LL Aktuell

LL Aktuell
Geschichten und andere Geschichten

Wednesday, July 27, 2011

Dieser Eintrag erklärt sich mit dem Lesen selbst

KRANK! Die sind alle KRANK! Meine Mitbewohner sowieso, das sind Zombies, aber das erzähle ich ein ander mal.

Ich komme gerade frisch aus der Arbeit und ich glaub ich werd noch ganz blöd im Kopf. Da sitzt du vor deinem Computer und sprichst in leiser, möglichst gemeiner Stimme zu ihm. Du sagst ihm: Ich hasse dich, aus dem tiefsten Grunde meines Herzens, ich verachte dich, nicht das mindeste Fünkchen Respekt habe ich für dich, weil du nie machst, was man dir sagt, sondern irgendwelche anderen Sachen, um die dich keiner gebeten hat, und dann hängst du dich auf, weil du dich selbst überforderst, du unnützes, dummes kleines Gerät.
So sprichst du mit ihm, und er weint nichtmal. Dabei arbeitest du zum fünften Mal an der Formatierung eines Dokuments, das du vor zwanzig Minuten auf den Millimeter genau definiert hast, denn die Zeile der Tabelle hatte genau 1,19 Zentimeter, nicht 1,20 oder gar 0,73, nein - dann gibst du es deiner zweiten Chefin und es ist alles im Arsch weil sie Word 2007 hat und du Word 2010!
Spontan alterst du drei Jahre und denkst, das könnte Word 2007 doch auch mal machen, aber nichts da. Statt dessen tust du wieder was, nämlich mit der Software-Betreuung der Firma zu telefonieren, weil keiner im Büro auch nur genug Administratorenrechte hat um auch nur eine Schriftart zu installieren. Eine Schriftart! So Arial und Times New Roman nur schöner und die vom Kunden selber gemacht. Allerdings ist es eh schon zu spät, weil der Rückruf von der Firma erst kommt, als die zweite Chefin schon mit der ersten Chefin im Meeting sitzt und das Produkt in der falschen Schrift vorstellen muss. Da isst du ein bißchen Schokolade und installierst auf allen acht Laptops in der Arbeit dann doch die Schrift, damit jeder Hinz und Kunz an diesem Handbuch arbeiten kann.
Leider ist der wichtigste Laptop aber noch garnicht verfügbar, weil im Meeting, und damit auch nicht die aktuellste Version von dem Handbuch überhaupt, weil im Meeting. Da sitzt du dann da und machst andere Sachen, während du dir den Kopf zerbrichst, wie dieses Ding noch fertig werden soll bevor der Copy-Shop schließt, weil der das bis morgen um acht Uhr drucken soll. Zumindest ist das Meeting dann zu Ende und du findest heraus, dass du die Schrift auf dem Rechner der zweiten Chefin nicht installieren kann, nochmal zum mitschreiben: nicht installieren auf Chef-Computer, Chefin hat somit total hässliche Schrift anstatt super-eleganter Kunden-gemachter Designerschrift. Arsch! Der Computer versteht sich.
So geht das dann weiter, und am Ende kriegt ihr es doch hin, alles fertig zu machen, und Chefin ist glücklich. Du bist dafür total fertig und ausgelaugt. Aber:
Arbeit ist geil.

Sunday, July 24, 2011

Nachtrag(end)

Ay me bloggies,


Eva is - as she often is - right when she asks me rhetorically whether I stopped blogging completely. I've been offline these last weeks, indeed I only accessed the web on my mobile cause I went living in an old farmhouse in Aubing where there is no wireless. Instead people sit in the kitchen and talk to each other, real life and in person, without any computer. It's really oldstyle. You should try it. After two days I stopped slouching, after three days smiling didn't hurt anymore. Now I only use my computer to write fiction, and that's good. Here is an example: It's called 


Karibikfeeling

btw Those of you who make it to the end of the three page stor(e)y will be rewarded with pictures. Pictures!!!! Yay! But now, read on please: 



Frau Kraftschick fing wieder mit dem Tippen an. Frau Siegert hatte gerade ihr Büro verlassen mit dem Vertrag, den Frau Kraftschick für sie ausgehandelt hatte. Soll sie den Job bei der Anwaltskanzlei mal annehmen, die Frau Siegert. Auch wenn er schlecht bezahlt und der Chef ein Choleriker ist. Zumindest wollen sie sie in der Anwaltskanzlei. Das ist doch eh das Wichtigste.

