LL Aktuell

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Geschichten und andere Geschichten

Saturday, April 27, 2013

Smalltalk ist ein Vertrauensbeweis an die Fremde

Zwei Stunden Fitnessstudio, eine Stunde davon auf dem Fahrrad, eine auf dem Crosstrainer;
Dabei fernsehen; Ich habe keinen Fernseher, ich gehe zum Fernsehen ins Fitnessstudio. Man kann nur gucken solange man tritt. Sonst geht der Strom aus und man hört keinen Ton mehr. Die Bildschirme laufen weiter, acht haben sie, wo 24 Stunden jeweils der gleiche Sender läuft. Zumindest glaube ich das. Ich war noch nie 24 Stunden lang dort, aber das Studio hat 24 Stunden geöffnet.
Mein Freund schrieb eine SMS, als ich gerade durch die Tür ging um nach Hause zu gehen. Das nenne ich Timing. Leider reagierte er nicht auf meine Antwort. Aber morgen ist auch noch ein Tag. Zumindest weiß er, dass es mir gut geht, wenn er morgen aufwacht. Ich hoffe, er wacht gut auf.
Daheim angekommen, setzte ich mich auf die Dachterrasse. Der Mond zog mich an. Er ist rund und voll. Kleine Schleierwolken umranden ihn. Nach einer Weile innehalten kamen die Geräusche der Nacht zu mir. Reudige Katzen, die einsam ihren Jammer in die Welt schreien. Fernes Autorauschen. Und der unvermeidlich-kitschige Wind in den Blättern.
Gut, wenn ein Wetterbericht einmal nicht recht hat. Er sagte: Regen. Er sagte: kalt.
Das heben wir uns mal schön für morgen auf, frühestens. Wir hatten drei Tage schönes Wetter, am Stück. Gestern konnte ich sogar ein Kleid tragen, ohne Strumpfhose. Drei Tage, nach einem erbarmungslos langem Winter. Und ich meine Winter - vor drei Wochen hat es noch geschneit, und jetzt haben wir bald Mai. Wenn man so einen bösen, grauen, kalten, verschneit-vermatschten Winter so lange um sich hat, muss man einfach vom Wetter reden. Auch, wenn es das langweiligste Blogthema überhaupt ist.
Oder anders: Wenn man sich solange nicht gesehen hat wie wir uns, dann redet man wohl unvermeidlich über's Wetter. Erbärmlicher kleiner Small-Talk, den ich da führe. Wie jeden Tag in der Arbeit, mit diesen Kollegen, die man immer nur ganz kurz die Woche sieht. Nein, nicht erbärmlich, der Small-Talk. Gutes Bindemittel mit Fremden, die man gerne zu Freunden machen will, weil man davon ausgeht, dass sie nett sind. Also ein Vertrauensbeweis in die Fremde. Fremde im Sinne von Fremdheit.

Blogschreiben ist leichter auf Reisen. Natürlich besonders einfach, wenn man konkret reist, zum Beispiel nach Kalifornien. Zumindest wenn man die Zeit dazu hat. Aber auch auf übertragenen Reisen ist Bloggen viel einfacher. Zum Beispiel auf der Reise in die Berufstätigkeit, wie in Bonn. Da ist Bloggen einfach mal kein Problem, ja, im Gegenteil, es verbessert das ganze Geschehen.

In München bin ich angekommen. Schon als ich in München ankam, war ich eigentlich angekommen. Seit ich aber Bruckengangsterin bin, hab ich auch ein Zuhause. Mit Garten und Tandem und Gartenzwerg und Garage, und mit bellendem Nachbarshund, mit gemeinsam Abendessen, mit Fahrrad vor der Tür und dem universellen Alles-Gut-Gefühl. Was soll man da schon schreiben? Alles gut?

Das ginge. Ja, das ginge sicher. Ich könnte, einfach so, jeden Tag schreiben: alles gut. Und genau da liegt das Problem, nicht wahr? Mir graut davor, es zu bestätigen, dieses abgedroschene Klischee, aber Kunst, selbst so eine banale Kunst wie Blogschreiben, bedarf einer Triebfeder. Nein, schlecht gehen muss es dem Künstler nicht, nein - wobei es hilft, garkeine Frage. Aber stillstehen darf er nicht. Und offentichlich darf es ihr auch nicht zu gut gehen. Das killt die Kreativität.

Nur: warum schreibe ich das hier dann?

Die Gläser hoch auf eine neue Sinnreise! Setzt die Segel, hebt den Anker! Wir begeben uns auf eine Reise zum Ursprung der letzten Frage.

Morgen!

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