LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Saturday, August 11, 2012

Erste-Welt-Probleme (und Lösungen)

In Spanien kann man zur Sonne fahren und sich dort treffen

Heute habe ich einen Lauf. Es funktioniert alles, wirklich alles, fast genau so wie ich es haben wollte. [Deswegen habe ich gerade fantastische Laune, obwohl das eigentlich ein bißchen pervers ist.]

Es lief wirklich alles sehr gut heute. Morgens konnte ich erstens ausschlafen und zweitens noch entspannt eine halbe Stunde "Friends" sehen bevor ich aufstand. Hannah war gerade auf dem Weg zum Bäcker und brachte mir eine Semmel mit. Der Fahrradladen um die Ecke, zu dem ich nach einem Frühstück im sonnigen Garten fröhlich spazierte, hatte offen. Er tauschte mir den Schlauch, den ich letzte Woche kaufte um festzustellen, dass er nicht in meinen Reifen passt, kostenlos um. Danach startete ich mit dem Firmenwagen und Nick das Auto meiner Mutter, das ich als meines betrachten darf. Das bringt mir nicht nur ein Auto ein, sondern auch eine Versicherung die bei etwa fünfzig Prozent liegt. Mit selbigen Auto fuhr ich schließlich erst zu einem Tanzsportladen, der leider geschlossen war. Allerdings machte das nichts, weil dort ein anderer Sportladen war, der Gymnastikschuhe hatte, und andererseits mein Tätowierer, der mir irgendwann meinen Drachen nachstechen darf. Er ist so farblos und garnicht mehr so beeindruckend. [Ich habe ein bißchen Angst davor, daher ist es ganz gut, dass Ralph eh erstmal ausgebucht ist bis nächstes Jahr. Bis dato habe ich vielleicht weniger Angst. Damals hat es schon höllisch weh getan.]

Vom Laden im Nordwesten in München fuhr ich in den Südosten zu einem anderen Laden namens British-allsorts. Dort kaufte ich für einen Kollegen zwölf Packungen Hobnobbers Milchschokolade, für mich Tee, Senf und Orangenmarmelade und unterhielt mich wunderbar mit dem Shopkeeper auf British English. [Don't you just love that if somebody talks a decent English with a lovely accent? Well, I do, don't I, especially British English. There's just something special about it, no?]
Auf dem Nachhauseweg fuhr ich schnell noch am Aldi vorbei, machte WG-Einkäufe und versorgte mich selbst für die nächste Woche; ein Luxus, den ich noch nie in meinem Leben in einem Einkauf selbst erledigen konnte. [Normalerweise hätte es mir die Arme abgerissen oder zu schweren Fahrradunfällen geführt, oder beides, spätestens durch den Unfall. Diesmal aber nicht, wegen dem Auto.] Ganz entspannt fuhr ich schließlich wieder heim, traf nochmal zwei meiner lieben Mitbewohner Hannah und Nick und montierte mein Fahrrad dank und mit Mischas Werkzeug und Erklärung. [Mischa ist ein anderer Mitbewohner, der gerade mit seiner Freundin Sophia, eine andere Mitbewohnerin, an den Comer See gefahren ist. Super Idee grundsätzlich, aber trotzdem schade dass die beiden weg sind.]
Zu allem Überfluss reparierte ich dort in zwanzig Minuten mein Rad, erhielt dann einen freundlichen Anruf von Mirl, die mir dazu noch einen guten Kochtipp gab und aß später deliziös Lachs mit Pfifferlingen. Derweil meldete sich ein Freund von mir und bestätigte Tanzen heute abend, so dass ich nach diesem Blogeintrag, der auch noch auf dem Tagesprogramm stand, kurz abwaschen werde, mich umziehen und dann Tanzen fahren mit meinen neuen Schuhen. Das ist etwas, worauf ich mich wirklich sehr freue!

Kurz: es ist ein wunderbarer Tag. Alles läuft richtig. Das macht mich glücklich. Wenn irgendwas davon anders gelaufen wäre, wäre ich sicher nicht so glücklich wie ich es jetzt bin. Sicher, ich wäre schon immer noch entspannt und okay. Aber diese satte Zufriedenheit, die ich jetzt gerade in diesem Moment empfinde, während ich diese Zeilen tippe - an unserem Küchentisch am Fenster,  mit Blick auf einen Apfelbaum und es ist einfach alles in Ordnung - diese Zufriedenheit hätte ich bestimmt nicht.

Und da liegt doch der Hund begraben: Ist es nicht pervers, dass wir Luxus-Wessis so verwöhnt sind, dass uns so etwas wie falsche Schuhe zum Tanzen, eine verblasste Tätowierung oder kein Englischer Senf tatsächlich die Laune beeinflussen können? Ist das nicht wirklich ein bißchen pervers?

Das nächste Mal, wenn es mir die Laune verhagelt, sehe ich mir die Madrid-Bilder an und erinnere mich daran, dass ich eine wunderbare WG habe mit sehr netten Menschen, dass ich einen wunderbaren Freundeskreis habe in Deutschland verstreut, dass ich eine weitgehend gesunde Familie habe, die mich liebt, und dass ich gefälligst aufhören soll über Kleinigkeiten zu jammern. Weil, auch wenn man das mal darf, ist es doch total überflüssig und verdirbt einem nur die Laune.



Der Bayernshop am Hauptbahnhof ist größer

Schnickschnack-Laden

Hello Kitty hat ihren Kopf abgesetzt

Tauben auf allen Köpfen

Gleich packt er alles ein und rennt davon

Straße

Traumhaftes Wetter

Mercato San Michele - so gut!

der große Platz

Hello Kitty und Michelangelo mochten sich sehr gern

Carmen!

schon ein bißchen wie Märchenschlösser ...

diese Gebäude der Spanischen Bank :D




Schwein mit Apfel ...

verzehrt auf der Dachterrasse des Thyssen-Bornemisza



Vor dem Reina Sofia



Geschenkt bekommen - Kaffeelikör. Sehr köstlich



Harfinistin vor dem Palast





[Natürlich ist es alles gerechtfertigt, unglücklich über Erste-Welt-Probleme zu sein, denn jeder trägt immer am Schwersten an den eigenen Problemen, und wir leben auf hohem Niveau, also müssen wir auch jammern auf hohem Niveau. Dennoch freue ich mich gerade auch an der Tatsache, dass ihr und ich uns Erste-Welt-Probleme leisten können. Wenn wir über sie nicht unglücklich wären, wären wir über schlimmere Dinge unglücklich, und das wünsche ich keinem von uns.]

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