LL Aktuell

LL Aktuell
Geschichten und andere Geschichten

Thursday, April 28, 2011

Ein lehrreicher Text über Fehler und Wind, bei dem endlich sehr viel erklärt wird

Nun, dieser letzte Blogeintag war sicherlich etwas kurz, vor allem deshalb, weil ich noch nichts über Lektionen im Tantensein schrieb oder überden Mistral. Beides fatale Fehler.


Die Lektion im Tantensein erster Teil lehrte mich Ostersonntag meine Nichte. Sie lief davon. Ja, sie tut sowas. Ich lief natürlich hinterhr und voll in den Sandkasten. Mit ihr. Und meinen neuen weißen Schuhen. Noch ein fataler Fehler. Letzten Endes waren dann auch meine Feinstrümpfe innen voller Sand, was ich allerhand finde, schließlich ist es grober Sand. Wenn ich jetzt in Saudiarabien in der Wüste wäre, meinetwegen, das ist feiner Sand, aber da war ich ja garnicht, und auch nicht meine Feinstrümpfe. Soviel zu irreführenden Namen. Die Lektion heißt ganz eindeutig: Nicht mit neuen weißen Schuhen in einen Sandkasten.

Die Lektion im Tantesein zweiter Teil lehrte mich heute auch meine Nichte. Sie lief wieder davon. In der Stadt ist das aber ein Stückchen gefährlicher als im Sandkasten. Allerdings passte ich meine Reaktion der Situation nicht an und lief wieder hinterher. Ungefähr dreißig Minuten in gebückter Haltung, die Hände immer so schräg über ihrem Kopf, dass sie sich selbigen nicht anhauen konnte und ich sofort zugreifen könne, falls sie spontan auf die Idee kommt, links abzubiegen und in den nächsten schlechtgelaunten Münchner zu laufen. Oder ein Auto.
Kinder, die gerade laufen können, tun das wirklich gern und scheren sich um alles andere herzlich wenig, zum Beispiel um Ecken auf Kopfhöhe, Fahrradfahrer und alles andere außer Mama. Diese Lektion heißt: Manchmal ist Tragen leichter.


Nun aber zum Mistral.


Der Mistral ist die Erklärung dafür, dass Inge letzte Woche Nichtgeburtstag hatte, während alle dachten, sie hätte Geburtstag.

Eigentlich ist die Geschichte ganz einfach: Inge wollte zum Geburtstag reinfeiern am vergangenen Dienstag. Bei einer Freundin. Die Freundin ging aber unter im Gespräch. Daher dachte der Salamander, sie habe selbst Geburtstag (die Inge, nicht die Freundin, die Freundin hatte ja Geburtstag, aber sie war ja nicht im Gespräch, weil sie ja unter ging). Dennoch taten mehrere Salamander wohl ähnliches wie ich und schrieben ihr verschiedenes zum Wiegenfeste (das sie ja garnicht hatte, sondern die Freundin). Sie klärte elektronisch auf über diesen fatalen Fehler, und ich schämte mich und wusste nicht recht ein noch aus. Also schrieb ich ihr eine Email voller Mist. Deren Wortlaut lautete wie folgt:

"Mist. 
[wegen dem ganzen Geburtstagsunfug, die Autorin]

Und ich schreib auch noch [in einer anderen Email, die Autorin]: Willst du dir das nicht noch mal überlegen mit dem Geburtstag?
Doppelmist.
 

Was mach ich denn jetzt mit dem Blogeintrag? Entweder ich poste ihn an deinem echten Geburtstag nochmal oder ich mach was anderes. Allerdings weiß ich deinen echten Geburstag nicht.
Dreifachmist.
 

Anbei schlage ich vor, dass du ab heute heute Geburtstag ehrenhalber hast. Kannst du in deinen Pass eintragen lassen als: Geb. h.c.: 20.04.1984 oder 2011. Bleibt dir überlassen.
Darüber sollten wir bei der nächsten Sondersitzung demokratisch abstimmen. Ich erwarte den Privatjet.

Vierfachmist. [Weil der noch nicht existiert, der Jet, die Autorin] "

Daraufhin wusste Inge sofort, woher der Wind wehte und antwortete Folgendes:
"Mistral ist das Zauberwort, soeben ist es mir eingefallen und dann habe ich auch endlich herausgefunden, dass wir in einem Abenteuerroman für Kinder leben. Es war alles nur eine stürmische Verwehung und wenn wir unsere Haare wieder in Ordnung gebracht haben, ist er auch schon wieder vorbei, der starke, kalte Nordföhn. Ach ja, wir sind im Rhônetal, was auch unser Orts-Distanz-Problem löst. Wir sind alle im Rhônetal, sonst hätten wir ihn ja nicht zu spüren bekommen, den Mistral."