Sie wollte niemand, die Kraftschick. Nicht ihre Kollegen in der Arbeitsagentur, nicht ihre Katze. Ihre Kunden wollten sie vielleicht, zumindest am Anfang. Bis sie dann rausfanden, dass sie eine professionelle Lügnerin ist, dann wollten sie sie auch nicht mehr. Mit Menschenleben spielt sie, die Kraftschick, nein, sie verwaltet sie. Ordentlich gelistet unter ihren Hoffnungen:

„Ich wäre gern Verkäufer für Ballettzubehör,“ sagt der übergewichtige Maurer Borgenheim und Frau Kraftschick legt ihn ab unter T wie Traumtänzer. Zwei Kunden hat sie heute noch, einen Angeber und einen Zögerling, dann darf sie nach Hause gehen.

Ihre Kollegin wünscht ihr einen schönen Abend mit diesem automatischen Lächeln, bei dem zwar die Stimme höher geht, aber die Augen nicht strahlen. Frau Kraftschick schenkt ihr kaum Beachtung. Es ist schwer, professionellen Lügnern etwas zu glauben, vor allem wenn man selber einer ist.

„Wahrscheinlich Berufsschicksal,“ denkt Frau Kraftschick, „dieses Nicht-gewollt werden.“ Sie ist auf dem Nachhauseweg. Ihre Pfennigabsätze klickern hell auf dem Asphalt.

Sie denkt noch ein wenig an ihren letzten Patienten. Wie er vor ihr saß mit seiner Wampe und den wässrigen Augen. Es ist Herr Zögerling. Er will nicht kündigen. Seit siebzehn Jahren arbeitet er in einem Großraumbüro. Irgendwann war seine Frau gestorben und er hatte einige Sauftreffen mit den Kollegen ausfallen lassen. Danach haben sie ihn nicht mehr eingeladen. Oder mit ihm geredet. Am Ende haben sie ihm nicht einmal mehr den Tacker gereicht.

„Da habe ich immer häufiger zu Schublade gegriffen,“ sagt er mit tränenschwangerer Stimme. Frau Kraftschick muss nicht nachfragen, was in der Schublade ist. Seine dicke, rote Nase verrät ihn. Eine Beschwerde wegen Mobbings ist ausgeschlossen. Die Kollegen haben ja nichts gemacht! Garnichts. Ein anderer Job für einen 54jährigen Sachbearbeiter mit Alkoholproblemen war aber auch nicht zu finden. So kann sie auch nichts anderes machen als betreten wegschauen.

Immer kommt dieser Punkt, an dem Frau Kraftschick ihren Kunden vermitteln muss: Diese Hoffnungen, die Sie da haben, die sind tot. Bleiben Sie lieber Steuerberater oder Spielhöllenbesitzer. Kellnern Sie weiter für den Rest ihres Lebens und zahlen Sie die Nachhilfe für ihre Kinder vom Trinkgeld. Die große neue Karriere von der Sie träumen, die existiert nicht für Sie.

Das sagt sie aber erst am Ende. Am Anfang sagt sie: „Kaffeeflecken auf ihrer Bewerbung sollten Sie vermeiden“ Oder: „Handwerk schreibt man mit e nicht mit ä.“

Sie sollten es da schon ahnen, dass das nix wird mit dem neuen Job, ihre Kunden. Kunden, die eigentlich gar keine Kunden sind.

Für Frau Kraftschick sind es Patienten. Patienten, die an Mobbing leiden, an Fettleibigkeit und Trinksucht, Patienten, die gern Schwächere quälen, und die allesamt eine gemeinsame Krankheit haben: Unvermittelbarkeit. Trotzdem muss sie sie Kunden nennen, ihre Patienten, wegen der Regeln der Arbeitsagentur.

Es ist schon verflixt mit ihnen. Wenn sie ihre Unterlagen durchsieht, schwindet Frau Kraftschick der Mut. Mit jedem schlechten Arbeitszeugnis und jedem Tippfehler mehr glaubt sie weniger daran, diesen Arbeitslosen wieder an den Mann zu bringen. Bei den Kunden ist es aber genau andersrum. „Jetzt, wo die dicke Frau Kraftschick mit ihren Blüschen und Röckchen meine Unterlagen durchgeht, stehen die Chancen sicher besser,“ denken sie. Und sie glauben an sie. „Wenn die Kraftschick meine Unterlagen auf Vordermann bringt, dann bringt sie sicher auch mich auf Vordermann. Die kann das,“ denken sie. „Die macht das.“

Pustekuchen. Sie kann den Zögerling genauso wenig von der Trinksucht erretten wie den Maurer zum Tänzer machen.



