LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Friday, August 31, 2018

Among Hotel people

Sieben fünfundvierzig, heut bin ich spät dran. Meine Lieblings-Kellnerin ist da, meine Lieblingsköchin leider nicht. Ich probier das Omlett trotzdem. Meinen Tee krieg ich ja schon geliefert, den trinke ich während ich warte. Diesmal nehm ich mir zwei Stück Obst mit, gestern hatte ich nachmittags während der Arbeit so Hunger, dass ich mir eine Semmel kaufen musste. 
Einsam ist es. Es ist Sommerzeit, die meisten haben Urlaub. Von meinen Kollegen ist nur einer da, und der ist auch noch nicht da. Vermutlich schläft er noch, oder er singt in der Dusche. No Woman no cry singt er gern, die zehn Minuten Version. Das macht ihm außerordentliche Freude. Voller Schwung und Begeisterung erzählt er, dass er so laut singt, dass es sicher das ganze Hotel hört! 
Aber das tut es garnicht. Das Hotel ist total geräuscharm. Nix hört man! Außer in den Zimmern die mit 30 enden, da hört man die Klimaanlage, die hört man dafür immer. 
Die anderen beiden Stühle an unserem Tisch werden noch länger leer bleiben. Der eine Kollege kommt erst nächste Woche, der andere - warte mal, wann kommt der wieder? Nicht heute? Oh wäre das nett. Der eine hatte glaub ich sowas gesagt. 

Aber er war dann doch nicht beim Frühstück. 

Inzwischen ist drei Tage später. Der eine kam zum Frühstück, ich hörte auf zu schreiben, ratschte, ging zur Arbeit, focht meine Kämpfe, ratschte, ging essen, ratschte, schlief, ging zum Frühstück - und da waren sie schon alle da diesmal, keine Zeit für Blog, Wiedersehensfreude. Ich wurde einfach überspült. 
Bildlich gesprochen. Wie wenn du auf dem Weg zum Strand bist. Sitzt in der Bahn in dein Wickelkleid, stehst, kannst es nicht erwarten, routierst in Gedanken. Da kannst du noch schreiben. Aber das alles bricht ab wenn du da bist. Tür auf, raus, Wickelkleid aufwickeln im Gehen, Zehensandalen loswerden, Tasche wird fallengelassen, das Kleid hinterher - alles noch im gehen - und schon bist du nass. Du kommst drei Tage später raus voller Eindrücke und merkst, dass deine Zehen und deine Nase halb abgefroren sind. Trotzdem sehnst du dich schon in dem Moment wieder nach dem Ozean. 

Ich fange an zu schreiben wenn ich gehe. Es ist die letzte reguläre Woche. Eine Abschiedswoche bleibt noch, sonst wars das. Keine Frühstückstradition mehr, kein Abendessen mit galanten Briten. Oh nein, nichts verruchtes. Alles Familienväter, die die wilden Wellen des Alltags jovial betrachten und Steuerhilfe geben. Aufrecht stehen sie im Wind und halten das Steuer. Schön war es. Am Ende. Am Anfang war alles so furchtbar, dass selbst junge Charmeure nicht geholfen hätten. Einer hatte sich da versteckt, der hat schon Eindruck geschunden. Den hab ich aber erst gesehen, als ich aus meinem Loch rauswar. Am Montag. Vorher - kein dran denken. Zerrissen wurde ich, zwischen drei Stellen, derjenige der das organisieren sollte, trat zu als ich am Boden lag, und derjenige, der sich vor mich stellen sollte, schwieg. 

Nein. Einfach nicht. Nicht weiter, nicht länger, aus, was anderes, das hier ist nicht alles, es gibt noch Meer. 

Wellen, Meer, Ozean, in dem du versinken und verschwinden kannst, in der kühlen, warmen Frische voller Fische. Gutes Meer. Mehr Meer. 

Das Omlette war leider nicht so gut wie das von meiner Lieblings-Köchin. Auch der Tee nicht, wobei die Kellnerin dafür nichts kann. Der beste Tee bleibt der, den ich daheim trink, zum Geburtstagsfrühstück. Ein wunderschöner Blumenstrauß steht vor mir, das schöne Geschirr, das Überraschungspaket meiner Cousine. Wenn ich jetzt noch nicht allein wäre ...


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