LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Wednesday, March 16, 2011

Er ist schuld!

Ich weiß ja, dass man Leute im Internet nicht mit vollem Namen nennen soll, damit sie nicht identifizierbar werden und das ist sehr gut so. Aber ich glaube trotzdem, dass der betroffene Herr sich darüber erstaunen würde, dass ich mir einen Ausspruch von ihm so zu Herzen nehme. Trotzdem werde ich ihn nicht sagen, den Namen. Diejenigen, die ihn kennen, werden eh sofort auf ihn kommen, und den anderen kann es völlig egal sein; sie kennen ihn ja eh nicht.

Der Ausspruch kam ganz am Anfang und hat mich ziemlich erschreckt. Allerdings hat er die auf-mich-zukommende Zeit wirklich gut getroffen. Dass ich damit mal Geld verdienen würde, haben weder der Herr noch ich damals geahnt, unterstützt aber den impliziten Sinn seiner Aussage. Auf jeden Fall hat er gesagt:

"Sie werden in der Bibliothek wohnen!"

Die Rede ist natürlich vom Alexander S., ("dem Bub, den man aus dem Wirtshaus rauskriegt, aber das Wirtshaus nicht aus ihm"), und der Spruch stammt aus einer Erstsemesestereinführung in die Politikwissenschaft. Von wem sollte denn auch sonst die Rede sein.

Tatsächlich habe ich mich in meiner Heimatbibliothek recht wohl gefühlt, dort gearbeitet, einen Tisch gehabt und unzählige Nachtstunden und Wochenenden verbracht umgeben von Geschichte (hinter mir und links) und Politik (hinter mir und rechts).

Dass ich mich aber dermaßen wohl fühlen würde in wissenschaftlichen Bibliotheken, dass ich gleich in Bonn wieder in eine laufen würde hat mich dann doch überrascht. Aber heute ist es geschehen.

Die Uni-Bibliothek in Bonn ist schon ziemlich toll. Erstens hat sie bis 24 Uhr auf, zweitens hat sie ein Lern-Cafe, das ist ein Cafe in einem Glaskasten innerhalb des Lesesaals, und man muss die Bücher, die man nicht ausleihen möchte, nicht selbst zurück stellen, sondern an kleine Tische an den Regalen legen. Die räumt dann anscheinend ein Mitarbeiter ein. Siehe da, die Bücherregale in Bonn sind tatsächlich auch perfekt geordnet.

Für die Bonner mag das gewöhnlich sein, aber als Regensburger ist das schon was Besonderes.  Ich erinnere mich amüsiertem Schaudern daran, wie ich einst einen handschriftlichen Zettel in einem Bücherregal fand, wo besonders viel Chaos herrschte. Auf dem Zettel stand: "Räum deine Bücher gefälligst auf! Ich weiß genau, wer du bist!"


Derartige Eskalationen waren zwar die Ausnahme, aber verständlich. Wenn Studenten ihre wichtigen Bücher zum Beispiel aus der Vergleichenden Kulturwissenschaft irgendwo in der Theologie lagern, damit kein anderer sie findet, oder die Bücher einfach quer zurückstellen, bis alle anderen umfallen, dann macht Bücher suchen tatsächlich keinen Spaß mehr.

Vielleicht zerstreut die Bonner Bibliothek mit ihrer grandiosen Ordnung ja meinen angestauten Regensburger Bibliotheksfrust. Ich werde morgen zumindest wieder hingehen, weil ich etwas recherchieren will.

Mein erster selbstgehaltener Vortrag in der politischen Bildungsarbeit war heute übrigens recht gut. Für ein geschichtliches Thema zumindest war das Publikum zufrieden.

Meine Erkältung ist auch deutlich besser geworden. Am Wochenende habe ich noch etwa vierzig Taschentücher pro Tag verbraucht, gestern noch zwanzig, und heute waren es dann endlich nur noch acht. Wahrscheinlich lag es auch am Wetter, das heute hier schon bei so 13 Grad war. Mir war so heiß, dass ich fast aus meinem Anzug floss. Daher nennt man es auch Winteranzug; es ist tatsächlich einer.