„Egal, man soll seine Arbeit nicht mit nach Hause nehmen,“ sagt Frau Kraftschick laut. Zwei Halbstarke neben ihr am Gleis verstummen spontan. Frau Kraftschick nutzt ihre Verwirrung, um sich den einzigen Sitzplatz in der einfahrenden Bahn zu ergattern.

Zwei Stationen später steigt sie aus. Zum Zeitungsmann am Bahnhof sagt sie: „Eine Brigitte, bitte.“ Sein Körper ist drahtig und muskulös. Er hat eine schwarze Strickmütze auf und braune Augen. Sie drückt ihm das Geld in die Hand und er schaut zur Seite. Keine braunen Augen für Frau Kraftschick heute. Dabei kommt sie nur wegen denen vorbei.

Vor einem Jahr hatte sie dieses Schundblatt gekauft, weil es ein Meet-and-Greet mit George Clooney verloste. Gewonnen hatte Frau Kraftschick nur die braunen Augen und jede Woche etwas Papiermüll mehr. Jeden Tag war sie an ihm vorbei gegangen, hatte ihm zugeblinzelt und alle paar Tate etwas gekauft. Nach einem Monat wollte sie schon wieder damit aufhören, weil da nicht mehr zu sein schien bei den Augen als ein gelegentliches „schönes Wetter heute.“

Aber dann redete er plötzlich von sich aus. Ganz plötzlich, ohne das Frau Kraftschick einen neuen Hut trug, verführerisch duftete oder sonst eine Änderung vorgenommen hatte wie bei den vorherigen Besuchen.

Es sei ein schlechter Tag, sagte er damals. „Warum?“ fragte Frau Kraftschick. Er antwortete nur: „Ich will hier weg.“ Sie erwiderte nur: „Oh.“

Dann fing er an zu reden, von einer Bar in der Karibik und Cocktails mit kleinen Schirmchen, von Musiksessions mit Bongos und Gitarre unter Palmen. „Da will ich hin,“ erzählte er, „diese Bar aufmachen.“

Dabei sah er Frau Kraftschick unentwegt in die Augen. Ihr wurde ganz warm. Das Grau um sie verschwand, der Straßenlärm wurde zu Meeresrauschen, alles veränderte sich während er sprach und wurde zur Karibik. Nur er und seine Augen blieben bei ihr.

Vielleicht lag es an den schlanken, muskulösen Armen die sich unter dem Anorak des jungen Mannes abzeichneten. Aber Frau Kraftschick war sich sicher, es wären die Augen gewesen derentwegen sie diese Nacht zwei Stunden lang masturbierte.

In freudiger Erwartung kaufte sie sich am nächsten Tag einen Vibrator und eine Tageszeitung. Aber nix mehr von Karibikfeeling zwischen ihren Schenkeln. „Das gestern“ sagte der Zeitungsverkäufer, „war nur ein Tagtraum. Gesponnen habe ich. Gesponnen!“ fuhr er sie an. Dabei quetschte er die Zeitung in seiner Hand zusammen.

Frau Kraftschick erkannte die Haltung ihrer hoffnungslosen Kunden, die ihre Hoffnung doch noch nicht ganz aufgaben. Irgendwo in diesen Augen war noch Karibik! Und Frau Kraftschick reagierte darauf. Sie tat plötzlich das Gegenteil von dem, was sie bei ihren Kunden immer tat. Sie glaubte an den Traum vom Zeitungsverkäufer, verzweifelt, irrrational, und völlig unerwidert. Das Tageszeitung-Kaufen gab sie bald wieder auf, zu viel Papiermüll, aber die Wochenzeitung kaufte sie weiterhin. Seit einem Jahr lang jede Woche gab sie ihm Geld für eine Brigitte. In die Münzen legte sie soviel Zuversicht wie nur möglich, und ihr Blick sagte: „Zeitungsverkäufer, du kriegst das hin mit der Karibik, du machst das!“ Auch heute wieder. Aber auch heute keine Karibik.

Das frustrierte. Auf dem Heimweg hingen ihre Schultern, ihre Haltung war gebeugt, und ihre Pfenningabsätze schlurften nurmehr über den Asphalt.

