LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Friday, August 3, 2012

Modernde Technik


Ein Hotel mit kostenlosem Wlan, ein niegelnagelneuer Laptop und trotzdem kein Internet.
Ein Handy mit Wifi, 236 Freunde bei Facebook und trotzdem keiner der einem gute Nacht sagt.
Eine Metropole voller Menschen, aber keiner der vorbeigeht, bist du.

Das ist
Allein in Spanien


Dann also Carmen

Der Arbeitsteil vorbei, befreit, bereit, kein Problem weit und breit.
Madrid ist eine Großstadt, und was die Großstadt hat, das hatt' ich auch, schon im Mutterbauch.
Eine große Straße hat immer irgendwo einen Bus. Ein Bus fährt immer irgendwie zur U-Bahn, die U-Bahn fährt immer irgendwie in Richtung Hotel, und am Übersichtsplan der U-Bahn findet sich der Fußweg zum Hotel. So einfach, so schnell. Ich finde mich zurecht wie Ronaldo auf dem Spielfeld. Beim U-Bahnwechseln geht ein Spanier neben mir, die Nase im E-Books-reader während dem laufen. Wo ist noch der Unterschied zu daheim? Ah, richtig, etwa 15 Grad Celsius. Plus. Für Spanien.
Abends also Carmen.

Ein langer Tag, ein voller Tag. Man muss so viel machen, wenn man allein unterwegs ist, einkaufen und bummeln, Tickets kaufen, Sehenswürdigkeiten anschauen, in den Pool springen, U-Bahn fahren, nur keine Pause machen, nur keine Pause machen, nur keine Pause.
Sonst will man mit jemandem reden oder Händchen halten. Wenn aber keiner da ist, fängt man an nachzudenken und dir wird bewusst, dass du ganz allein in einer wunderschönen Stadt bist wo durchaus noch Platz wäre für einen mehr. Und dann fragst du dich, warum du denn nicht zumindest zu zweit hier bist. Und dann hast du verloren.

Dann eben Carmen, um das Gröbste zu verhindern. Ein Flamenco Ballett über eine Oper die in Spanien spielt ist der Nagel auf den Kopf getroffen und wirklich grandios. Nach drei Minuten dachte ich mir das ist das Beste was ich heute hätte machen können. Nach eineinhalb Stunden dachte ich mir: was, schon vorbei? Aber was soll man machen wenn die Heldin stirbt, ja? Was soll man da machen?

Kunst anschauen, natürlich. 
Und was soll das mit diesem Prado? Wenn ich so alte Kunst nicht mag, dann zahl ich keine 10 Euro dafür, sie mir anzuschauen mit hunderter anderer Touristen.
Dafür haben sie in der Reina Sofia und Thyssen Bornemisza. So viel Schwitters. Ich mag Schwitters, ja ich mag ihn sehr sehr. Zum Beispiel das hier:

Ich mag aber auch Miro den Bunten, Kandinsky den Verspielten, und Dali den Verrückten, ich mag sie alle, und ich mag sie im Original. Wie bei vielen Dingen, die man von weitem bewundert, sind sie alle viel kleiner wenn man vor ihnen steht. Bis auf Schwitters.


Aufregung und Entspannung und fantastisches Essen, ein Pool im Hotel, und abends der Palast in seiner ganzen weißen strahlenden Größe. Die Steinplatten die den Weg davor säumen sind warm von der Sonne die den ganzen Tag darauf schien. Man kann sich draufsetzen, weil sie dazu noch sauber sind. Im Lustgarten vor dem Palast sitzen Pärchen in den Ecken. Im Palastgarten selbst spielen - hinter verschlossenen Toren - ein Orchester und mehrere Sänger Arien aus Opern.

Am Ende kommt es aber doch wieder darauf raus: Ein Hotelzimmer für zwei allein. Die Illusion des Internets lehne ich diesmal ab. Mein E-Book habe ich fertig gelesen, so bleibt nur Blog schreiben und Geschichte schreiben. Die Geschichte wurde das letzte Mal vor einem Jahr richtig bearbeitet. Damals ist der Computer gestorben, der sie beinhaltet hat. Die letzte Sicherheitskopie war Monate alt, und viele Seiten sind einfach den verschwunden, den Bach runtergegangen, gestorben. Die Reanimationsversuche seither sind immer geprägt von dem verzweifelten Wissen, dass ich das alles schon mal geschrieben habe, und dass es damals gut war. Wirklich gut. Aber abends allein im Bett in Spanien war es mir dann egal. Lieber schlecht als garnicht geschrieben sag ich immer.  Wir nähern uns inzwischen immerhin wieder dem Höhepunkt, der Held ist gerade ins Gefängnis geworfen worden. Zum zweiten Mal.

Blogs zweimal schreiben würde ich nicht machen. Das ist Unfug. Aber vielleicht gehe ich ein zweites Mal nach Madrid. Dann aber zu zweit. So sehr ich die Unendlichkeit des Internets mit all seinen Chancen und Möglichkeiten nämlich auch liebe, so sind Menschen live mir doch lieber als elektronische.

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