Übrigens war ich letztens in einem grandiosen Cafe hier um die Ecke. Es ist eigentlich ein Waschsalon, nur mit Tresen, Sofas, Tischchen und Klavier. In dem Bewußtsein, dass ich mich wiederhole: wirklich grandios.
Ich saß mit kunterbunt gemischten Menschen, die auf ihre Wäsche warteten, in einem kunterbunten Cafe, als ein Junge und ein Mädel reinkamen, sich ans Klavier setzen und vierhändig spielten. Das Klavier war gestimmt. Dazu ist der Tresen, an dem eine freundliche Bedienung sehr guten Kaffee macht, einer von diesen klassischen Holztresen mit verspiegelter Vitrine, die man sonst immer in italienischen Trattorien sieht. Wunderbarerweise darf man sich Essen von außerhalb des Cafes von woanders mitnehmen und dort verzehren. So kaufte ich mir in einem klitzekleinen französischen Cafe nebenan ein Roggentoast-Sandwich mit Rucola, getrockneten Tomaten, Zuchinicreme und Baguettesalamie. Als ich wieder in das Waschsalon-Cafe kam und es verzehrte, roch es nach frischer Wäsche.
Dabei saß neben mir ein Doppelgänger von Zachary Quinto. Passenderweise schrieb ich nach dem Mahle meine Star Trek Fanfiction in jenem Cafe weiter.
Irgendwann werde ich sie beenden, und wenn es das letzte ist, was ich tue. Inzwischen es immerhin sieben Kapitel. Leider ufert es aus. Um alle losen Enden zu vereinen, werde ich wohl noch ein bißchen tippen müssen. Dann heißt es Daumen drücken, dass mein Lektor (bzw. Beta-Reader wie sich das in dem Fall nennt) damit zufrieden ist und dann kann ich sie auch ins Netz stellen.

Und weil es so lange Funkstille auf diesem Blog gab, noch ein Rausschmeißer zur Wohnsituation:

Ich wohne ja derzeit im Nebenhaus im Goebenstift - hier leben je nur drei Leute auf einem Stock und teilen sich eine größere Küche und ein Bad (nebenan sind ja immer zehn Leute pro Stock, und im zweiten Stock gibt es keine Duschen). Da nun das meiste Leben im Haupthaus passiert, muss ich dauernd rüber. Ich mache das gerne über den Keller, weil hier eine Verbindungstür zwischen beiden Häusern existiert, und dann kann man in Hausschuhen rüberlaufen. Das ist echt Sport. Ich wohne im zweiten Stock. Wenn ich zum Fernsehraum will, laufe ich drei Treppen runter und eine hoch. Der Fernsehraum ist im Erdgeschoss. Will ich in die Hauptküche, wo am meisten los ist und ich die meisten Leute kenne, lauf ich drei runter, rüber und zwei rauf in den ersten Stock; will ich was miettechnisches regeln, muss ich drei rauf in den zweiten Stock. Hoffentlich ergibt sich nichts spannendes im dritten Stock. Ob ich da noch hochkäme? Wenn ich Wasser wäre und die Treppen Röhren, dann nicht.
Allerdings bin ich meist im Fernsehzimmer, wo übrigens immer Fußball läuft (außer Sonntag, da läuft Tatort). Tatsache, da läuft wirklich immer Fußball, die teilen sich nämlich einen Sky-Anschluss, die Fußballfans im Goebenstift. Daher dürfen sie auch immer gucken, ist ja nur fair wo sie auch zahlen.

Das faszinierende an den Kellerläufen: wie bei jedem Keller muss ich auch bei diesem Keller an die Velociraptoren-Szene aus Jurassic Park eins denken. Das war zwar ein Bunker und eine Küche, aber auch verwinkelt mit schmalen, langen Gängen ohne Fenster. Entweder, die Szene war wirklich so gruselig, oder ich habe den Film zu oft im Kino gesehen: sie gruselt auch nach vierzehn Jahren noch. Ein guter Film.

So einen werd ich jetzt wohl zum zu Bett gehen sehen mit einer feinen heißen Tasse Tee.

4 comments:

Patti+BIM said...

like !

Ellell said...

Your comments are a real motivation for me! Thanks!

Aka said...

Aha du gruselst dich also im Goebenstift? :-P

Ellell said...

ja, manchmal, wenn ich mir viel Mühe gebe :)!