LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Saturday, September 1, 2012

Zur Kunst

Schöner Tag, schöner Tag, braver Tag, guter Tag.
KUNSTblog, das hier ist ein KUNSTBLOG

Vorgestern war ich moderne Kunst anschauen mit der Eva, in der Sammlung Brandhorst. Da war ich zum ersten Mal. Das hatte ich mir gewünscht, weil ich nämlich schon zu häufig im Deutschen Museum war. Also waren Eva und ich in der Sammlung Brandhorst. Die Sammlung Brandhorst besteht aus drei Stockwerken Moderner Kunst. Unter anderem hängt im obersten Stock ein Riesen-Gemälde-Werk von einem Künstler namens Twombly, der auf zwölf überdimensionierten Leinwänden die Schlacht von Lepanto darstellt. Es ist blau mit roten Klecksen und schwarzen Strichen. Das sind brennende Schiffe und normale Schiffe. Warum sich ein Künstler dieses Motiv aussucht war uns ein Rätsel. Wenn ich als Künstler schon zwölf Riesen-Leinwände mit Farbe bepinsle, würde ich doch vorschlagen, dass man ein Motiv sucht, das nicht schon hunderte von Künstlern vor einem gemalt haben, und vor allem so, dass man die Schiffe tatsächlich erkennt, und die Flammen! Eva und ich waren uns auch einig, dass vor allem zwei Bilder nicht recht in den restlichen Zyklus passten. Sie waren auch blau - blau für Wasser,  Seeschlacht von Lepanto, ja? - und draufgemalt waren dann Halbkreise mit ein paar Strichen. Das waren Ruderschiffe, das ist völlig logisch, Ruderschiffe eben. Aber die anderen Bilder waren eben deutlich bunter, und irgendwie liebevoller, diese bunten Feuerflecken, da sah das Bild auch viel voller aus. Und diese beiden - Naja, also der Xaver, der Sohn von der Eva, bekäme das auch hin, versicherte mir die Eva. Xav ist knapp ein Jahr. Wir sollten ihm zum Geburtstag unbedingt eine überdimensionierte Leinwand und Wasserfarbe schenken, vielleicht finanziert er sich damit seine Ausbildung. In Harvard. Auf jeden Fall ist das prekäre an der Seeschlacht ja eigentlich: Es ist das Kernstück der Sammlung.
Auf den drei Ebenen haben wir dann aber doch ein, zwei Sachen gefunden, die uns wirklich gefallen haben. Zum Beispiel von einem Georg Herold große Pinselstriche in wunderschönen Farben nebeneinander aufgereiht. Also die Pinselstriche sind gut zweieinhalb Meter hoch und einen breit, und sie hängen da nebeneinander in den schönsten Farben: blau, lila, pink, grün, so ein sattes, helles Grasgrün, gelb und verschiedene Ockerfarben, ganz wunderschöne Farben einfach. Damit das ganze etwas Struktur kriegt und Farbtiefe, hat der Herr Herold dann noch Kaviar verteilt auf den Farbstrichen, die sehen so aus wie Luftbläßchen in frisch aufgetragener Farbe. Ganz hübsch, wirklich. Hier ist das Gelbe:

Auf der unteren Ebene, also im Keller der Sammlung, fanden wir dann noch einen Medizinschrank mit tausenden von Pillennachbildungen, alle bunt und irgendwie besonders. Das war ein Werk von Damien Hirst, der definitv ganz was besonderes ist, dieser eigenartige Mensch, der Tigerhaie in Formaldehyd einlegt. Wobei, das ist nicht ganz richtig, eigentlich war es nur ein Tigerhai. Trotzdem, eine seltsame Sache für einen Menschen zu tun. Wir haben uns auf jeden Fall recht begeistert diese Pillen angeschaut.

Der schönste Raum ist aber doch auf der oberen Ebene. Er hat mehrere Ledersessel mit kleinen Tischchen, die vor einer Glasfront positioniert sind. Die Glasfront zeigt auf den Rasen vor der Pinakothek der Moderne gegenüber der alten Pinakothek. Da saßen wir dann und blickten auf den Rasen und dachten uns, wie unterhaltsam es jetzt wäre, wenn auf dem Rasen Gladiatoren kämpfen würden oder wilde Tiere. Es kam auch ein Hund, der schon den richtigen Ansatz hatte und sich im Boden an irgendetwas festbiss, aber er hatte keinen zum Kämpfen leider. Wunderschön war es dort, wirklich wunderschön.


Letztes Highlight war wohl der Staubsauger, in den der Künstler mehrere Schläuche extra auf gesteckt hat. Er war auf ein Metallgestell drapiert, das etwas verrostet aussah. Der Clou ist aber der Kassettenrekorder, den der Künstler hineingetan hat, weil dort ein Band abgespielt wurde, auf dem eine Rede zu entarteten Kunst gespielt war - auf Sächsisch! Die Künstler haben sich beim Aufsprechen ebenso amüsiert wie wir beim Zuhören. Wir haben wirklich sehr viel gelacht in diesem Museum. Ob wir das Prinzip richtig verstanden haben, darf bezweifelt werden, aber das macht nix.

Danach sind wir noch spazieren gegangen über den Viktualienmarkt, wo wir natürlich Eingelegtes gekauft haben (Oliven, Artischocken, Pilze, allderlei). Zum Abschluss sind wir auf den alten Peter gestiegen, haben uns umgeschaut und fanden München wunderschön von oben. Ist es auch.






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