LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Tuesday, June 14, 2011

München ohne Handtuch

Jetzt hab ich tatsächlich mein Handtuch vergessen. Wer den Anhalter durch die Galaxis kennt, weiß, dass das ein Fehler ist, der über Leben und Tod entscheiden kann. Naja, vielleicht nicht unbedingt über Leben und Tod, oder nur in Extremfällen, aber doch über sehr viel Luxus und Bequemlichkeit. In einem Ein-Zimmer-Apartment in der Münchener Maxvorstadt sind die Folgen weit weniger verheerend, aber immer noch sehr nervig.
Jedes Mal, wenn auch nur ein Tropfen Wasser über meine Hände fließt, greife ich nach rechts an den Handtuchhalter und in die leere Luft, erinnere mich an mein Missgeschick und denke mir Homer Simpson gleich: D’oh!

Sonst sind der Umzug und die Neueinlebung erstaunlich fehlerlos abgelaufen. Zwar brach der Boden eines Kartons auf dem Weg von Auto zu Wohnung, aber nichts ging kaputt. Der Deckel war festgeklebt und so drehten wir die Kiste einfach um! Also auch kein Beinbruch. Sonst war alles reibungslos.
Um eins haben wir uns auf den Weg gemacht, um halb drei waren wir hier, eine Stunde später sind wir essen gegangen. Die Wohnung in Regensburg ist sauber und bis aufs Mobiliar leer geräumt, das Apartment hier hat alles was man braucht. Bei meinen Eltern bekam ich sogar noch ein Rad (und Spargel), mit dem ich soeben noch durch die Straßen Schwabings nach Hause fuhr. Mal wieder dachte ich (und ich werde es noch oft denken): München ist so schön. Ein leichter Regen hatte die Straßen benetzt und zum Glänzen gebracht. Es war eine laue Nacht. Kaum ein Auto kreuzte meinen Weg, auch nicht, als ich an meinem Lieblingsitaliener vorbeifuhr, der meinen Weg in ein warmes Licht tauchte. An den Straßen stehen fast überall Bäume, und schließlich stand vor meiner Hauseinfahrt ein knutschendes Pärchen. Was will man denn mehr vom allerersten Heimweg.

Auch die Handtuch-Misere nahm ein glückliches Ende. Unter einem Waschlappen in meinem kleineren Koffer habe ich zu guter Letzt immerhin einen Sarong entdeckt, was in Thailand durchaus als Handtuch gilt. Das ist ein Behelfsmittel. Ob es im Weltraum dazu führen würde, dass mir ein dahergelaufener Strag alles Mögliche leiht, vom Apfel bis zur Zahnspange, das weiß ich nicht. Meine letzte Hoffnung bleibt, dass die Vogonen erst morgen nachmittag angreifen, wenn ich mir ein Handtuch gekauft habe.

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