Mistral ist, wie Wikipedia weiß, ein Wind im Rhonetal, der so stark und häufig weht, dass sich sogar die Bäume nach ihm richten und mit seiner Wehrichtung wachsen. Das sind dann Windflüchter. Klingt irgendwie verkrüpelt und ängstlich, diese Bäume, die sogar vor dem Wind flüchten. Ziemlich unpraktisch als Baum auch, so festgewachsen und abhängig von Luft. Windflüchter, die Memmen unter den Bäumen. Wobei der Mistral es schon in sich hat. Macht Nichtgeburtstagskinder zu Geburtstagskindern und alle glauben es.

Auch hier gibt es eine Lektion zu lernen, und erinnert euch gut daran, denn häufig noch werdet ihr gefragt werden nach und wohl auch selbst fragen nach dem Zauberwort: Es lautet MISTRAL. Mistral.

Jetzt wisst ihr, was Inge dazu gesagt hat. In ihrem Kopf würde ich mich glaube ich wohl fühlen. Wenn ich immer so eine Stimme im Kopf hätte, die mir zuflüsterte: "wir sind in einem Abenteuerroman für Kinder," dann wäre ich glaube ich sehr beruhigt. Meine Stimme flüstert mir nur Sandwortspiele ein. Ich will ihr zurufen: "Mit Worten spielt man nicht," aber dann macht sie vielleicht Witze, bis ich über das anfängliche, willkürlich gesetzte Maß komme, bei dem ich irgendwas versprochen habe. Das habe ich mir aber noch nicht ausgedacht, und so graut mir vor dem Tag, an dem ich es in die Tat umsetzen muss. Weil ich ja noch nichts habe! Für mich wird es somit auch wirklich eine Überraschung sein, aber ihr, die ihr Zeit hattet, euch zu überlegen, was es denn sein könnte, ihr werdet vielleicht gar enttäuscht seid.
Um die Stimme also zum Schweigen zu bringen hätte ich beinahe eine Latte Nocciola gekauft, die unvermittelt und in Tetrapacks im Penny vor mir auftauchte. Latte Nocciola ist einfach Caffe Latte mit Haselnussaroma und hat überhaupt nichts mit Latten zu tun, weder in sexueller noch in anderer Weise. Aber sie verdutzte mich derart, dass die Stimme verstummte, abrupt. Das war gut so.

Der Salamander, das ist übrigens eine Textwerkstatt, da sitzen Menschen um einen Tisch, lesen sich die Texte vor, die sie in der vergangenen Woche geschrieben haben, und die anderen kritisieren, ja ja so ist das, also der Salamander hatte nämlich mal eine Lesung die da hieß: "In deinem Kopf will ich nicht wohnen."
Wenn ich mir meinen Kopf so betrachte möchte ich fast sagen: in meinem Kopf hätte ich Angst. Vor allem, wenn ich von Johnny Depp träume. Aber auch so die meiste Zeit. Nur wohne ich ja in meinem Kopf und weiß, dass das alles halb so wild ist.

Möge der Mistral euch die Köpfe zerzausen, die Flausen eintreiben und euch biegen, bis ihr flüchtet.

Anbei noch ein Degistiv: (oder Delegtiv, von legere/ lesen?)

Ihr kennt ja Schüttelreime, ja? Sowas wie:
"es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen."
Man vertauscht einfach die Buchstaben am Wortanfang zweier Worte, bzw. nicht die Anfangsbuchstabenm, sondern die Anfangslaute.
Das kann man ja nun auch mit einzelnen Worten machen. Wie Schutzbaum und Butzschaum. Oder Putenschnitzel und Schnutenpitzel. Meist kommt dabei nichts raus, was Sinn macht, aber häufig muss man trotzdem und gerade deswegen lachen.

Etwas Sinnvolles (wenn auch Unwahres) kommt aber wohl bei der Schüttelung von folgenden Worten heraus

Schwesterlein           -          Läster-Schwein
Schwagerlein           -           Lager-Schwein



Familie Läster und Lager Schwein. Sogar den gleichen Nachnamen haben sie! Wie im wahren Leben. Nur die Nichte schlägt aus der Art:

Nichtlein            -            Licht? Nein

Ein Versuch ...

