LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Friday, August 4, 2017

Regen_Ende


Naaa gut, scheinbar funktioniert dieser Blog wie ein Wunsch ans Universum. 
Ich hab die Waschmaschine repariert. Also, das schreib ich jetzt schon an den Anfang, weil ich das ziemlich cool finde. Ich hab selber meine Waschmaschine wieder zum Laufen gebracht. War der Techniker da, hat gesagt es liegt am Wasserhahn, dann bin ich in den Baumarkt, hab einen Wasserhahn gekauft und Teflonband, den alten hab ich abgeschraubt, den neuen teflonisiert und eingeschraubt und hepp, Wasser an und jetzt läuft die Sache. 
Die Versicherung meiner Firma hat außerdem den gesamten Schaden zurück gezahlt, vom gestohlenen Rucksack. Alles. Angegeben hab ich nur die großen Sachen mit Belegen, Brille, Telefon, Laptop, Bargeld. Der Rest waren Schätzwerte, 50 für Schuhe, 50 für Wäsche, 120 für Papiere und Schlüssel. Aber die haben sie auch übernommen. Die Papiere wären mehr gewesen, schon Führerschein, Reisepass und Ausweis sind 140. 
Und mein Milchzahn kann ersetzt werden, mit Implantat. Der, der mir rausfiel, beim Burgeressen übrigens. Fragte mich der Kieferchirurg, wer den gezogen hätte, den Milchzahn. Sagte ich: "Ein Burger" Schaute er mich ganz lieb an: "Ein Burger, na so." Auf jeden Fall implantiert er mir einen Ersatzahn. Ganz einfach. Halbe Stunde bohren, fertig. 
Da hatte der besonders einfühlsame Augsburger Zahnarzt noch gesagt, mein Knochen wäre zu dünn. Man müsse erst Knochen woanders absägen und dann auf die Stelle, wo der Milchzahn war, draufschrauben, dann wieder warten wegen Abheilen, dann Loch bohren, dann warten, dann Fassung einschrauben, dann Stift, dann Zahnkrone drauf. Und natürlich zahlen, alle sehr als 3000 Euro, dafür dass mir jemand das antut, was gemeinhin als Völkerrechtsverbrechen angesehen wird. War ich aber jetzt einmal beim Professor Doktor Doktor (Nolte heißt der, is beim Klinikum Großhadern, ja, das ist eine direkte Empfehlung) und der ganz glücklich: Milchzahn verloren, Eckzahn Nichtanlage (heißt garnie da gewesen), das ist ihm das Liebste, das geht ganz schnell. Direkt gefreut hat er sich mir in den Schädel bohren zu dürfen. 
Also, Wunsch ans Universum. Kaum schreib ich meine Sorgen ins Internet, schon dröselt sich alles auf. Alles gut sobald man es rausschreibt. Wobei, muss schon sagen, bissi kompliziert ist das schon mit dem aufräumen nach dem ganzen Juni-Tohuwabohu. Mal eine ganz ernst gemeinte Empfehlung: Wenn ihr euch was Klauen lasst, macht das nicht direkt vor nem Umzug. Das ist schon extra kompliziert alles. Weil, dann hat das Amt in eurer neuen Stadt nämlich die Daten von euren Ausweisen und Papieren nicht. Theoretisch müsst ihr dann in der alten Stadt alles beantragen. Wirklich, kein Scheiß! Das war ganz schön knapp bei mir, mit dem Ausweis ging das nur, weil die Ämter die alten Daten noch im Computer hatten. Sonst hätte ich zu ämteröffnungszeit nach Augsburg müssen, da neu beantragen, dann nochmal zu Ämteröffnubgszeit abholen, und dann nochmal, zu Ämteröffnungszeit in München ummelden. Muha, das sind drei Tage frei. 
Ich, Glück gehabt: musste halt dann erst zum KVR wegen Ausweis und Ummeldung nach München. Erst nach der Ummeldung konnte ich den Führerschein beantragen, weil Führerschein kannste nur beantragen in der Stadt in der du gemeldet bist. Und Ummeldung geht halt nur mit Ausweis. Aber Gott sei Dank konnte der Mitarbeiter vom KVR da halt irgendwie zaubern. Hat mich erst umgemeldet mit den alten Daten, zurück nach München in die neue Wohnung, und dann hat er gesagt, diese Münchner Bürgerin braucht nun einen neuen Ausweis. Und Reisepass. Toller KVR-Zauberer war das. 
Nur das mit den  Fahrzeugpapieren, leck mich am ... also, das geht nur wenn du vom alten Amt, also bei mir Augsburg, eine Unbedenklichkeitserklärung bekommst. Kein Zauber möglich. Das Amt in Augsburg muss dem Amt in München ein Papier schicken dass das Auto bei denen gemeldet ist. Is aus folgendem Grund wieder nachvollziehbar, weil nämlich: da steht ein Schlüssel drauf, eine Nummer, mit dem die Münchner die Daten vom Augsburger Amt holen können. Der steht auf dem Fahrzeugbrief wohl nicht drauf. Ne, dann kannst du das plötzlich alles verstehen. Aber, Alter, so ein Aufwand. Und die TÜV-Bescheide brauchst du, selbstverfreilich. Und den Brief! Also, das hab ich noch nicht wieder, den Fahrzeugschein. Weil sich in Augsburg im Amt nur einer damit auskannte, der war erst in einer Besprechung und dann essen. Muss ich nochmal zum Amt. Jetzt war ich einmal einen Arbeitstag beim KVR, und einen bei der Führerscheinstelle. Der Führerschein wird Gott sei dank zugeschickt. Dafür hab ich inzwischen eine Bescheinigung, die mich entbindet von der Pflicht eine Fahrerlaubnis mitzuführen. Heißt, ich muss keinen Führerschein dabei haben wenn ich Auto fahre. Ein internationaler Führerschein, den ich auch habe, gilt nicht. Der ist nur gültig mit Führerschein. Ist eine Übersetzung des deutschen Führerscheines. 
Klar soweit? 
Irgendwie bin ich ja schon in die deutsche Bürokratie verliebt. Is n bisschen pervers, aber irgendwie find ichs geil. 

