LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Tuesday, July 11, 2017

Juni des Vergessens

Der Juni ist der Monat des Vergessens. Also, irgendwie auch nicht, weil bei dem ganzen Scheiß der passiert ist, auch eine so unendlich großartige Veränderung passiert ist, dass der Juni auf keinen Fall vergessen werden darfsollwird. Aber man soll nicht gleich, wenn man etwas geschrieben oder gesagt hat, alles wieder relativieren drum bleiben wir beim Vergessen und gehen vielleicht am Ende nochmal auf das Andere ein. Eines muss ich aber relativieren, weil, es hat garnicht im Juni angefangen sondern im Mai. Jetzt haben wir es aber dann auch.
Dann kann ich zum Ausgangspunkt zurückkommen, das ist nämlich der, dass ich mich unsäglich aufrege!
Ich rege mich tatsächlich unsäglich auf, UN-SÄG-LICH! wenn mir jemand vorwirft, dass ich mich seit zwei Monaten nicht gemeldet habe. Alter! Zwei Wochen hab ich mich nicht gemeldet, zwei Wochen, und dann kam die Woge! Und ja, die hab ich jetzt sechs Wochen verkraften müssen, aber Alter was war das auch für ne Woge?! Hätte ich denn bitte mittendrin ne Rundmail schreiben sollen? So a la: entschuldige, ich melde mich um zu sagen, dass ich Stress hab und mich nicht melden kann? Argl, wie ich mich aufrege.
Also was hab ich die sechs Wochen gemacht die ich böses Kind mich nicht gemeldet habe?
Als allererstes habe ich mich beklauen lassen. So richtig komplett. Stand in Barcelona mit nichts außer meiner Kleidung, meinem Firmenausweis und zwei Haarnadeln. Die beiden Telefone, der Laptop, der Geldbeutel, die 300 Euro, die Brille, die flachen Schuhe, das Geschenk meiner Schwester, das Make-up, ja auch die dreckige Unterhose, alles weg! Das hatte ich alles nach Barcelona gebracht, und zurück brachte ich neben den genannten Gegenständen noch eine Anzeige und einen Ausdruck meines Reisepasses. Ja, ne? Ich könnte ja länger erzählen, aber es ist noch so viel anderes passiert dass wir weiter machen müssen, sonst werden wir nie fertig!
Das alles ist nämlich, zu allem Überfluss, nicht einfach nur so passiert, sondern einen Tag vor der Wohnungsübergabe der neuen Wohnung! Voll gut, da stehst du dann ohne Zugang zu deinen Mails und ohne Terminkalender, kannst den genauen Termin nicht nachschauen, kannst aber auch nicht anrufen weil du die Nummer nicht hast. Yeah! Hast auch kein Notizbuch, nur einen Zettel auf dem die wichtigsten Telefonnummern stehen. Arbeiten musst du natürlich außerdem, drum hast du auch keine Zeit zum Sachen besorgen. Und ach, ganz mette Überraschung: bei Wohnungsübergabe erscheinst du mit einer dicken fetten Zahnlücke da wo dein oberer rechter Eckzahn hingehört, weil, man beachte das Timing, am Tag vor der Übergabe aber nach Überfall dein Milchzahn, der da vorher war, sich nach31 Jahren entscheidet, in einem Burger hängen zu bleiben.
Also hast du jetzt Wertgegenstände für knapp 3500 Euro verloren und einen Milchzahn. Du bist, Gebisstechnisch, gleichauf mit deiner Nichte, die allerdings Sieben ist. Da passt so eine Zahnlücke wegen Milchzahnverlust erheblich besser. Du bist auch was Ausstattung angeht ziemlich nahe bei deiner Nichte, die hat auch keinen Laptop und kein IPhone, geschweige denn zwei. Allerdings ist die näher bei deiner Schwester, was schon sehr beruhigend ist und auch für dich gewesen wäre, aber die ist halt auf der anderen Seite des Ozeans, genauso wie deine Nichte. Aber das nur am Rande. Am Rande der Erzählung, nicht am Rande des Ozeans.