Seht was ich gestern schrieb und schicken wollte, was dann aber leider nur als Enturf hier gespeichert wurde:


Dies ist der Versuch, Terminplan und blog unter einen Hut zu bringen.
Blog goes mobile!
Am Beuler Bahnhof, wo ich gerade in einen zug stieg, wurden gerade - und das muss erzählt werden - die waggons des Zirkus roncalli abgeladen. Dies allein ist schon spannend, was aber noch aufregender ist, ist, dass eben jener zirkus im mai direkt vor dem fenster in meiner arbeit gastieren wird. vor meinem fenster sogar! ich werde natürlich berichten.
berichten muss ich sowieso viel jetzt. die arbeit macht spaß zum beispiel muss ich berichten. oder dass mein lieblingsautor feuchtwanger wirklich schöne sätze schreibt in jud süß. oder dass ich morgen ein assessment center in münchen habe. am liebsten aber berichte ich doch vom osterwochenende. wie überall war es auch in münchen wunderbares wetter. viel konnte ich draußen unternehmen und trunkene nächte bis vier uhr früh genießen, genauso wie die heimelige wärme eines familienfrühstücks mit vater, mutter, stiefmutter, schwester, schwager und nichte. und familienkater. super.

Tuesday, April 19, 2011

Was gut ist, kommt wieder

hätte eigentlich der Titel zum letzten Eintrag sein müssen, aber er ist mir erst heute wieder eingefallen. Ein guter Spruch für gute Erinnerungen, die wieder belebt werden. Dazu heute noch die Nachricht einer befreundeten Polin, die mich fragte, ob wir den Erasmusaufenthalt wiederbeleben wollen bei einem gemeinsamen Trip. Was soll ich dazu sagen außer: Oh mein Gott ja.

Freitag München, letzten Freitag Luxembourg, die Woche davor Regensburg, dazwischen Bonn und vielleicht bald Istanbul. Dazu noch dieses Heimweh, das garkein Heimweh ist, weil ich ja nicht die Wohnung in Regensburg vermisse, sondern den Salamander, gerade heute, wo sie sich treffen, die Echsen. Und den Bruder von der Tina, August. Den find ich nicht in Bonn. So ist das mit dem Vermissen. Kein Wunder, dass mir der Kopf schwirrt und ich nur noch in Assoziationen schreiben kann.

Vielleicht hätte Inge dazu mehr sagen können. Die Inge, die vom Salamander, die Inge, die Inge, die morgen Geburtstag hat, jaa die Inge, dann mal herzlichen Glückwunsch, Inge, Aka hat heute gefeiert, die hat dir genau einen Tag voraus, liebe Inge. Ich muss daran denken, Aka auch noch mal alles Gute hier rein zu schreiben, alles Gute Aka. Die Inge, die immer so Texte schreibt, in denen es ganz wenig Punkte gibt, sondern sich mehr so alles aneinanderreiht wie Wassertropfen in einem Fluß. "Die Inge also," sagt der Schreibbär, "die Inge wird alt." "Klug ist sie, die Inge" sagt Dr. Orange und dreht den Wasserhahn auf, "nee nee," unterbricht ihn der Schreibbär, "nee nee altklug ist sie nicht, die Inge, das sagt sie nur so." "Altklug, pah, das wär se gern, die Inge" sagt patzig Dr. Orange und steigt in seine Badewanne. Die Inge, die Inge, bei der ich immer diesen Singsang aus kraftvoller Monotonie höre, mit dem sie ihre Texte vorliest, die Inge, sprichts und sagt: Arbeit ist der neue Krieg. So wie der tote Diktator, der sich an der gepfefferten Suppe derart verschluckte, dass er nur mehr "Luft" und "krieg" sagen konnte, weil ihm "keine" und "mehr" im Halse stecken blieben. So und sovielter schlechter Wortwitz. Ich habe den Sprachenguru übrigens noch nicht gesehen wegen der Frage vor zwei Blöcken. Sie nennt Regensburg Klopapier und die Uni die Klolektüre, und sie hat ja so recht, die Inge, ja recht hat sie, und mutig bleibt und trotzt sie allem was die Stadt so aufsaugt. Frau Kraftschick kratzt sich am Sack, denn sie ist eigentlich ein Mann mit einem riesigen Adamsapfel, aber weil sie so dick ist, merkt es keiner, wie sich der Adamsapfel im Doppelkinn versteckt. Die Kraftschick, nicht die Inge ist so dick. Die Inge ist garnicht dick. Absätze würden diesen Text zerstören, daher lasse ich sie draußen. Der Inge muss ich aber noch was sagen, ganz leise, aber ganz wichtig, etwas, das sie nicht vergessen darf, niemals nicht jemals, sie muss mir ja weiter elektronische Briefe schreiben, die Inge, daher raune ihr noch zu: "Aber Poesie ist doch wichtig im Alltag" bevor ich schlafen gehe.

