Jetzt also doch wieder Blog oder wie? Völlig inkonsequent? Ja Mann, das ist mein Blog, da sag ich wann was ist! Und wenn ich wieder Blog schreiben will, dann tu ich das und keine zehn Pferde können mich davon abhalten. Außerdem, was soll ich denn sonst machen, wo ich jetzt zehn Stunden nach Polen fahre?
Ja, ich mach nen Städtetrip. Die Reiseroute ist: Krakau - Berlin - Utrecht - Luxemburg - Bonn - Ludwigshafen
Zwei Wochen hab ich dafür Zeit, überall kann ich gut zwei Tage sein. Ich dacht mir das wird ganz easy, wenig Zeug mitnehmen, gemütlich im Bus und im Zug sitzen und dazwischen mit vielen netten Leuten in schönen Städten trinken und ratschen. Dann hab ich heut morgen meinen Rucksack hochgehoben.
Der ist so schwer! Wie soll ich den nur die ganze Zeit tragen? Ach du meine Goethe! Da hab ich millionentrillionenbillionenbazillionenklingonen Dinge drin, und die Hälfte davon ist Unterwäsche. Die andere Hälfte ist Alkohol. Am Markt hab ich am Mittwoch noch tolle Schnäpse gekauft, Brombeere und Haselnuss und Zwetschge und Bier natürlich. Das wird alles auf der Strecke bleiben, bei der Ola und der Raika und der Julie und dem Feng. Jetzt lagert es gerade in dem bazillionenvollen Rucksack irgendwo unter mir in den Gedärmen dieses Busses, umwickelt von meinen Pullovern und meinem einzigen Handtuch.
Hätte Katja (das ist übrigens meine neue Mitbewohnerin, Katja, mit Hund Frieda; also hätte diese Katja...) gestern nicht noch gefragt: "Hast du ein Handtuch?", hätte ich jetzt kein Handtuch. Welch ein Glück, dass es Katja gibt. Wo doch jeder weiß, dass ein Handtuch das zentrale Gepäckstück eines jeden Anhalters durch die Galaxis ist. Hups, fasches Buch, wir sind ja garnicht am Rande des Universums. Wir sind auf einer Autobahn (am Rande des Universums).
Ich sitz im Bus und schreibe Stuss
die Füße tun mir frieren
der Fremde neben mir
hört laut Musik dafür
lässt er mich friedlich stieren
Ich bin im Nirgendwo
ja das ist sicher so!
Nirgendwo ist ein Ortsschild
Nach dreißig Minuten schon
hielten wir an zum Hohn
des deutschen Pünktlichkeitsbild
Wir werden niemalsnich
pünktlich in Polen-ich
ankommen, aber eh wurscht;
Die Zeit die fliegt vorbei
sie ist ganz einerlei
wichtig sind Hunger und Durst
Die hab ich beide nicht
von An- zu Angesicht
das wird schon alles werden;
Hauptsache ist gesund
dann geht sich wohlgemund
auf dieser schönen Erden
Als ich heut morgen aufgewacht bin, blickte ich in einen rosa Himmel, in den jemand mit einem verschwenderisch breiten Pinsel hellblaue Striemen gemalt hatte. Wann tut einem schon mal jemand den Gefallen, einen zum Aufwachen über Felder und Wiesen zu fahren, die Bob Ross gemalt haben könnte? Mit dem schnurrigen Gezuckel eines großen, behäbigen Reisebusses geht es vorbei an einer alten Dosenfabrik. In der Ferne steht ein Kirchturm, und ein paar Bauernhäuser sind in die Landschaft gewürfelt. Im Raureif des Morgengrauen sehen kleine Dörfer immer so aus, als ob der Mensch ausgezogen sei und die Natur sich das Gebiet schon bald zurückerobern würde. Steinmauer werden schon bald abbröckeln und zuwachsen, Rehlein werden solange über Vorhöfe trapsen bis der Asphalt rissig wird. Dabei verabschiedet sich das Morgenrosa in Wahrheit Richtung Westen, nach Frankreich, Spanien und USAland. Das Himmelblau obsiegt und sagt uns allen: "Hallo, wach? Ruckel und zuckel dich aus deinem Bettchen, beginn dein Tagwerk! Dein Bus wartet schon."
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