Aber jetzt zu was ganz anderem.  

Ach eins hab ich noch vergessen: Internet hab ich auch und wir haben eine Steckdose gefunden, die Verbindung zur Satellitenschüssel hat. Also, jetzt müssen wir noch die anderen Satellitenstecker in der Wohnung aktivieren, weil wir habe in vier Zimmern vier Stecker, aber nur eine funktioniert, die in der Teestube. Und Badlampen brauchen wir noch und Salatbesteck. Aus irgendwelchen Gründen habe ich kein Salatbesteck. Mein ganzes Leben keines besessen. Seltsam oder? Also vor allem deshalb, weil ich eine Schaumkelle und eine Fleischgabel hab, und eine Sauciere. Da sollte das Salatbesteck doch vorher kommen, meint man. Aber nee. Das Holzregal im Keller muss auch noch repariert werden und ins Schlafzimmer, dann muss der wunderschöne Lampenschirm aus Pappelholz, den ich in Litauen bestellt hab, auch ins Schlafzimmer und dann ist das Schlafzimmer fertig. Und meine Mutter braucht eine neue Matrazen und Neid Bettzeug. Das gönnen wir der Armen alten kranken Frau. 
Also, ihr seht schon, jetzt kommen die Kinkerlitzchen, aber wir sind meilenweit weiter als vorher. Puh. 