Monday, April 18, 2011

Achtzehn Jahre ist es her, 18 Jahre, und dennoch weiß ich genau was sie freut und was sie aufregt, wie sie erzählt und was ihr wichtig ist.
Diese Reise nach Luxembourg war wie ein großer Schluck Energie und Erinnerung in einem - Energie weil es Erinnerung war! Es waren so schöne Zeiten, die Julie und ich miteinander verbracht haben, ganz einfache, schöne Zeiten, wir haben gespielt und Musik gehört und gelacht und gealbert und und und, was Grundschulkinder eben so machen. Im Endeffekt haben wir dieses Wochenende dann dasselbe wieder gemacht, waren gut essen und ein bisschen feiern, Samstag haben wir Luxembourg angesehen, waren nochmal essen und abends noch ein bisschen tanzen, Sonntag grillen, Minigolf spielen und schließlich haben wir ihre Schwester besucht. Julie hat einen ganz lieben Freund, der Anwalt ist (der metre!), mit dem man auch sehr gut über Luxembourg als Staat diskutieren kann. Außerdem hat sie eine wunderbare Katze namens Louis, ein weiches, verspieltes silbergraues Tier, das ganz nett ist. Besonders lustig war der Sonntag mit Minigolf spielen. Die ersten fünf Löcher etwa habe ich mit der falschen Hand gespielt und erstmal ordentlich versemmelt. Dann ging es besser bis zu einer Aufgabe, wo der Ball in ein Netz musste so ähnlich wie beim Basketball. Anstatt das Loch zu treffen, habe ich natürlich viel höher geschlagen und ein Mini-Loch in dem Netz getroffen gerade unter dem Rahmen. Wir haben sehr gelacht! Danach noch ein Eis und ein paar schöne Fotos mit Gänsen und Enten am See, bis wir zur Manon, Julies Schwester, fuhren. Dort saßen wir dann mit ein paar Waffeln neben Julies Nichte, die ein Glas Milch trank, in der Küche mit Manon und fühlten uns wie Kinder - das letzte Mal, das Manon, Julie und ich zusammen waren, waren wir schließlich auch erst zehn! Das war sehr lustig, ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke. Zum Überfluss haben wir dann auch noch abends Pfannkuchen gegessen, wieder so ein Kinderessen!

Schön wars - so schön, dass arbeiten danach richtig Spaß! Um elf kam ich an und bin sofort zum DAAD, da war ich dann bis sieben wieder. Auf der Busfahrt nach Hause fand ich heraus, dass im Büro neben mir eine Sachbearbeiterin im Bereich Südeuropa sitzt, die für Türkei und Italien zuständig ist - wo ich doch Italienisch in der Schule hatte und im Erasmus-Semester in Istanbul war! Wer hätte gedacht, dass es eine Arbeitsstelle gibt, bei der man diese eher ungewöhnliche Kombination brauchen kann. Sie wird morgen mal vorbei schauen, weil ich ihr die Adresse zu meinem Lieblingscafe in Istanbul (bei Ludwig) geben will. Sehen wir mal, was daraus wird.

Leider finde ich meinen Fotoapparat nicht, sonst gäbe es noch mehr Fotos heute.















Dieses letzte Bild sieht zwar aus wie Schokokuchen mit Mandel oder so, ist aber in Wahrheit ein Foto von zwei Mini-Gewächshäusern mit kleinen Torf-plätzchen, in die ich Ginkgo-Kerne gesteckt habe, die ich versuche zu züchten. Die kleinen Gewächshäuser habe ich in Luxembourg erstanden, und die Ginkgosamen stammen aus München, wo ich sie mit Toni gesammelt habe. Nachdem mir mein achtjähriger Gingko, den ich geliebt, gehegt und gepflegt habe, gestohlen wurde, ist es an der Zeit, einen neuen zu haben. Hoffentlich wächst aus den Kernen was. Letztes Jahr habe ich es schon probiert, aber nichts ist passiert. Daumen drücken! 

Thursday, April 14, 2011

Wo Bilder scheitern

Wo Bilder scheitern da braucht es Worte.

Werte lassen sich etwa bestens über Worte vermitteln.   Vier Theologiestudenten des Goebenstifts haben  eben mit Worten Werte vermittelt, in einem sehr bewegenden Semesteranfangsgottesdienst. Vor allem aber braucht es Worte um Geschichten zu erzählen.
Heute also Geschichten ohne Bilder und Bilder in Worten.  Viele Worte für viele Geschichten, die zusammen ein großes Bild ergeben. Genug der Wortspiele.

