LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Monday, June 18, 2018

Mundgeruch

Irgendwo um mich herum hat jemand richtig heftigen Mundgeruch, bissiger Geruch der tief aus dem Magen kommt und krank riecht. Es ist eine Fahne, ein Signal. In seinem Magen wächst Krankheit, es gärt und brodelt und kann nicht heraus, frisst sich immer tiefer in den Leib, in die Eingeweide. Die Fahne ist klar und deutlich erkennbar. Alles außer sichtbar ist sie, für ihn, für die um ihn herum. Sie sagt: hallo, hier ist einer, der vor sich hinkränkelt. Er kümmert sich nicht um sich selbst. Hier, ich bin Krankheit, hier brodle ich. Es ist der Mann neben mir. Höflich wollte ich sein und so tun als wüsste ich nicht genau woher sie kommt, aber die Fahne ist nicht zu ignorieren.
Soll ich ihm sagen: geh zum Arzt. Dein Körper spricht, er warnt! Gib Ruhe, lass dich untersuchen. Mach eine Kur. Schlafe viel. Iss weniger, aber besser. Geh spazieren. Setze dich auf eine Bank und schaue auf den Horizont. Lass deinem Körper Zeit, sich zu erholen. Mach ihm währenddessen nicht noch mehr Arbeit mit schlechtem Essen, Giften wie Alkohol und Zigaretten, und Stress. Oh dieser Stress. Wann kippt Beschäftigung und Bewegung in Stress? Bei der 150sten Fahrt von München nach Frankfurt? Der 200sten? Dem 745 Konferenz-Call um acht Uhr in der Früh? Wann kippt es? Wann bricht der Körper und sagt: bisher hat es mir Spaß gemacht, ab heute läuft es schief. Bis hierher hat es mir Energie gegeben, mich motiviert, mehr Kraft aufgebaut als es gekostet hat, aber heute schlägt es um. Ab heute zehrst du von dem, was du aufgebaut hast in den Jahren. Und was war das? Feines Obst und Gemüse mit vielen Vitaminen, Haferflockenfrühstück, Sonnenstrahlen, Spaziergänge, frische Waldluft oder Meeresbrisen? Oder war es doch künstlicher Zucker? Säure in Kaffeeform? Fettreiche Kondensmilch, die ein Jahr haltbar ist? Was ist denn ein Jahr haltbar, was aus der Natur entnommen wurde? Das ist nicht normal, nein. Du musst erst das lebensnahe entfernen, damit es haltbar ist, das lebensnahe ist das, was sich weiter entwickelt und weiter wächst. Wenn du es entfernst, macht es dich auch ein Jahr später nicht mehr krank. Wie Kondensmilch. Oder Milchpulver das für Kaffeevollautomaten genutzt wird. Auch Zucker macht haltbar, tötet das lebensnahe. Zucker macht alles besser, wenn man nicht kochen kann, dann besonders. Und das passt gut zu fettigem Schweinefleisch, in Soße. Und das gute Bier. Da kommt dann der Alkohol dazu, ja, das Gift das wir alle so lieben.
Wir wissen beide, du und ich, wir Nachbarn im Zug, wir wissen beide, dass es vor allem Letzteres war, was du dir zugefügt hast, nicht feine gesunde Nahrung und Bewegung, sondern vor allem Fett, Zucker, Säure, Gift. Davon zehrst du jetzt. Dein Körper kann nicht mehr, geht an seine Reserven, und siehe, die Reserven sind schlecht. Beim verarbeiten stößt es übel auf. Den schlechten Geschmack hast du im Mund, und ich in der Nase. Es ist so offensichtlich, dass du krank bist. Aber noch nicht so schlimm, dass du dich nicht mehr bewegen kannst. Nich kannst du rennen und es ignorieren.
Du steigst also aus, und hastest weiter. Früher hat es auch funktioniert. Es wird noch ein Weilchen so weiter gehen. Morgen dann, morgen gönnst du dir eine Pause. Aber morgen ist Konferenz mit dem Minister, da geht es nicht. Übermorgenalso. Übermorgen. Vermutlich, wenn nichts dazwischen kommt, aber auf jeden Fall bald. Was ist denn ein Tag oder der andere, du machst es ja bald, das ist doch, was zählt. Jetzt erstmal los.
Du steigst aus, und nimmst deine Fahne mit wohin du gehst, hinter dir her ziehst du sie mit dem üblem Geruch der dich verfolgt wie eine Giftwolke. 

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