„Aber nächstes Mal,“ dachte sie und zählte Zigarettenstummel auf dem Weg, „Da spricht er wieder mit mir über die Karibik.“ Zweiundzwanzig, dreiundzwanzig Zigarettenstummel. Sie weinte ein wenig. Aber dennoch wusste sie, sie würde nächste Woche wieder hingehen. Nächste Woche würde alles anders.

Daheim angekommen war sie allein. Nicht mal Bibi war da. Sie machte sich ein Abendessen aus Rehkitzinnereien und Backmarzipan und schlief vor dem Fernseher ein. Am nächsten Morgen pflückte sie sich die Marzipanbröckchen aus den Haaren und ging zur Arbeit. Sie kam wieder am Kiosk des Zeitungsverkäufers vorbei, aber er war geschlossen. In der Arbeitsagentur angelangt begann der neue Tag. Sie machte sich aufs Neue daran, langsam und gründlich die Hoffnungen ihrer Patienten zu zerstören.


Now, here are your pictures: 

Salzburg, 16.&17.7.2011 




 
Hittenkirchen am Chiemsee, 15.7.2011:











Monday, July 4, 2011

Schlechte Ideen

"Aka," so sagt man, "Wünsche zu verweigern bringt Unglück."
Das ist eine ungefähr so schlechte Idee, wie mit einem klapprigen Fahrrad entgegen der Fahrtrichtung einer zweispurigen Einbahnstraße zu fahren, die die zentrale Verbindung zwischen zwei Stadtteilen ist. Das habe ich (nach kurzem Überlegen) auch nicht getan.
Daher hier und ohne weitere Umschweife, für alle und jeden, Teil eins:
Maxvorstadt

IonIon, der Lieblingsgrieche (und Fahrräder)

Kleiderladen (und Fahrräder)

Grieche und Brotladen, Augustenstraße

Augusten Im Biss, Augustenstraße

Bollywood Store, Augustenstraße

Radlladen, Augustenstraße
Autos, Menschen, kleine Kinder, Hunde, Radfahrer, Frauen mit dicken Sonnenbrillen, noch mehr Radfahrer, ein Radfahrer, der plötzlich stehen bleiben und zu einem unsichtbaren (Handy?) sagen: "Hallo Hermann, ich wollte nur sagen: Ich bin vor Ort." So viele Radfahrer, dass dickliche Damen sie amüsiert als Geisterfahrer bezeichnen, wenn sie auf der falschen Straßenseite fahren. Und Frauen, die so dicht hinter einem gehen, dass sie in einen laufen, wenn man stehen bleibt. Sie lachen dann und entschuldigen sich. Dazwischen: Männer. Kinder, Hunde, Autos, Radler. Ganz im Gegensatz zum Nördlichen Friedhof.

Nördlicher Friedhof
Fast unsichtbar vor grün: zwei Sportler

Vogelhäuschen auf dem Nördlichen Friedhof



Grab  
   Ruhig und kühl, entspannt, ruhig und ruhig. Die verstreuten Menschen, die hier Tai Chi machen oder Slacklinen, Picknicken oder Händchen halten wollte ich mit meinem Fotoapparat nicht stören. So wirkt der Friedhof viel toter als er ist. Nur dieses kleine Mädchen mit Mutter bildet eine grandiose Ausnahme:
Geistreich - Kind mit Mutter


 Die Personen auf dem Königsplatz hingegen lassen sich von nichts stören. Weder von Radlern, noch von Fotografen, noch von den vielen Autos in der Mitte. Heute war auch einer der wenigen Tage, an dem nichts los war: Weder Konzert noch Freilicht-Kino. Dabei spielen hier Weltstars! Aber eben nicht heute.









Am Ende der Rundfahrt im Umkreis von fünf Minuten zu meiner Wohnung (mit dem Fahrrad) wieder zurück in der Augustenstraße: Der Herrmannsdorfer, Ökologisch, fair angebaut, und das von jemand, der Herta geleitet hat (nicht Herta BSC, sondern die Fleischfirma)

Herrmannsdorfer, Augustenstraße
Hierbei ließ ich es bewenden. Der Herrmannsdorfer hat nämlich nicht nur super Fleisch, sondern auch hervorragendes, frisches, köstliches Obst. Melonen und Stachelbeeren gibt es heute für mich, die ich auch dringend brauche. Seht euch den Vorratsschrank meiner Wohnung an:
Mehr braucht der, der hier eigentlich lebt, zum leben wohl nicht. Auch interessant der Besteckkasten: Von allem zwei, nicht mehr - dafür aber zwei Kuchengabeln!