Es ist, und viele wissen es, mir nun gelungen, eine Anstellung zu bekommen. Heute zum zweiten Mal stand ich um sieben auf und machte mich auf den Weg zum DAAD.
Politikwissenschaftler lieben Abkürzungen und Akronyme, vor allem deshalb, weil sie für etwas stehen, was bekannt und fest ist, für Institutionen und Ämter, und so etwas lieben Politikwissenschaftler noch mehr. Sie sind Ordnung im Chaos des menschlichen Zusammenlebens. Womit wir bei meiner Nichte wären, hinter der meine Schwester grade stark hinterher räumt, obwohl die Entropie des Raumes der stabilste aller Zustände ist.
Beim DAAD, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, aber habe selbst ich der Abkürzungen zu viele. Bombardiert werde ich mit Abkürzungen für die Zentrale Arbeitsvermittlung für Ausländer, den Abkürzungen für Kanada, die ich nach meiner Magisterarbeit über amerikanische Graswurzelbewegungen immer noch für CAlifornien halte, und mit Abkürzungen wie SEF, von der ich immer noch nicht weiß, was sie heißt.
Spannendes tue ich nicht. Bisher zumindest. Nur viel. Akten ausdrucken und ordnen, damit die RISE-Stipendiaten (R? International Science and Engineering) ihr Geld und ihre Visa und Versicherungen und alldergleichen mehr bekommen. Sie haben viel zu tun im DAAD, die Kollegen, daher passt es sehr gut, dass ich sowieso Überstunden anbauen will. Am Wochenende besuche ich eine ganz besondere Freundin, bei der ich als Kind von der ersten bis zur dritten Klasse beinahe 24 Stunden lang war. Dann zog sie mit ihren Eltern nach Luxemburg, und siehe da, ich habe sie bei Facebook wiedergefunden.

In Zeiten, in denen man überhaupt nicht weiß, wo man hingeht, und einem der Ort, aus dem man kommt, nicht mehr gefällt, sind solche Menschen nicht in Worte, Bilder, oder Gold zu fassen. Daher versuche ich es garnicht.

Auch nicht in Worte fassen lässt sich der Verlust eines engen Familienmitglieds, besonders dann, wenn man keinerlei Möglichkeit hat, sich zu verabschieden und noch weniger damit gerechnet hat, dass es plötzlich verschwindet. Um einen solchen Menschen trauere ich mit einer anderen sehr engen Freundin, und wie das so ist in der Liebe kann ich nicht völlig gelöst und glücklich sein, wo ich weiß, wie es ihr geht. Im Gegenteil, ihr Verlust begleitet mich und ich will tun und lassen, was ich kann, um ihren Schmerz zu lindern und ihr Kraft zu geben. So habe ich nächstes Wochenende nicht nur Ostern zu feiern, sondern auch Anteil zu nehmen in meiner Heimatstadt.

Andere Türen und Träume haben sich aufgetan in den letzten Tagen - Cairo schien zum greifen nahe, eine fantastische Tageszeitung auch. Aber ich bleibe gerne hier. Mir geht es gut hier. B steht für Bonn und beginnt mit dem gleichen Buchstaben wie besser. Zufall? Ich werde den Sprachenguru fragen. Bonn ist auf jeden Fall um einiges besser als Regensburg, zum Beispiel für hohe Schuhe. Was haben die Pflastersteine in der Regen- und Donaustadt schon Absätze von mir zerfressen und meine Knöchel schwellen lassen. Und was hat diese mittelalterliche Stadt mein Gemüt betrübt in den grauen, nebeligen Herbst- und Winterzeiten. Überhaupt ist Bonn so viel schöner von einer ästhetischen Gesichtspunkten. Eine mittelalterliche Altstadt sagt man Regensburg nach und spricht bewundernd von der Steinernen Brücke und dem Ewigen Reichstag. Doch frage ich hier ganz offen: wieso wird ein Wort wie mittelalterlich, das steht für Kreuzzüge und Finsternis, wieso wird ein solches Wort plötzlich positiv, wenn man es vor "Stadt" setzt? Ich möchte das anprangern. Denn wie soll man in einer mittelalterlichen Stadt auf neue Ideen kommen?

Bonn ist zwar nicht neu, sondern die alte Hauptstadt. Es ist auch voller Gründerzeithäuser, die auch  nicht neu sind. Aber beides ist doch neuer als der Sitz des ewigen Reichstags, und näher an der neuen Hauptstadt ist es auch. Wie der Döner, den ich heute zur Mittagspause aß: Er war zwar kein berliner, aber doch näher am Döner als der türkische.

Vielleicht brauche ich eine Eingewöhnungszeit in die Moderne nach dieser mittelalterlichen Stadt. Fakt ist, dass Bonn mir viel mehr Möglichkeiten bietet als Regensburg es kann. Cairo wäre wirklich eine Versuchung gewesen, aber Cairo ist ganz kaltes Wasser. In ganz kaltem Wasser schwimmen immer Eisberge. Um es in die Worte einer (nochmal) anderen Freundin zu fassen: "Man muss nicht immer Titanic spielen."
Obwohl sie bei Guttenberg gearbeitet, muss ich sie trotzdem zitieren, und zwar amerikanisch, weil es hier keine Fußnotenfunktion gibt: (Wannisch, 2011, 12.04.).