Trotzdem wollte ich noch was anderes schreiben. Jetzt fängt dieser Blog quasi an:

Es geht um eine befreundete Familie, die ein Haus mit vier Wohnungen von der Oma vererbt bekommen hat, in der Gegend von München. Die Oma hatte Sohn und Tochter und das Haus geht direkt an deren fünf Kinder über. Und die streiten sich jetzt. Also die Geschwister der Kinder sind sich unter sich einig, aber mit ihren Neffen und Nichten nicht. Auszahlen kann keiner den anderen, weil natürlich Nähe München. Jetzt denkt ihr, vier Wohnungen fünf Nachfahren, geht rechnerisch nicht. Aber das wäre es garnicht. Zwei von denen sind garnicht in der Rechnung. Einer aus tragischen Gründen, wollen wir nicht drüber reden, aber auch junge Leute können so krank werden dass man weiß: das geht nimmer lang. Nein, nicht Aids, das andere. Na, dann noch einer, der ist oben an der Nordsee, glücklich, alles gut. Wieder andere ist in Thailand und will zurück nach Hause. Geil, Wohnung da. Noch andere will größere Wohnung weil Familie geplant (derzeit 60qm gemietet, hm). Geil: Wohnung da. Dann noch zwei Wohnungen über. Voll die Möglichkeiten! Vermieten, Erbengemeinschaft, peaux au peaux die anderen auszahlen. Doch ne gute Sache, ne? Aber wollen die nicht. Wollen nicht zusammen in einem Wohnhaus wohnen. Weil: "Da wäre Streit absehbar"

Und das treibt mich jetzt um: 
was ist denn das für ne kurzsichtige Planung? Is das so in der Welt, Streit, Ende der Geschichte? Wenn das so wäre wäre kein Deutscher jemals nach Italien gekommen! Weil: Alpen, Ende. Dabei ja in Wahrheit: Alpen, dahinter geil. Und manche bleiben direkt in den Alpen, weil Alpen selber schon geil. Aber die so: Streit am Horizont, aus. So ein Unfug. Streit ist doch nicht das Ende der Geschichte. Kommt Streit, kommt Versöhnung. Kommt wieder Streit. Kommt wieder Versöhnung. Normal! 

Das passt jetzt auch doch wieder zu meinem letzten Blog, dem Wutblog. Ist auch nicht ewig. Nur, ehrlich mal: die Entscheidung, auch mal nen Wutblog zu schreiben ermöglicht überhaupt erst diesem Blog. Weil, vorher immer so: jetzt müsste ich nen Wutblog schreiben (weil ich wütend bin!) aber Wut nicht genehm, nicht erlaubt, drum: kein Blog. 

Das ergibt doch alles keinen Sinn. 

Dann müsste man ja auch immer dem Regen davonreisen, immer wenn Regen aufzieht, weiter reisen, weil Regen wie Streit, wie Berg, unangenehm, Ende der Geschichte. Ende des Blog. Dabei sitzen wir hier in Italien in der Nähe von Rom bei 40 Grad im Schatten und Dürre seit drei Monaten. Das ist garnicht gut. Denk mal an die tollen italienischsten Tomaten, jeder Biss ein Mund voller Aroma, fest und sonnenverwöhnt, ein Genuss! Die Zucchini, die Erdbeeren, die Melonen. Alles verdorrt. Weil kein Regen. Wie die Menschen. Was für tolle Dinge Menschen erreichen wenn sie zusammenarbeiten, nicht die Flinte ins Korn werfen beim ersten Streit, sondern durchziehen, sehen was die anderen sehen, daran wachsen, sich weiter entwickeln, lernen, Neues schaffen. 

Es kommt alles zurück zu Hegel und seiner Dialektik. Hundert Menschen können nicht fliegen, aber wenn sie sich zusammentun und gemeinsam ein Flugzeug bauen können tausend Menschen damit fliegen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. 


Hier, auf dieser Terrasse unter den Pinien mit den schreienden Zikaden, verschwitzt vom Sitzen und Tippen kann ich nur sagen: ich wünsche mir Regen. Ende. 

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