LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Tuesday, August 9, 2011

Vorgeschobener Block voller Tragödien

Hallo.

Dieser Blogeintrag soll von folgenden Dingen handeln:

- Superfrauen, die in zwei Städten zugleich sein können und Bilder verschenken. Mit einer hab ich neulich telefoniert. Sie sagte: "Das ist wie ein Probeabo, so eine Beziehung am Anfang." Irgendwann kommt der Punkt, da muss man unterschreiben oder kriegt nix mehr. Zu lesen.

- Einer Frau, die kürzlich verstummt ist, was mich besorgt, sie ist nämlich gerade zwei Mensch. Zu diesem Blog-Abschnitt gehört ein Goethe-Zitat, das ich derzeit immer mit ihr assoziiere:

"Hier sitze ich, forme Menschen.
Ein Geschlecht, das mir gleich sei
zu leiden, weinen,
zu lachen und zu freuen sich 
[...] wie ich." 

-  Fußballspielen. Bundesligastart, Dortmund spielt wie im Vorführfilm oder besser, Bayern macht das Gegenteil und verliert gegen Gladbach. Gegen Gladbach, ihr Heinis, Glad-bach! Zum ersten Mal bin ich froh, nicht in Bonn zu sein. Auf die (berechtigte) Hähme kann ich doch gern verzichten ;). Aber: seit Bonn natürlich Dortmund-Sympathien, festsitzende, daher kann ich mich immerhin über deren Zauber-Fußball von Freitag freuen.

 - einem Paket. Slawa hat mir ein Neues Testament und einen ganz lieben Brief geschickt. Was hab ich mich gefreut. Ab und an passiert es einfach, dass einem ein Mensch unvorhergesehen einen Sonnenstrahl schenkt.

- Flohmärkten. letzten Samstag und diesen Samstag. Gut, das. Habe alle Anzüge zur Reinigung gegeben letzte Woche, da fiel mir auf: ich kann ja nicht nackt arbeiten. Also Flohmarkt. Neue gebrauchte kaufen. Sechs Euro das Stück. Gut.

- Dürre. Tatsache, ich bin durch. Ich habe die Start Trek Classic, Next Generation und die Filme in chronologischer Reihenfolge durchgeguckt. Gestern bin ich fertig geworden. Jetzt: Angst. Ganz ehrlich. Das waren die einzigen Trek-Sachen, die ich auf DVD hab. Kein DS9, kein Voyager, kein Enterprise. Was seh ich denn jetzt abends zum einschlafen? Ich habe kein Internet daheim, weiterhin.

(Kennt ihr die Kurzgeschichte von Stephen King namens das Floß wo Jugendliche nachts baden fahren, sich auf dem Floß in der Flußmitte ausruhen und dann ein schwarzer Fleck auf dem Wasser auftaucht, der jeden verschlingt, der wieder an Land schwimmen will? Am Ende sitzt doch nur noch dieses eine Mädel allein da, mitten in der Dunkelheit und ist gefangen. Der Fleck wird immer größer. Genau so fühl ich mich grad.)

 - der Fa. Die verhindert effektiv, dass ich morgen schreiben kann, weil ich da bei ihr bin, und wenn ihr die Fa kennt oder die Fa seid, dann wisst ihr, das ist eine gute Idee. Daher heute der Eintrag statt morgen.

- Autorenhandys. Für jeden gibt es Handys, für Leute, die surfen wollen, Videos gucken, Musik hören, fotografieren - nur Autoren, die bräuchten ein Handy, auf das man spontan ein, zwei Worte kritzeln kann, oder aufsprechen mit Spracherkennung, und sowas gibt es nicht. Doof das.


Dann wäre das hier auch ein Eintrag. Dann würde ich einfach morgens meine Gedanken mitschneiden und sie jetzt nur hier rein kopieren.

Ich stehe morgens auf der Rolltreppe wie die anderen Menschen, die selbst diese paar Rolltreppensekunden auskosten, damit der Tag ein bißchen später anfängt. Bilder und Geschichten wachsen in meinem Kopf, Romane könnte ich schreiben! Ganz leicht, einfach so im Vorbeigehen. Über weißen Fensterläden und die bunten Vorhänge, über den knarzenden Holzboden und die langhaarige Katze bei uns auf dem Hof, über die Küche mit der Eckbank, wo immer Menschen sitzen, die so seltsam sind. Gut seltsam! Nur so anders als alle anderen Menschen. Wobei sie sich natürlich untereinander wieder ähneln, ach es ist kompliziert.

Ich sitze bei ihnen und fühle mich wohl, da frage ich mich plötzlich: Mag ich sie, obwohl sie seltsam sind, oder bin ich genauso seltsam wie sie?

Realitäten verschieben sich in diesem Haus. Menschen, die tanzen gehen, kommen um zehn Uhr morgens wieder. Andere Menschen gehen um 12 Uhr nachts tanzen und kommen erst 24 Stunden später wieder. Die Tür zum Haus steht immer offen, und ständig sind Menschen da, die da garnicht wohnen. Zumindest bleibt so  die Anwesendenzahl immer konstant, auch wenn die Mitbewohner verschwinden. Katzen verschwinden übrigens auch. Bisher kamen aber auch die immer wieder.

Ist auch ein sehr gesundes Haus. Mal drückt mir Gabi einen Strauch Kräuter in die Hand, Zitronenmelisse und Pfefferminz, weil ich erkältet war. Anderntags krieg ich selbstgemachten Apfelsaft aus Äpfeln aus Nachbars Garten. Das ist schon was Köstliches.

Solcherlei Geschichten formen sich morgens auf der Rolltreppe in meinem Kopf, wenn ich alles tue, damit der Tag etwas später anfängt. Gerne würde ich erzählen in all der Tiefe, die solche Geschichten brauchen. Aber das geht nicht. Mein Kopf ist einfach zu leer geblasen.

2 comments:

Thomas (gerührt) said...

Danke für Lesegenuss!
Freue mich, Vater Goethe wiederzuhören.

Ellell said...

... sagt der Vater meiner. So hat alles seine Rundung. Herzlichen Dank! :)