Ich sitze im Garten, meine Finger werden taub. Noch schnell zum Edeka Augustiner besorgen für die München-Emigranten morgen. Also für heute genug der Worte.

Monday, April 11, 2011

Leben ohne Echsen

Ach weh, dieses Regensburg ist schon - also naja, Bonn ist jetzt nur doppelt so groß, aber Regensburg ist schon eine Provinzstadt. Da saß ich dann in der ehemaligen Stammkneipe des Salamander, die jetzt Blomberg heißt und war umgeben von lauter zwanzigjährigen Mädels, die im Grunde alle gleich aussehen.

Was soll man schon erwarten von einem Leben ohne Echsen. Sogar die Mutter aller Echsen, die Salamandamama, bittet schon um elektrisierte Texte zum kritisieren, dabei ist sie kaum zwei Wochen von ihren Echsen getrennt! Wie soll es mir da wohl gehen, die ich seit zwei Monaten ohne Echsen leben muss. Lieber anonymer Fan, ich muss sagen: die Sprache verschlägt es mir nicht, das Städtchen, aber es war schon ziemlich furchtbar.

Gar nicht furchtbar dagegen ist die Tatsache, dass ich einen anonymen Fan habe! Ehrlich gesagt finde ich das im Gegenteil ziemlich sexy. Wer kann das schon behaupten? Es würde mich natürlich brennend interessieren, wer das ist. Es ist ziemlich sicher ein Gesichtsbuch-Nutzer (siebter schlechter Wortwitz) und keiner, den ich am Wochenende gesehen habe. Sehr viel mehr kann ich aber noch nicht sagen. Evtl. ist er (oder sie? oder Sie?) ein Tolkien-Leser, aber das ist schon eine sehr gewagte Behauptung. Vielleicht kriege ich ja noch ein paar Hinweise?

A pro pos sexy: Ich wurde gerade aus Kairo angerufen! Das ist zwar nicht direkt erotisch, aber zumindest attraktiv. Wer weiß, was sich da noch so entspannt...

Das nächste Thema hatte zumindest eine sexy Inspiration, es wirkt auf jeden Fall wie eine Anlehnung an Andy Warhols Marylin-Monroe-Collage. Es ist ein Bild, das mir den Tag extrem versüßt hat: von einem garnicht anonymen Fan, sondern im Gegenteil einem sehr lieben, treuen Leser kam per elektronischer Post heute ein Bild von dem Video des letzten Eintrags im Andy-Warhol-Style. Ich sage nur, es ist grandios, wenn jemand mit Bildern umgehen kann! Ganz, ganz herzlichen Dank nochmal :D


Apfeltortenverführung

Überhaupt nicht sexy hier die Beichte einer kleinen Sünde:
Als ich heute um halb vier die Segel strich (mein Praktikum ist ja eigentlich letzte Woche schon zu Ende gegangen, ich wurde nur gebeten zu verlängern wegen der morgigen Tagung), da saß ich doch tatsächlich mit derselben Frau in der Ubahn, mit der ich heute morgen schon auf dem Weg zur Arbeit saß! Ich bemerkte sie erst, als ich am Hauptbahnhof ausstieg und sie aus dem Nebenwagon aussteigen sah, konnte es mir dann aber nicht verkneifen zu denken: "Die arbeitet aber kurz."
Keine zehn Meter weiter lief ich prompt an einem Spiegel vorbei. Kleine Sünden bestrafen sich sofort.

Sie traf mich aber nicht sehr hart. Im Gegenteil amüsierte mich die Ironie sehr, vor allem weil ich gerade ein Lied hörte auf meinem MP3-Player, das ich da nur drauf kopiert hatte, weil ich es falsch betitelt hatte. Eigentlich sollte es "Like a Rolling Stones" werden (von den Stones). Das, was ich dann aber hörte, ist als Soundtrack viel besser geeignet, wenn man vor einem Spiegel steht. Ich empfehle ausprobieren! Außerdem kann ich jetzt in voller Doppeldeutigkeit unter diesen Eintrag schreiben:

YOU GOT ME ROCKIN'

Saturday, April 9, 2011

Abend gut, alles gut

Ein Nachtrag von Freitag:

Geil.

Ein Buffet fast vor meiner Zimmertür, dass ich im Schlafanzug noch besuchen kann, weil Aline Geburtstag feiert, die sowieso einiges zu feiern hat, weil sie kürzlich ihre Diplomarbeit abgegeben hat. Ihr alles, alles Gute für die Arbeit und das neue Lebensjahr!

