day. Ein Guide namens Ut holte uns um sieben morgens ab, fuhr eine Stunde und schickte uns dann mit einem englishsprechenden Einheimischen in den Dschungel. Er zeigte uns Fruechte und Insekten. Insgesamt haben wir jetzt 15 einheimische Fruchtsorten live wachsen sehen und meist auch gleich gegessen:
  1. Orangen
  2. Reis
  3. Kumquat-aehnliche Orangen
  4. Zitronen
  5. Papaya
  6. Mango (vier Sorten)
  7. Bananen (normale und Dschungelbananen)
  8. kleine, Vitamin-C reiche gruene Knubbel mit Kern, die sehr bitter schmecken
  9. kleine, Vitamin-C reiche gruene Knubbel ohne Kern, die sehr bitter schmecken
  10. Tamarinden (sehr lecker)
  11. Lytschees
  12. Sternfrucht
  13. Jackfruit
  14. Kokosnuss
  15. Pflaumen (Ut meinte, es seien chinesische)
Warum fliegen wir am achten nochmal heim? Ich habs vergessen.

Saturday, March 31, 2012

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Chiang Mai, Thailand, irgendein Tag. "Urlaub wirkt, wenn man die Wochentage nicht mehr weiss," sagt Paula.
Sie ist Amerikanerin und meint, Obama wuerde die Wiederwahl gewinnen. Wir trafen sie und Adam am "Kajak Day". Da waren wir noch in Luang Prabang, Laos.

Die Tage nach Aktivitaeten zu benennen haben wir angefangen, als wir mit einem Slow Boat von Chiang Khong (an der thailaendisch-laotischen Grenze oben im Norden) nach Luang Prabang starteten. Es waren zwei Tage Bootstrip, auf die wir gehen wuerden mit einer Gruppe von sechs anderen Touristen, drei Daeninnen, ein Italiener und zwei Schotten. Beim Fruehstueck kam die Frage auf den Wochentag. Es herrschte Verwirrung und dezentes Desinteresse: "Wednesday, Friday, who knows? It's river day," sprach Riccardo und was hatte er Recht. Zwei Stunden spaeter waren wir auf einem ueberdachten Langschiff, hatten unser Laos-Visum im Pass und waren um zwanzig Prozent des Geldes, das wir wechseln liessen, betrogen. Ich verbrachte die acht Stunden Fahrt in ein kleines, kakerlakenverseuchtes Touristenkaff namens Pak Beng auf dem Boden kauernd neben einem Dieselmotor.

Mal ganz ehrlich, kann ich in Thailand je wieder Urlaub machen ohne acht Stunden neben einem Dieselmotor zu sitzen? Am naechsten Tag hatten wir ein groesseres Schiff und Luang Prabang war von Anfang an eine wunderschoene Stadt.

Heute ist "Monk Day" in Chiang Mai, Thailand. Zumindest hoffe ich das.
Ich traf Funny Monk hier vor einer Woche /nein streich das, es ist laenger her/. Ich traf ihn vor acht, neun Tagen. /Keine Ahnung ob das acht, neun Tage waren, glaubst du ich zaehl jetzt nach?/ Ich traf Funny Monk hier neulich. Er war ein grinsender, alter verrunzelter Moench, der akzentfrei Deutsch mit mir sprach.
Als ich ihn fragte, wieso er das koenne, sagte er: "i can absorb it from your mind." Wenn er nicht grade deutsche frauen verwirrt oder lacht (und er lacht viel) gibt er Meditationskurse. Zeit, zurueck zu absorbieren. hoffentlich find ich ihn.

UPDATE:
Es war wohl doch nicht "Monk Day", sondern Market Day. Mein Monk war in seinem Tempel nicht zu sehen, nur die acht Wochenbuddhas, die ich mir noch anschauen wollte. Fuer jeden Wochentag gibt es einen Buddha, der eine unterschiedliche Haltung hat. Fuer den Mittwoch gibt es zwei. Die Laotischen unterscheiden sich immer ein bisschen von den thailaendischen. Inzwischen kann ich alle auswendig:

  • der Sonntagsbuddha steht und hat die Haende vor dem Schoss verschraenkt
  • der Montagsbuddha steht mit einer Handflaeche erhoben (in Laos mit beiden). Er ist der Streitschlichter.
  • der Dienstagsbuddha ist der Reclyning Buddha, der, der sich zurueckzieht. Er liegt, eine Hand auf der Huefte, eine am Kopf. So war Buddha kurz bevor er ins Nirvana aufstieg, also schon erleuchted.
  • der Mittwochsbuddha steht und haelt eine Schale in beiden Haenden vor dem Bauch. In Laos haelt er die Haende seitlich, wie ein Blumenkelch. In Thailand liegt eine Hand am Boden der Schale.
  • der Donnerstagsbuddha meditiert, Schneidersitz, Haende im Schoss. (Manchmal sieht man in Thailand auch den "Restoring Peace"-Buddha fuer Donnerstag, der hat die linke Hand mit Handflaeche nach oben im Schoss liegen, waehrend die rechte auf dem Knie liegt mit den Fingerspitzen zum Boden.)
  • der Freitagsbuddha steht und verschraenkt die Haende ueber dem Herzen.
  • der Samstagsbuddha meditiert mit fuenf Schlangen, die sich hinter ihm aufbaeumen. Sie symbolisieren Bedrohung.
  • und dann haben wir noch den zweiten Mittwochsbuddha: er sitzt wie auf einem Stuhl, nicht im Schneidersitz wie sonst. Die eine Handflaeche ist nach oben gedreht, die andere nach unten. Zu ihm kommen ein Affe und ein Elefant. Der Elefant bringt ihm zuckerrohr und der Affe bringt ihm glaub ich Bananen. Der wird glaub ich Mittwoch abends vereht, der andere Mittwochsbuddha am morgen.
Wenn man den Wochentag seiner Geburt weiß, kann man sich seinen Buddha zuordnen.
Ich zum beispiel bin ein Donnerstagskind. Also habe ich den meditierenden Buddha. Er steht laut Funny Monk fuer einen ruhigen Charakter, ausgeglichen und gleichmuetig. Jetzt koennt ihr euren Buddha zuordnen und ueberlegen, wieviel Wahrheit in dieser Zuordnung steckt.

[Autorin nach dem Verfassen dieser Zeilen verschwunden. Man vermutet sie wild tanzend in den Strassen von Chiang Mai].

Friday, March 16, 2012

Ur-laub

Hei hei,

jaaa ich weiß schon ich hab seit Monaten nix geschrieben, aber hey, es ist nicht meine Schuld! Die Zeit ist schuld! Gestern war noch Januar, jetzt ist März. Wie soll ich denn da im Februar schreiben, bitte?

Aber ganz was anderes: Weißt du, woher das Wort Urlaub kommt?

Ur- ist ja die Vorsilbe für ewig alte Dinge. Ur-Großvater, Ur-Ahnen, Ur-Anus. Ur-Wald

Laub könnte jetzt natürlich von er-laub-en kommen, etwas, was sich Leute seit Ur-zeiten er-lauben.

Oder es kommt einfach von Laub. So Bäume und so.

Dann wäre Ur-laub ja ein Synonym für Ur-Wald. Ein Wald besteht ja nun zu großen Teilen aus Laub.

Dann mach ich also alles richtig, wenn ich für drei Wochen in den Dschungel abhau.

Hmmm... Ich glaub ich will garnicht wissen, woher Urlaub ursprünglich kommt. Die Gleichung Ur-Laub = Ur-Wald gefällt mir besser.

Gern würd ich jetzt ein Foto posten, aber: ich sitz ja noch nicht mal im Flieger.

Mmmmh Ur-Laub. Super.

Thursday, February 2, 2012

projektstätte in kleinbuchstaben

Jetzt hab ich ne Projektwohnung. Exil quasi. Ist irgendwie anders. Das muss ich anpassen. etwa indem man alles klein schreibt. ja das ist angemessen. nüchtern und flach.

es ist wirklich grauenhaft. gestern war ich bis zehn vor zehn in der arbeit. im kühlschrank lagen noch acht scheiben salamie, ein halber liter milch und etwas knäckebrot und einen viertelten kalten döner. räum mal alles aus deinem kühlschrank und leg nur die sachen rein, tu vorher wirklich alles raus, auch den senf, und dann schau dir an wie leer das ist! Vor allem um zehn in der nacht.

leider war der dönerladen um die ecke und der lieferservice aber zu.

kalter döner ist sehr lecker.

