LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Wednesday, October 3, 2018

Panik

Panik, die uns treibt, ist nichts erwähnenswertes. Es ist immer die gleiche Panik, die ihr auch alle kennt. Panik vor Veränderungen, Panik die kommt wenn man etwas Großes plant, Panik, die dich wach hält. Im Kopf gehst du alle Eventualitäten durch, alle Horrorszenarien - Panik im Kopf. Je größer die Panik desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man sich entsprechend vorbereitet auf das große, drohende was-auch-immer. Und Panik, die dafür sorgt, dass alles gut wird. Panik. Panik in Träumen.

Träume, die ganz harmlos anfangen, zum Beispiel mit asiatisch essen gehen. Nur, dass einem dann nicht nur Lachssashimi serviert wird, sondern noch Vogelkopf-Carpaccio vom Rotkehlchen. Dünne, orangene Scheiben mit grauem Flaum. Da sitzt du in diesem riesigen Wirtshaus auf einer Holzbank, blickst auf deinen Teller mit dem orangenen Lachsfleisch und wunderst dich, was da denn noch unter dem Beilagengemüse liegt. Und dann wird dir schlecht. Der Kellner, eilends gerufen, ist irritiert. Eine Spezialität liegt da vor dir. Er druckst herum, wohl wegen seiner Dienstleistungsrolle die er gerne devot erfüllen möchte. Doch dein Affront überwiegt. Schnell wird dir klar, was du da angerichtet hast, da ist es zu spät. Er holt den Inhaber. 
Der sitzt dann ganz ruhig und elegant neben dir, die Hände im Schoß gefaltet. Gleichmütig erklärt er dir, dass du ihn und seine Kultur beleidigst. Affen stürmen ins Gasthaus. Sie verwüsten den hinteren Teil, während du dich vorne windest. Es hebt dich immer noch. Die Rotkehlchenkopfscheiben liegen gut sichtbar vor dir. Die Affen kreischen. Der Geschäftsführer ist unbeeindruckt. Die asiatische Kultur. Die Auswirkungen seines Handelns sind dir voll bewusst. Du windest dich, beugst den Kopf, die Hände aneinander gepresst. Ja du verstehst, es ist auch garkeine Beleidigung, es ist ein Missverständnis, es tut dir leid, das wolltest du nicht bestellen, alles sei gut, nur ein Missverständnis. Der Geschäftsführer rührt keine Miene. Die Affen haben inzwischen ganze Arbeit geleistet, zwei Drittel der Gäste im hinteren Bereich sind bereits geflohen mit zerzausten Haaren und zerrissener Kleidung. Ein kleiner Teil blieb noch, mit geduckten Köpfen eilten sie ihr essen herunter um möglichst bald zu gehen. Das muss doch dem Geschäftsführer auch bald zu dumm? Aber nein. 
Erst als der Elefant reingestürmt kommt. Da ist es jetzt aber vorbei. Ein junger, indischer Elefant kommt durch den Mittelgang gestürmt und schlägt mit dem Kopf links und rechts die Bänke um. Da rennen auch die letzten, selbst die Affen verschwinden. Du rettest dich mit einem Hechtsprung aus dem Weg und rennst. Der Geschäftsführer ist auch aufgesprungen und geflüchtet Richtung Küche. Da ging es dann plötzlich mit der Beweglichkeit. Und während der Elefant alles zerstört, beruhigt sich langsam dein Panikkopf. 
Nur um danach ein Loch in deinem Bauch zu entdecken.
Du glaubst es nicht, ein bisschen kratzt du an einem Schorf auf deinem Bauch, ganz klein und rund ist er. Geht er natürlich ab. Und was kommt darunter zum Vorschein? Ein Loch! Ein veritables Loch, direkt durch die komplette Haut geht es in deinen Bauch zum Darm und was darum ist, die Wände des Lochs, es ist ja mehr ein Tunnel, sind glatt verwachsen und schön verheilt. Als hätte jemand einen Zugang gelegt,  und der Schorf war der Stöpsel.  Da bloß jetzt nicht zu viel bewegen! Sonst fließt alles raus.

Panik. Panik sorgt gern dafür, dass du dich super vorbereitest. Mögen diese Träume auch für etwas gut sein. 

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