Der Abend war sehr schön. Angefangen hat er mit der Partie Frankfurt - Bremen, die völlig zu unrecht eins zu eins ausging. Gefolgt war er von freundlichen Unterhaltungen und der Aussicht, dass es eine quasi ökumenische Kirche gibt, die sowohl die Wärme als auch die Tradition bzw. die offene Wissenschaftlichkeit vereinen soll. Soweit klingt das doch mal interessant! Irgendwann brauche ich aber auch das weltliche Gegenprogramm und werde mich bei ein, zwei Parteien umsehen.

Vorerst gebe ich mich ganz mit meiner Lieblings-Ersatzreligion zufrieden und sehe eine Episode Star Trek (diesmal TOS im Orginal, die ich dank David inzwischen habe) zum Einschlafen. Das ist nötig nach einem Tag, der mir die Nachricht brachte, dass ich wohl weite Teile der nächsten zwei Monate hier leben darf. Dem Seniorat sei dank, denn das Gästezimmer, in dem ich gerade sitze, soll eigentlich nicht länger als zwei Wochen bewohnt werden, schließlich ist es als Unterkunft für Gäste (daher der Name Gästezimmer, sechster schlechter Wortwitz) gedacht. Da ich aber gerne und sehr willentlich das Zimmer räume, wenn es von Hausbewohnern gebraucht wird, bekomme ich für die nächste Zeit eine Sonderregelung. Die beruhigt mich sehr - damit kann ich sorgenfrei hoffen, dass ich meine erste richtige Stelle antreten kann und ich kann die wunderbare Gemeinschaft des Goebenstift noch ein bisschen genießen.

Geburstag, Diplom, Unterkunft und eventuell Arbeit - lasst uns darauf anstoßen und dick Daumen drücken, dass der Betriebsrat Dienstag sagt: Ja, die Elisabeth beschäftigen wir zwei Monate.

Anbei ein paar Eindrücke und Schnipsel, die vorher immer verloren gingen.

Ich saß heute nachmittag in dem wunderbaren Cafe mit den Waschmaschinen und war sehr erfreut darüber, dass man sich dort sicher sein konnte: Die Handtücher sind immer frisch gewaschen (sie riechen sogar gut :) )

Außerdem ein Zitat von einem Freund von mir, der zwei Klausuren vergessen hat. Also, sie sind ihm noch rechtzeitig eingefallen, aber etwa zwei Wochen vorher, als er gerade in zwei Hausarbeiten steckte. Man kann dazu jetzt viel sagen, aber wohl nicht das: "Da kann man mir jetzt auch keinen Vorwurf machen."

Im Waschsaloncafe gibt es heute übrigens leckeren Apfelkuchen. Ist auch im Rundumblick-Video zu sehen, in dem man wohl wenig sieht, aber hoffentlich Atmosphäre mitbekommt.



Wednesday, April 6, 2011

Früher Sommer statt -ling

Was würde ich gerne die Atmosphäre dieses Gartens, in dem ich gerade sitze, packen und nach Regensburg und München, ja am besten ins ganze Land streuen!
Apfelblüten zieren den sattgrünen Rasen um mich herum, links ein rosablühender Strauch, Narzissen und rote, rosa, gelbe und gelbrote Tulpen, eine altertümliche Mauer vor mit dutzende grüne und blühende Bäume und Büsche!
Kinderkrakelen aus dem Nachbargarten, gurrende Tauben, zwitschernde Vögel, überall freundliche Gespräche und Besteckgeklapper aus den offenen Fenstern des Goebenstifts (zum Beispiel von Aka, die eben telefonierte ;) ) und zum Liebreiz Übermut eine Amsel, die lautlos durchs Gras hopst, während eine braun-schwarz-melierte Katze über die Gartenmauer streicht. Zu alledem ist es warm genug, um im leichten Shirt jetzt noch draußen zu sitzen, um genau 20 Uhr 01.

Ich begann meinen Feierabend früh, schon um vier. Hier traf ich Aline, die Frühlingsfotos vom Poppelsdorfer Schloss machen wollte und so begleitete ich sie dorthin, schoss Fotos von Gänsen, Schildkröten, Magnolien und so allerlei mehr, bevor wir uns ein Eis kauften und in den Botanischen Garten gingen.

Es ist ein Feierabend. Die Woche kumuliert sich heute jobtechnisch mit einem Vorstellungsgespräch bei dem weltweit größten Stipendiengeber für wissenschaftliche Auslandsaufenthalte. Natürlich alles nur klein klein und beschränkt auf sage und schreibe zwei Monate, aber immerhin. Mit einem Assessmentcentertermin in München und einem Anruf von der Süddeutschen Zeitung heute ist das doch ein guter Tag für meine Karriere.