heute bin ich nur bis sieben geblieben. in der arbeit. danach habe ich frische salamie gekauft, frischkäse und kohlrabi.  richtig kochen ist in einer wohnung, die man nur zwei monate hat und nur unter der woche belebt, ziemlich blödsinnig.

die stadt selbst ist ziemlich überraschend schön. viel angenehmer als meine studienstadt. die straßenstruktur ist übersichtlicher, und grundsätzlich ist die stadt etwas heller. sehr angenehm. die wohnung ist auch schön, 40 quadratmeter apartment mit einbauküche, balkon und sogar badewanne im bad. außerdem ist eine senseo kaffeemaschine da, was tatsächlich unglaublich praktisch ist. ein klick und kaffee fertig. gerne gehe ich aus der arbeit, springe unter die dusche und trinke danach mit nassen haaren in meinem gefüttertem satin-pyjama einen kaffee.

das alles könnte einen fast dazu bringen, wieder groß- und kleinbuchstaben zu verwenden. aber das geht nicht, das darf nicht sein. dies ist ein blog für private kleinigkeiten, und mein privatleben muss rein bleiben. die süßen nichtigkeiten des wochenendes sind wie streicheleinheiten und zuckerwatte an einem sonnigen sandstrand. die seele atmet auf und spannt weit ihre flügel auf. egal wie verpsannt die schultern sind, sie lockern sich. der blog ist so ähnlich. es ist ein ort für kunst, für kreativität - wenn die muse im nacken sitzt und erbarmungslos an den zöpfen zieht.

hier trage ich einen mantel aus ausdauer. er ist schwer und verspannt mich. aber er ist dicht. kein noch so großes unbehagen kommt durch. allerdings strahlt auch nichts nach außen, was sich innen regt. es ist ein lernmantel. viel harte arbeit schult und schärft. es macht mich schneller, genauer, und gibt mir mehr überblick.

es gibt diese zeiten, wo alles hart ist. im kalten, harten winter passiert das mal. ich weiß, wofür ich es tue. es lohnt sich. wir haben ein ziel. es wird vorbeigehen und besser sein. derweil versüßen mir kalter döner und wochenende die zwischenzeit. das leben is nich immer pommes und disco und so. es ist auch mal projektstätte in kleinbuchstaben.

Sunday, January 8, 2012

Gallery

A good gal is giving ya a gallery


Writing is work, sure it is. I don't wanna work on a sunday, God's against it. Work was also to fill this gap in my doorframe. We did it approximately two weeks ago.


Mischa, who's living in this great house too, helped me mix up the mass to fill the gap.


 That's what it looked like afterwards. The gap was nearly 10 centimeters deep so we needed a lot of spatula mass. nearly 20 kilogramm




After so much work it's always good to have tea. Well, tea is indeed always a good idea, so it's also a good idea after work. Or, like the moment of above's picture, between Christmas celebrations. This year there were four celebrations on the three days of christmas. The last day acutally was rather dull. Another celebration could have fitted in. Anybody up for a Christmas celebration at lunchtime of the 26th of december??



Different reason, great celebration as well: New Year's eve. We had it all. Booze, Food, dance, people, fireworks 


and funny hats







Still, we managed to get the house tidied up again...




 later, we did...


Wanna see a bit more of the house 'n' stuff? 



Main common room

My cozy room 



Front Yard

and kitchen






We also have a back yard that's pretty big, and a garage, an entrance hall, two more floors and a cellar, but I don't have decent pictures of them. Anyway, it's not all finished yet. Still, you might get a nice overview from what I've been working on these past weeks. Furnishing this house meant an aweful lot of trips to Ikea during the rare occasions my work didn't keep me busy. I'm wakeing at six and returning home at seven. Sometimes I do sports after work. This eats a lot of time, especially as it means that I'm tired, awefully tired afterwards. Work itself is okay though, I'm rather good at what I'm doing and that's always rewarding. Also, I'm takeing trips once in a while. Next week for example I'm flying to Bonn to visit those lovely people I lived with for nearly half a year. Then again, I'll be back to Regensburg for a reading session of my writer's club. Sometimes I even see my friends. But I hardly have time to relax and think. It's always something to do. Still, I'll try to keep you all up to date once in a while.

Maybe I'll do it in English again, 'cause foreign languages just rule and English is so much shorter than German. Especially with all the abbreviations ;)

Hugs'n'kisses!