LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Monday, June 20, 2011

Das ist Bibi

sagte Heike und setzte sich auf die Leiter. "Du Spack," antwortete Franz, der auf dem Boden verblieben war und Käsekästchen in den Sand zeichnete. "Du hast doch keine Ahnung. Bibi ist garnicht da. Du redest nur, um deinen Mund zu füllen." Für einen Fünfjährigen hatte Franz einen erstaunlich großen Wortschatz.

Gerne würde ich jetzt weiter einen Text über Bibi schreiben, aber das geht nicht. Bibi ist nämlich garnicht da. Überhaupt muss ich jetzt erstmal mit der Gegenwart fertig werden. [Dieser Satz ist übrigens, ebenso wie der Titel, geklaut.]

Ich möchte heute hier verkünden, dass ich eine tiefe, festsitzende Liebe wieder entdeckt habe, die schlief und jetzt langsam wieder erwacht. Wie ein Drache in einer Höhle, der erst das eine, riesige, lederne, beschuppte Augenlid öffnet, bevor er sich des funkelnden Juwelenschatzes um sich gewahr wird und sehr gut gelaunt auch das andere Auge öffnet, so erwacht langsam mit jeder Ubahn Fahrt und jeder belauschten türkischen Unterhaltung meine Liebe zu München. Ich bin der Drache.

Wieder in eine Stadt zu ziehen, die man schon einmal geliebt hat, ist unheimlich praktisch. Tatsächlich muss man sich nur daran erinnern, was einem früher hier Freude bereitet hat, und dann macht man es einfach wieder. Meine alte Tanzschule zum Beispiel gibt es noch. Meine Freunde auch. Politische Vereine meiner Geschmacksrichtung auch. Dann importiere ich mir noch die wenigen Dinge, die ich an anderen Städten lieben gelernt habe, wie Echsen und Fußball, und fühle mich rundum wohl.

Zumindest ist das der Plan. Wahrscheinlich scheitert er, wie das bei Plänen immer so ist, aber dann mache ich mir einfach einen neuen Plan. Es ist ja nur wichtig, dass man weiß, was man will. Es muss ja nicht unbedingt das Gleiche sein wie vor zwei Wochen.

Also zum Mitschreiben: Man importiere das Goebenstift und den Salamander nach München und alles ist gut. In einer Gleichung sähe das wie folgt aus:

Goebenstift + Salamander + München = +

[Plus! Das bessere x!]

Es wird nicht besser. Vor allem weil ich nicht über Bibi schreiben darf. Bibi ist nämlich ein Omega-Huhn auf dem Hof von F. Herb, und ich habe mich mit Inge drauf geeinigt, dass Bibi in meinem Text abwesend ist, und nur auftaucht, weil Frau Kraftschick sie nicht vermisst.

"Das ist Bibi" ist nämlich der Titel der nächsten Lesung, und das nur deshalb, weil Inge es geschafft hat, Bibi  durchzusetzen, und Ollis Panda, der sich dauernd aufgedrängt hat, auf der Strecke blieb. F. Herb ist übrigens auch garnicht mein ehemaliger Professor Friedrich Herb, sondern etwas, das auf einem Bierglas stand. Alle diese Elemente sind aus Ringgeschichten, die Salamandermitglieder traditionell gemeinsam an Sitzungsabenden verfassen. Sowas machen Salamander nämlich, kleine Texte schreiben, die andere dann weiterführen müssen. Dazu nehmen sie alle Mittel, die gerade opportun sind, auch wenn es sich um Bibi, F.Herb oder den Panda handelt. Salamander sind da skrupellos. Trotzdem möchte ich herzlich zur Lesung einladen, die da wäre am 22. Juli im Regensburger Dombrowski. Ich lese auch, aber nicht über Bibi, sondern über Frau Kraftschick.

Damit das nochwas wird, schreibe ich jetzt an eben jener Dame weiter.

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