Weil ich aber eine Veröffentlichung in einer sicherheitspolitischen Zeitschrift noch im Auge habe, mache ich mich jetzt mal wieder an die wissenschaftliche Arbeit.










Monday, April 4, 2011

Post aus der Heimat



sevimli abla, senin kartalpost bugün geliyor. Cok tesekkür ederim! Üzgünüm bulusmiyorsunuz! Gecmis olsun! Öpücük!


 Dieser hübsche Junge hängt seit heute an meiner Tür und bereitet mir viel Freude.

Überhaupt gibt es viel Grund zur Freude. Ein sehr schönes Wochenende habe ich dank den drei eingereisten Bayern hinter mir, das viel Kraft und Freude gegeben hat. Der Arbeitstag heute war entspannt und ich konnte etwas tun, was ich sehr gut kann: mit Word arbeiten. Außerdem habe ich mir gestern am verkaufsoffenen Sonntag Schuhe gekauft und saß gerade noch mit sehr lieben Goebis in der Küche, habe geratscht und Leberkäs gegessen.

Leberkäs kann ich beim besten Willen nicht auf Hochdeutsch bestellen. Ich stand an der Theke und wollte sagen: Ich hätte gerne eine Portion Leberkäse mit Senf. Raus kam aber eher sowas wie: "I hätt gernan Leberkäs aba ohne Semml. Kanntns ma an Senf dazua geam?" Des mit dem Senf hats dann nimmer verstanden, die Fleischwarenfachverkäuferin.

Ach richtig, gestern abend war ich schon kurz mit ein paar (ebenfalls sehr lieben) Goebis in der Witwe, das ist so eine Kneipe um die Ecke. So lasse ich mir meine Tage doch gefallen. Morgen gibt es ein Mittagessen mit jemandem, der im GSI als Dozent arbeitet, und Donnerstag schaue ich mir eine Predigt von Slawa an. Das wird sicher lustig.

Leider kann meine sehr liebe gute Freundin Yasemin am Wochenende nicht kommen, weil etwas Dringendes sie außer Lande führte. Meine besten Wünsche begleiten sie.

Ich nutze die Abendstunde noch zur Recherche und sehe dann ein bisschen Fußball. Ereignisreiche, schöne Tage.

Sunday, April 3, 2011

Rätsel in der Dunkelheit

Na, wer hats erkannt? Das gilt übrigens als der vierte schlechte Wortwitz.

In Köln waren wir heute und sind soooo viel gelaufen - es war gut für die Figur, mittel für den Geldbeutel und sehr gut fürs Gemüt.

Vier Bayern in Köln ist natürlich etwas, was für Verwirrung sorgt. Bei den Bayern.

Wir liefen im Endeffekt nur die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Rhein, also Fußgängerzone und Heumarkt. Während der sieben Stunden Aufenthalt haben wir gegessen, zwei Pullis und ein Oberteil eingekauft, Rhein geguckt (fünfter schlechter Wortwitz) und das Schokomuseum besucht. Und den Dom angekuckt natürlich!

Das alles bei wunderschönem Wetter und bei mir bei sehr schlechtem Schuhwerk, was dazu führte, dass ich auf dem Kopfsteinplaster immer nach links und rechts knickte. Jetzt habe ich einen leicht geschwollenen Knöchel, aber das macht nix. Dafür habe ich mich um so mehr auf Bonn gefreut, weil das so wenig Kopfsteinpflaster hat. Neben dem schönen Wetter ein ganz klarer weiterer Vorteil gegenüber Regensburg, das ich nun wohl oder übel doch wieder aufsuchen muss.

Bevor das aber passiert, habe ich mich sehr an einem netten, süffigen Abend im Goebenstift freuen dürfen, wo ich mit Jo, Toni und Verena in der Küche saß, as, mit Raika und ihrem Freund sprach und später Rätsel austauschte, vier waren es. Eines vom Bücherwurm, dann das von den Türen zu Himmel und Hölle (das ich als Weiß- und Rotfußindiander von meiner Familie kannte), das von Romeo und Julia und das vom Toten in der Telefonzelle. Später kam dann noch Slawa dazu, der uns angetrunkene Gemeinde völlig baff machte, als er die ersten beiden Rätsel ohne großen Aufwand allein löste. Dafür hat er sich nicht so an dem sehr albernen Witz von Jo freuen können wie Toni und ich. Ich kichere jetzt noch. Aber den muss man erzählen :)

Es war eine gute Nacht, ich hoffe ihr habt eine eben solche!