Je nun, wo waren wir? Ende Mai waren wir, richtig. Einen Milchzahn und einmal komplettes  Reisegepäck sind wir losgeworden, eine Wohnung haben wir auf der Habenseite zu verzeichnen. Soweit, damit könnte man noch klarkommen. Wobei, ne, Verlust heißt immer auch Ersatz beschaffen, und aAter, Verlust geht mega schnell aber Ersatz beschaffen! Zahnarzt 2 Stunden, KVR 4, Bank Besuch zu Öffnungszeiten, nochmal Zahnarzt zum Klemmzahn abholen (ich hab jetzt einen Plastikzahn für die Lücke, zumindest in der Zwischenzeit) , Kieferorthopädentermin ausmachen, ach, und Umzug vorbereiten. Heißt Kisten packen. Total das worauf du Lust hast wennste grad alles losgeworden bist. Der Umzug aber war Mitte Juni geplant, drum herum kam ich also nicht. Hab ich nicht was vergessen? Ach ja, die Inspektion für mein Auto, richtig. Scheints ist alles kaputt, oder zumindest ziemlich viel, und die Reparatur kostet etwa 1200 Euro. Oder 1500. Wann Inspektion war? Gut, dass du fragst, drei Tage nach dem Diebstahl. Nach der Übergabe. Oder auch zwei Tage nach dem Milchzahn.
Und da fragen die noch warum ich mich nicht gemeldet habe??!
Man muss sagen, dass ich die Inspektion um eine Woche verschoben habe weil mir das alles zu hart war. Das hab ich dann am gleichen Tag gemacht wie das Ämterrennen und den Zahn abholen. Ich bin an dem Tag natürlich auch nur zu einem Amt gekommen, zum KVR. Zur Führerscheinstelle muss ich nochmal extra, und zur Ausstellung eines neuen Fahrzeugscheins.
Aber es ging ja weiter. Jetzt haben wir es aber auch langsam. Bis Mitte Juni war ich dann also mit Ämtergang und Umzugsvorbereitung gut beschäftigt, arbeiten musste ich auch noch und dann auch noch für das neue Projekt, ja? Das hatte Anfang Juni angefangen, hatte ich das schon erwähnt? Nein? Ach so. Na, auf jeden Fall war das auch noch. Mitte Juni war dann der Umzug. Und seither geht die Waschmaschine nicht mehr. Das ist so ein Kinkerlitzchen, dass es echt nicht ins Gewicht fällt irgendwie, aber seither lauf ich halt zum Waschsalon. Offline bin ich auch, weil ich meinen alten Internetvertrag nicht umziehen kann und der neue noch nicht hinhaut wegen Termin und allem. Auf der anderen Seite macht das nix, weil ich ja kein internetfähiges Handy hatte über lange Strecken. Ich hatte ein Ersatz-Blackberry leihweise, bei dem ging aber Telegram nicht. Meine andere Firma hatte sich erst zwei Wochen geweigert mir Ersatz zu beschaffen für mein Arbeitshandy. Dann fanden sie raus, dass das Problem die SIM-Karte war und dass da eh schon Ersatz da war. Die haben sie mir dann geschickt. Dann hatte ich aber noch kein Handy. Ein Ersatzhandy haben sie mir die Woche drauf geschickt. Allerdings habe ich das, weil ich ja gerade umgezogen war, erstmal an die Arbeitsadresse geschickt. Leider gibt es aber eine automatische Umleitung für Post, die zur Arbeit geschickt wird, an die Poststelle, und die ist in Unterföhring, während ich im Münchner Süden sitze. Natürlich war die Lieferung auf Mittwoch vor einem Feiertag geplant, am Freitag war ich nicht da, und so bekam ich das Handy erst am Montag. Machte aber eh nix, weil: ich hatte bis dahin die PIN verloren. Es war das Umzugswochenende, und die PIN wurde mir in meine vorübergehende Unterkunft geschickt, mit einem ähnlichen Brief den ich bekommen hatte wegen dem Internet, dass ich in meiner neuen Wohnung nicht nutzen konnte. Rat mal welchen Brief ich wutentbrannt weggeworfen habe? Richtig, den falschen. Ich habe dann eine Woche lustige PINs ausprobiert (ich hatte mir den PIN-Brief ja angesehen und hoffte auf mein Unterbewußtsein), bevor ich kleinlaut zum Shop ging und was fand ich da heraus? Der hat mir einfach eine neue gegeben. Keine Ahnung wie, aber ich durfte mir die sogar aussuchen. Voll gut. Aber wie gesagt hat es sehr lange gedauert bis ich dann wieder ein Arbeitshandy hatte.
Es ist so nervig. Immerhin hat die Dienstreise nach Paris geklappt, naja, auch nur eingeschränkt weil ich falsch gebucht habe und dann mitten in der Nacht vor der Abreise nochmal alles umbuchen musste. Ich hatte, weil ich auf einer amerikanischen Seite gebucht hatte, bei denen die Wochen gerne mit Sonntag anfangen, nicht von Montag bis Mittwoch gebucht, sondern von Sonntag bis Dienstag, weil ich, als ich alles fertig hatte und kurz vorm buchen war, unterbrochen wurde. Als ich wieder dazu kam, musste ich natürlich von vorne anfangen und habe einfach blöd geklickt, mir aber das Datum nicht angeschaut. Fataler Fehler! 200 Euro teurer Fehler! Drum hab ich von Dienstag auf Mittwoch dann auch bei AirB'nB genächtigt in Paris, weil alles andere 200 Euro pro Nacht gekostet hätte. Mein Fehler fiel mir übrigens Sonntag Nacht auf. War n bisschen stressig dann noch mit Hinfahrt buchen. Dafür war ich auch an einem Tag auf dem Eiffelturm mit der Kollegin und hab nicht gearbeitet und auch sonst nichts Wertschöpfendes getan, haha, und kein schlechtes Gewissen hab ich deswegen!
Das wars eigentlich an Dingen die passiert sind und mich beschäftigt haben. Die Dienstreise war vorletzte Woche. Hätte ich mich letzte Woche schon melden können. Ich verantwortungsloses Kind, keine Ahnung wie es soweit hat kommen können, da wäre ich auch sauer auf mich wenn ich RentnerIn wäre und nichts zu tun hätte.







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